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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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bekam; die Unterlagen mit den Absichtserklärungen oder was auch immer. Und dass er nach Hause fuhr. Wir kennen sogar das Datum und das Schiff. Aber er kam niemals zu Hause an.« Rube stand an meinem Sessel und grinste mich spitzbübisch an.
    »Nun, wenn Sie jemals das Bedürfnis danach haben sollten, könnten Sie Ihr Wissen ja mit mir teilen.«
    »Er fuhr …« Rube begann zu lachen. »Ha, ha, ha, ha, o mein Gott. Er fuhr – ah, ha, ha, ha, ha! Si, er fuhr auf der gottverdammten Titanic!«
    Doch ich sagte: »Ich hoffe, es stört Sie nicht, wenn ich nicht lache. Ich kannte ihn nämlich, verdammt noch mal!«
    »Sie enttäuschen mich. Wie Sie es immer schon getan haben. Denn Sie besitzen nicht einen Funken Vorstellungskraft. Die absolut erstaunliche Fähigkeit, über die Sie verfügen, ist an Ihnen verschwendet, verschwendet. Alles, was für Sie wichtig ist, ist, in die 80er zurückzukehren, zu Julia und Willy. Und zu Ihrem gottverdammten Hund. Dazu noch der offene Kamin und die Pantoffeln, und das genügt Ihnen.«
    »Nun … ja.«
    »Was könnte ich mit Ihrer Fähigkeit anfangen!«
    Ich bekreuzigte mich innerlich bei dem Gedanken.
    »Simon, alter Freund – auch wenn Sie wissen, dass es nicht so ist –, ich vermute, Sie glauben noch immer, dass die Vergangenheit unveränderbar ist. Die Titanic ist gesunken. Major Butt ertrunken. Der Erste Weltkrieg hat stattgefunden. Nichts kann dagegen unternommen werden. Die Vorstellung, dass Sie zurückkönnen, bevor diese Dinge passieren, ist immer noch nicht bei Ihnen angekommen …«
    »Rube, Sie sind es, der nicht begreifen will. Ich hatte Zeit – und gute Gründe – darüber nachzudenken, und kann den Gedanken, dass Dr. Danziger recht hat, nicht aus dem Kopf bekommen. Alles, was stattgefunden hat, ist unsere Vergangenheit. Welchen Grund sollte es also geben, zurückzugehen und einzugreifen? Wir sind durch unsere Vergangenheit geprägt; wir würden – blind – unser eigenes Schicksal verändern.«
    »Dr. Danziger und sein furchtsamer Schüler.« Dann, unvermittelt, als sei nun schon genug geschwatzt worden, sagte er: »Si, ich will, dass Sie zurückgehen. Und die Titanic vor dem Untergang bewahren.« Ich lächelte, aber er ignorierte es. »Wir haben für Sie einen Pass aus dem Jahre 1911 anfertigen lassen, einen wirklich guten, nur der Name wurde geändert. Es ist nur ein großes bedrucktes Blatt, damals gab es keine Fotos, Gott sei Dank. Sie müssen zurück, Si, denn – wir haben das nachgeprüft – der Untergang der Titanic scheint ein Ereignis zu sein, das den Lauf der Welt, zu der sie gehörte, beeinflusst hat. Mehr als nur der Verlust der Menschen, die mit ihr untergingen, ist mit ihr auch eine ganz bestimmte Haltung und Einstellung untergegangen. Wie die Menschen über ihre Welt und ihr Jahrhundert dachten. Nach der Titanic war es nicht mehr dasselbe. Der Untergang war wie ein großer Knall, der alles änderte. Die Welt geriet auf einen anderen, den falschen Weg, das Jahrhundert, so wie es hätte sein können, wurde aus der Bahn geworfen. Aber … wenn Sie in den Mai 1911 zurückgehen könnten?«
    Ich lächelte erst und lachte ihm dann mitten ins Gesicht. »Klar könnte ich, aber ich werde es nicht tun. Ich werde es einfach verdammt noch mal nicht tun. Warum soll es diesmal sein? Welchen Irrsinn haben Sie denn jetzt vor?«
    Er sagte es mir und ich lachte noch mehr. »Nach Hause, Rube. Ich werde nach Hause gehen.«
    Er sah mich an, sein Gesicht drückte Bedauern aus, dann sagte er: »Si, ich hoffe, Sie werden mir das, was ich jetzt tun muss, verzeihen.« Er ging zu einem kleinen Schreibtisch an der Wand gegenüber. Dort hob er einen gläsernen Papierbeschwerer von einem Stapel Papier und griff nach einem gefalteten Blatt eines Computerausdrucks mit Löchern an der Seite. Er gab es mir, ich nahm es, faltete es auseinander – eine lange, doppelseitige Liste.
    Ich wusste nicht, was es war, keine Überschrift, nur eine lange Liste, einige Dutzend Zeilen auf einem leicht verblichenen Computerausdruck. Jede Zeile begann mit meinem Namen: Morley, Morley, Morley, bis zum Ende der linken Spalte. Dem ersten Morley folgte ein Komma, dann Aaron D., eine Reihe von Zahlen, und EE, 1. Juli 1919. Dann Morley, Adam A., eine Reihe von Zahlen, und EE. 17. Dez. 1918. Sechs oder acht weitere Morleys, gefolgt von EE, das für Ehrenvoll Entlassen stand, wie es mir schien. Dann Morley, Calvin C. , seine Militärnummer, und VERM., 11. Juni 1918. Ich wusste nun, was das Blatt

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