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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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ganz unschuldigen Grund, vielleicht?« Einladend lächelte er.
    Ich hatte Zeit gehabt, darüber nachzudenken; ich konnte unmöglich zugeben, dass wir überhaupt dort waren. Wie sollten wir das erklären? Wenn ich zugab, dass wir dort waren, aber keinen Grund dafür angeben konnte, schien Carmody mit seiner Anklage recht zu haben. Sofort schüttelte ich den Kopf. »Nein. Alles, was uns mit Mr. Pickering verbindet, ist, dass wir in derselben Pension wohnen. Wir wussten nichts davon, dass er diesen Gentleman erpressen wollte. Oder ob das überhaupt stimmt. Mir kommt der Verdacht, dass vielleicht Mr. Carmody Pickering selbst getötet hat. Und dem Feuer überließ. Er hat Angst davor, dass die Wahrheit ans Licht kommt, und sucht nun einen Sündenbock, bevor ihm unangenehme Fragen gestellt werden. Da wir im selben Haus wie Pickering wohnen, hat er jemanden das Geld in meine Tasche stecken lassen und klagt uns nun an.«
    Byrnes nickte verständnisvoll. »Möglich, wenn Sie sich gestern nicht im Welt -Gebäude aufgehalten haben. Und Sie sagten doch, dass Sie nicht dort waren?« Ich nickte. Byrnes ging zur Tür. »Sergeant!«, rief er in den Flur.
    Augenblicklich waren Schritte im Flur zu hören, dann erschien der Sergeant, den Helm noch immer unter dem Arm, im Türrahmen. Hinter ihm trat ein Mann in das Zimmer, der mir bekannt vorkam, den ich aber im ersten Moment in meinem Gedächtnis nirgendwo unterbringen konnte. Höflich nickte er Mrs. Carmody zu, starrte dann auf die verbundene Gestalt auf der Chaiselongue, richtete dann aber schnell den Blick auf uns und starrte uns an. Er nickte. »Ja, das sind sie.« Er schaute auf zwei Fotografien, die er in der Hand hielt – die Polizeiaufnahmen, die von Julia und mir vorher gemacht worden waren. »Ich habe sie auf Ihren Fotografien erkannt«, sagte er und reichte sie Byrnes. »Wie es Ihnen Dr. Prime erzählt hat – sie entkamen auf die gleiche Weise wie er; ich half ihnen durch das Fenster in mein Büro herein.« Wieder schaute er zu Julia und mir. »Es tut mir leid, wenn ich Ihnen Schwierigkeiten bereitet haben sollte«, sagte er entschuldigend. Byrnes dankte ihm, J. Walter Thompson, in dessen Büro wir gestern geklettert waren, verabschiedete sich von uns allen mit einem angedeuteten Diener und ging. Trotz allem war er ein freundlicher Mann. Ich wollte ihm beinahe nachrufen, um ihm zu versichern, dass sein kleines Ein-Mann-Unternehmen erfolgreich sein und weiter wachsen würde.
    Wir waren nun tatsächlich in ziemlichen Schwierigkeiten. Haben Sie mir irgendetwas zu sagen?, hatte Byrnes einige Male auf der Fahrt zum Polizeihauptquartier und auch nachher gefragt. Und wenn wir im Welt -Gebäude gewesen waren, dann hatten wir ihm auch einiges zu sagen, außer wir wollten etwas verheimlichen. Er hatte uns bewusst die Möglichkeit zu reden eingeräumt, in der Absicht, dass nach der Anklage alle unsere späteren Erklärungen als offensichtliche Lügen erschienen wären. Er hatte uns hübsch in die Enge getrieben; trotz seiner absurden Redeweise war er, das hatte ich nun am eigenen Leib erfahren müssen, ein gefährlicher Mann.
    »Herzlichen Glückwunsch, Sir«, sagte er und sprach damit dem Mann auf der Chaiselongue das Verdienst unserer Verhaftung zu. »Scheint, als hätten Sie zwei Mörder für uns gefangen.«
    »Der Dank gebührt Ihnen. Wenn ich mich wieder erholt habe und in der Wall Street bin, werde ich mich erkenntlich zeigen. In meinem Büro. Ihr allseits bekanntes Interesse für die Wall Street besteht doch noch, Inspektor?«
    »O ja, natürlich.«
    »Großartig; wir alle wissen das zu schätzen. Kein Taschendieb, kein Unruhestifter taucht dort mehr auf, seitdem Sie die Bannmeile an der John Street eingerichtet haben. Ich werde Sie nun ziehen lassen müssen, Inspektor. Ich weiß, Sie werden überaus damit beschäftigt sein, zu veranlassen, dass sich dieses Paar der Justiz nicht entzieht. Und wenn das alles vorüber ist  … besuchen Sie mich bitte in meinem Büro.«
    »Auf beides können Sie sich verlassen, Sir.«
    Ich war wie hypnotisiert, als ich den beiden zuhörte, die über unsere Köpfe hinweg miteinander verhandelten. Und ich hatte Angst. Aber als ich zu Julia blickte und ihr aufmunternd zulächelte, war das nicht gespielt. Wir befanden uns in Schwierigkeiten, aber ich war mir sicher, dass es im Gerichtssaal, wenn Carmody die Vorwürfe gegen uns beweisen musste, wenn sein Wort gegen das unsere stand, ganz anders sein würde als hier.
    Zur gleichen Zeit erfuhr ich,

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