Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
Vom Netzwerk:
der Madison Square, und – nein, ich drehte mich nicht nach Osten um, zum Gramercy Park. Und dann dort unten … ja. Oh ja. Dort, an der Kreuzung von Broadway und 5th Avenue erblickte ich plötzlich, was Z gesehen hatte, ›einen Bug, so scharf und gerade wie der der Mauretania ‹. Ja, ein Schiff, ›aus Stein und Stahl‹, das sich uns, als bewege es sich von selbst, stetig näherte. Z hatte recht gehabt: es war alles andere als angemessen, diese Schönheit (ich machte die Aufnahme später vom Boden aus [s. nächste Seite]) mit einem so gewöhnlichen Namen wie Flatiron Building zu belegen.
    Frank erzählte ich davon natürlich nichts. Still, voller Freude saß ich im Flugzeug; Z würde heute Nacht dort unten sein. Und ich auch. Ich hatte noch nichts verpatzt; nun gab es wieder eine kleine Chance, den Lauf der Ereignisse zu verändern – sodass ein Krieg in eine andere, neue Vergangenheit eingehen könnte, zu einer möglichen Variante wurde, eine Variante, die sich niemals ergeben hatte.
    Über Manhattan Island hinweg zu dem grünen Streifen, der der Union Square war. Das letzte Mal hatte ich ihn mit Julia und Willy gesehen, als wir die nächtliche Parade bewundert hatten. Vor, denn unter uns glitten die ältesten Straßen Manhattans vorüber: kurze, gewundene, verwinkelte Straßen. Die planmäßige Ordnung oberhalb der 14th Street lag nun hinter uns. Ich warf Frank einen kurzen Blick zu, lächelte, nickte und sagte, dass es mir gut gefiel. Und er lächelte zurück wie jemand, für den das alles nicht neu war, dem es aber immer noch großen Spaß machte.
    Trinity Church ragte immer noch einsam und wie ein schwarzer Splitter in den Himmel … Dann wies Frank mit dem Kopf nach Osten, und es ging im Gleitflug hinunter, der Stadt zu – ziemlich schnell, die Straßen wurden größer, Punkte wuchsen schnell zu Menschen an. Frank wollte mich ein wenig erschrecken, dachte ich.

    Dann spürte ich den Druck der Gurte, als wir in eine Linkskurve fielen. Eine halbe Sekunde lang erhaschte ich die Korbmasten eines grauen Schlachtschiffes, das an der Brooklyn-Küste vor Anker lag, wir gingen immer tiefer hinunter, und das flache Grau des East River weitete sich vor uns, um uns aufzunehmen.
    Die Maschine war nun wieder ausgerichtet, wackelte ein wenig, und etwa sechs Meter unter uns – nicht mehr – befand sich das Wasser. Frank, der nur für einen kurzen Moment den Blick vom Fluss genommen hatte, sah mich mit blitzenden Augen an; ich sollte mich wohl erschrecken, und ich erschrak wirklich. Denn gerade vor uns – nun begriff ich, was Franks Blick bedeutet hatte, und erschrak noch mehr – hing die Brooklyn Bridge – wir würden unter ihr hindurchfliegen! Erst als wir diese Aufnahme in der Times sahen, erfuhren wir, dass ein Zeitungsreporter, der zufällig sah, was Frank vorhatte, eine Aufnahme gemacht hatte. Einen Augenblick später flogen wir unter der Brücke hindurch, ihr Schatten strich über uns weg. Dann sofort nach oben und direkt über den Schornstein des Schleppers auf diesem Bild. Ein Schwall heißen Rauchs aus dem Schornstein erfasste unser kleines zerbrechliches Fluggerät und schüttelte es durch – hilflos wurden wir hin und her geworfen.

    Frank kämpfte mit dem Steuerknüppel; mit ganzer Kraft versuchte er die Maschine zu halten und schaffte es gerade noch. Beinahe wären wir abgestürzt, beinahe auf dem Fluss aufgeschlagen. Franks Gesicht war vor Anstrengung verzerrt, doch er gab sein kleines, bockendes Flugzeug nicht auf und riss es wieder hoch, kämpfte. Mein Gurt presste mich fest in den Sitz.
    Dann hatten wir es plötzlich geschafft, wir waren nicht abgestürzt, nicht auf dem Wasser aufgeschlagen, plötzlich war alles vorüber, und wir stiegen, außer Gefahr, in einer schönen, eleganten Kurve hoch in den Himmel hinauf.
    Als ich meine Stimme wiedergefunden hatte, sagte ich: »Frank, erzählen Sie mir doch noch etwas über Ihren Flug über den Atlantik. Ihre sorgfältigen Vorbereitungen. Die Voraussicht. Die Vorsicht. Über all die unabdingbaren Tugenden, die ein Flieger haben muss.«
    »Es tut mir leid«, sagte Frank. »Es tut mir wirklich leid. Si, ich bin ein verdammter Trottel.« Plötzlich war er wütend auf sich. »Ich fliege normalerweise nicht so!« Hinunter zu Pier A, ein sanftes Aufsetzen auf dem Wasser, eine langsame Fahrt zum Floß. »Natürlich bedarf es für den Tag, an dem ein Mann über den Atlantik fliegt, sehr sorgfältiger Vorbereitungen. Er muss Gefahren voraussehen

Weitere Kostenlose Bücher