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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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kam, war bereits Mittag vorüber, dennoch bekam ich ein Frühstück und las den Bericht der Times über den Brand, welcher die gesamte Titelseite und einen Teil der zweiten einnahm. Alle anderen Pensionsgäste hatten schon lange das Haus verlassen. Julia bediente mich. Sie sah sehr blass aus, hatte dunkle Ränder unter den Augen und brachte mir den Kaffee, als ich mich setzte. Wir wünschten uns einen guten Morgen, das war alles.
    Es gab Pfannkuchen, die Tante Ada buk. Ich hörte das rhythmische Schlagen ihres Löffels, mit dem sie den Teig rührte, während Julia Kaffee eingoss. Julia brachte dann die erste Pfannkuchenladung herein und blieb neben mir stehen, während ich sie mit Butter bestrich. Ich blickte sie an, und sie sagte: »Das Leben, das er verloren hat, wäre nie ein wirklich schönes, glückliches Leben geworden, nicht wahr, Si?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, er war besessen. Halb verrückt vor krankhafter Gier, die er niemals hätte befriedigen können. Nichts hätte ihn jemals zufriedengestellt. Manchmal ist es wirklich besser für jemanden, tot zu sein. Er war so jemand.«
    Julia aber wollte davon nichts wissen und schüttelte den Kopf, bevor ich weitersprechen konnte. »Das zu entscheiden liegt nicht an uns. Wenn wir geblieben wären, wenn wir nur dort geblieben wären!«
    »Hören Sie zu«, sagte ich und nahm die Zeitung zur Hand, die auf der zweiten Seite aufgeschlagen war. »›Der stellvertretende Führer des Einsatzkommandos Nummer eins der Feuerwehrwagen, James Heaney‹«, las ich laut vor, »›berichtete uns, dass sein Wagen nur etwa zwei Minuten nach dem Ausbruch des Feuers in der Nassau Street eingetroffen sei und er noch nie in seinem Leben so überrascht gewesen sei. Ein Pulvermagazin, meinte er, hätte nicht schneller hochgehen können.‹« Ich sah Julia dabei an, dann las ich weiter. »›Captain Tynan sagte heute Nacht, dass er noch niemals zuvor bei seinen Einsätzen als Polizist einen gewaltigeren Brand erlebt habe als diesen.‹«
    Ich blätterte zur ersten Seite vor, fuhr mit dem Finger eine Spalte entlang und las: »›Die folgende Aussage zum Ausbruch des Brandes stammt von Mr. E. O. Ball: Ich ging die Treppe an der Nassau Street hinab und als ich am Fuß der Treppe angelangt war, schossen Flammen aus dem neuen Aufzugschacht im Keller hoch. Nichts ließ auf eine Explosion schließen. Die Flammen fuhren wie ein Blitz den Schacht hoch, und ebenso schnell durch das Treppenhaus, dichter schwarzer Rauch stieg auf, der fast augenblicklich jede Fluchtmöglichkeit abschnitt …‹«
    Sie hatte die Hand auf die Brust gepresst. »Das steht wirklich da? Ich habe die Zeitung nicht gelesen, ich hätte es nicht ertragen.«
    »Das sind, Wort für Wort, Zitate aus der New York Times vom 1. Februar 1882; jeder kann sie nachschlagen und lesen. Die Zeitung ist voll davon, Julia«, sagte ich. »›Edward S. Moore vom Scottish-American‹«, las ich nun wieder vor, »›sagt, dass … in weniger als einer Minute nach dem Feueralarm alle Fluchtmöglichkeiten auf der Park-Row-Seite des Gebäudes abgeschnitten waren.‹ Ähnliches sagt ›John D. Cheever von der New-York Belting and Packing Company … Alfred E. Beach vom Scientific American ‹ … und noch jemand namens James Munson, der gerade aus seinem Bürofenster im Tribune Building blickte: Erst sah das Welt -Gebäude so aus, wie es immer ausgesehen hatte, doch nur fünf Minuten später stand das gesamte Gebäude in Flammen. Julia, beruhigen Sie sich. Sie haben das Feuer nicht verursacht, Sie hätten ihm auch nicht Einhalt gebieten können. Und Sie hätten wahrscheinlich auch Jake nicht helfen können.« Ich warf die Zeitung auf den Tisch und wies dann auf einen Absatz. »Lesen Sie sich das durch: der ausführliche Bericht von Dr. Primes Flucht über das Observer -Schild in das Times Building. Der andere Mann hieß Stoddard.«
    Ich hatte Julia helfen können; ich konnte es ihr ansehen. Was ich vorgelesen hatte, war die Wahrheit, und sie begriff langsam, dass sie nichts am Ablauf der Dinge hätte ändern können. Nachdem ich die Pfannkuchen gegessen hatte, brachte Julia eine zweite Portion, und ich las ihr weitere Nachrichten vor. Guiteaus Verwandte, berichtete ein kurzer Artikel, planten, seinen Leichnam nach der Exekution einzufrieren, auszustellen und für die Besichtigung Eintrittsgeld zu verlangen. Ich lächelte; sie nicht. Ein zweiter Artikel berichtete, dass die Harvard-Klasse von 1876 Geld gesammelt hatte und einen Vertreter

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