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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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Typen namens Burt Bender; kennt ihn jemand von euch?« Keiner schien ihn zu kennen. Maude Boothe kam in Pantoffeln und einem dunkelblauen Bademantel heraus und setzte sich Dolores und Al gegenüber. »Na ja«, sagte Al, »Burt gehörte zu einem anderen Team, das nicht ganz so gut war wie Noble und Henson.«
    »Ich erinnere mich an sie«, sagte Maude. »Spielte mit ihnen einmal in San Francisco.«
    »Burt traf Pat Henson und gab gleich mächtig an. Sagte: ›Was hältst du von Beck, will mir fürs Orpheum einen Vertrag über zweihundertfünfzig geben. Musste sechs Monate für die fünfzig kämpfen.‹« Zwei sehr kleine Frauen, fast Zwerginnen, gesellten sich ebenfalls zu uns und setzten sich neben Maude. Ich sah, dass sich zwei Häuser weiter westlich eine ähnliche Versammlung gebildet hatte; und noch andere auf der gegenüberliegenden Straßenseite. »Nun, erzählte Pat, nachdem der Aufschneider fort war, dachte er den ganzen Abend darüber nach. Die Benders waren nicht ganz so gut wie sie, was jeder wusste. Doch der Orph-Kreis bot ihnen fünfzig Dollar mehr!«
    Die Straße war wie ausgestorben; seitdem die Dove Lady und ich hier eingetroffen waren, war noch kein einziger Wagen vorbeigekommen und nirgendwo in der Nähe einer geparkt.
    »Pat besprach sich mit seiner Partnerin, und am nächsten Tag schlugen sie das Orpheum-Angebot von zweihundert aus. Sie fanden den ganzen Winter über kein Engagement und mussten von ihren Ersparnissen leben. Letztes Frühjahr fand Pat dann heraus, was passiert war. Irgendjemand hatte Burt Bender von Pats Angebot erzählt, und daraufhin war Burt zum Akquisitionsbüro des Orpheum gegangen. Er erzählte ihnen, dass er und seine Partnerin für einhundertfünfzig arbeiten würden. Also nahmen sie ihn und seine Partnerin statt Noble und Henson. Seitdem wartet Pat auf eine Gelegenheit, diesem Typ eine zu verpassen.«
    »Hat jemand hier von einer Aufführung mit Tessie und Ted gehört?«, fragte Maude. »Si sucht nach ihnen.« Die beiden kleinen Frauen dachten nach und schüttelten dann den Kopf. »Bleiben Sie noch ein wenig«, sagte mir Maude. »Irgendwann kommt jemand, der sie kennt.«
    Später erzählte mir Maude, wer die Leute waren. Al und Dolores waren verheiratet und traten zusammen auf. Sie waren ausgezeichnete Tänzer, die vor allem Tango beherrschten und am Victoria arbeiteten. In der Wohnung oben schlief ihr ein einjähriges Kind, und Dolores setzte sich immer so, dass sie hören konnte, wenn es schrie. Die zwei kleinen Frauen waren Zwillinge, obwohl man es ihnen nicht ansah. Sie waren in Toledo geboren; ihre Eltern waren englische Music-Hall-Künstler, die einmal in die Staaten auf Tournee gegangen und dann geblieben waren. Die Zwillinge wurden Teenager, und ihre Eltern brachten ihnen die Nummer bei, die sie jetzt noch immer aufführten – sie war ihr Erbe. Darin agierte eine von ihnen, stark geschminkt und gepudert, als Bauchrednerpuppe der anderen. Schließlich rebellierte die Puppe, und sie vertauschten die Rollen: Das Publikum war begeistert davon, es war der Höhepunkt ihrer Vorführung. Sie tanzten und sangen auch ein bisschen, nicht schlecht, aber auch nicht besonders gut. Doch das spielte kaum eine Rolle, weil das Publikum sie bereits ins Herz geschlossen hatte; das Paar war immer ausgebucht und hatte immer Erfolg. Sie waren schüchtern, gingen niemals aus und fühlten sich nur unter Varieté-Leuten wohl.
    Old John hatte sich seit Langem zur Ruhe gesetzt. Wie viele Varieté-Künstler, allerdings bei Weitem nicht alle, hatte er Geld gespart; er besaß Grundbesitz und etwas Geld als Altersversorgung. Und einen Diamantring, den er versetzen konnte, wenn es einmal hart käme. Er lebte in Künstlerpensionen wie dieser hier, zog manchmal um, zur Abwechslung oder weil er jemanden nicht ausstehen konnte. Alles, was er besaß, befand sich in seinem alten Schrankkoffer, der professionell mit seinem Namen und der Adresse seines Agenten beschriftet war.
    Ben war ein Neuankömmling, über den Maude nicht viel wusste. »Noch nicht«, fügte sie lächelnd hinzu. Sie glaubte, dass er irgendwo eine Familie hatte. Außerdem gab es noch andere Gäste, die entweder oben in ihren Zimmern oder noch nicht zu Hause waren. Über sich selbst erzählte sie nichts.
    Plötzlich begann Ben zur Überraschung aller zu reden. »Es gibt noch Schlimmeres, als jemandem ein Engagement zu stehlen. Oder eine Nummer«, sagte er. »Hat schon mal jemand von Sauer und Kraut gehört?«
    »Ich glaube, ich kann

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