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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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sandte uns einen langen Blick zu. »Pickering wird noch immer vermisst.«
    »Dann stehen seine Mörder vor uns.«
    Niemals habe ich solchen Hass gesehen wie den, der uns nun aus den geröteten Augen zwischen den einzelnen Verbänden traf. Half es, wenn ich die Wahrheit erzählte? Dass er selbst das Feuer gelegt hatte, dass er, nicht wir, mit Pickering gerungen hatte, dass Pickerings Tod die Schuld Carmodys war? Ich wollte es herausschreien, aber wie sollte ich dann erklären, warum wir uns neben Pickerings Büro versteckt hatten? Indem ich Byrnes alles über Danziger und das Projekt erzählte? Es gab keine einfache Erklärung für unsere Anwesenheit.
    Byrnes schaute mich an. »Nun?«, sagte er. »Haben Sie mir jetzt etwas zu sagen?« Ich schüttelte den Kopf.
    An der Tür läutete es. Wir hörten Schritte vor dem Eingang, die Tür öffnete sich, dann erklang die Stimme des Hausmädchens und die eines Mannes. Jemand näherte sich im Flur. Das Mädchen blieb in der Tür stehen, und der Polizist, den wir am Gramercy Park zurückgelassen hatten, kam herein, den Helm unter dem Arm. Er verbeugte sich; demütig neigte er seinen Kopf, dann trat er einen Schritt zurück und fuhr sich einmal kurz über den Schnauzbart. Der verbundene Kopf auf der Chaiselongue nickte wohlwollend, graziös neigte Mrs. Carmody den Kopf. Diese kleine Zeremonie nahm einige wichtige Sekunden in Anspruch und wenn ich nicht schon eingeweiht gewesen wäre, so wäre das genau der Moment gewesen zu begreifen, dass ich mich an einem Ort des Wohlstands und der Macht befand und die beiden Polizisten sich unterzuordnen hatten. »Nun?«, fragte Byrnes, und verlieh seiner Stimme dabei einen Ton, der ihn als weit ranghöheren Vorgesetzten auswies.
    »Sofort, Sir.« Der Sergeant öffnete die beiden oberen Messingknöpfe seiner Uniformjacke. Er schob die Hand hinein und ging dann mit dem instinktiven Gespür für Theatralik, mit dem jeder in dieser Zeit ausgerüstet zu sein schien, hinüber zu dem Tisch neben Carmodys Chaiselongue. Erst als er dort stand, zog er ein dickes Bündel Greenbacks mit Banderole hervor, das er auf den Tisch warf. »Hab das gefunden, in seinem Zimmer.« Er nickte in meine Richtung. »Die Zimmerwirtin zeigte mir sein Zimmer, das Geld war in seiner Reisetasche unter der Kleidung versteckt.«
    Ich war buchstäblich gelähmt; ich konnte mich weder bewegen noch etwas sagen. Byrnes war an den Tisch getreten und untersuchte den Packen Greenbacks. »Ist das Ihr Geld, Sir?«
    Der weiß verbundene Kopf bewegte sich wie unter Schmerzen, die entzündeten, blinzelnden Augen betrachteten das Geld. »Ja, die Scheine sind markiert. Meine Bank wird sie identifizieren, jeden einzelnen Schein.« Byrnes nahm die Geldnoten an sich, drehte sich um und kam auf Julia und mich zu, wobei er das Bündel in die Innentasche seiner Jacke stopfte.
    »Nun?« Fast fröhlich stand er vor mir, und zum dritten Mal sagte er: »Haben Sie mir jetzt etwas zu sagen?«
    »Dazu gibt es nichts zu sagen.« Ich zuckte mit den Achseln. »Er lügt, das alles ist fingiert, um die Lüge zu unterstützen.« Ich hatte keine Ahnung, ob das Wort »fingiert« damals bereits in Gebrauch war, er verstand es aber trotzdem und nickte. »Wir haben dieses Geld niemals berührt.« Ich hielt inne; mir war etwas eingefallen. »Haben Sie es denn schon nach Fingerabdrücken untersucht?«, fragte ich ihn eindringlich. »Sie werden seine natürlich darauf finden!« Ich zeigte auf die Chaiselongue. »Aber Sie werden nicht meine oder die von Miss Charbonneau finden!«
    »Ich werde was nicht finden?«
    »Unsere Fingerabdrücke!«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    Natürlich nicht. Ich sah, dass er es nicht wusste. Und ich konnte mich leider nicht mehr daran erinnern, wann Fingerabdrücke als Identifizierungsmittel in Gebrauch kamen, aber offensichtlich noch nicht in dieser Zeit. »Spielt keine Rolle. Er lügt. Das ist alles, was ich zu sagen habe.«
    »Nun, das stimmt vielleicht«, antwortete Byrnes. Der Sergeant ging zu ihm hinüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Byrnes nickte, der Sergeant ging. Byrnes betrachtete mich einen Augenblick lang nachdenklich und rieb dann sein Kinn, so, als würde er wirklich die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass ich die Wahrheit sagte.
    »Wir haben eine Anklage, die Sie abstreiten. Wenn Sie beide das getan haben, dann hat niemand außer Mr. Carmody Sie gesehen. Sagen Sie mir: Waren Sie dort? Haben Sie sich neben Mr. Pickerings Büro versteckt? Aus irgendeinem

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