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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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Damenhüten aller Art, Originale und Duplikate; daneben Handschuhe, Muffs und Täschchen. Und eines Morgens hielt ich einen Damenschuh in meinen Händen, betrachtete das spröde, grauschwarze Leder, das von Rissen durchzogen war. Die Spitze und das Band am oberen Ende waren seltsam verfärbt, aus den Perlmuttknöpfen waren Stücke herausgebrochen; das war kein Schuh mehr, sondern eine Kuriosität. Dann reichte mir Martin das Pendant aus neuem, geschmeidigem Leder. Es lag wunderbar in meiner Hand; die Knöpfe waren aus frisch geschnittenem Perlmutt, die Spitze und der Streifen am oberen Rand leuchteten scharlachrot. Martin besaß viel Vorstellungsvermögen. Der Schuh war nicht ganz neu. Er roch nach frischem Leder, die Sohle war jedoch leicht zerkratzt, der Absatz hatte die scharfen Kanten verloren, und über der glänzenden Innensohle lag der Hauch einer Falte. Martin lächelte und sagte: »Das Problem mit allem, was aus der Vergangenheit kommt, ist, dass es alt ist. Ein Relikt. Es vermag uns einiges darüber erzählen, wie es damals war, aber nicht das Gefühl zu vermitteln, dass es einmal wirklich von Menschen aus Fleisch und Blut benutzt wurde.« Er wies auf den Schuh in meiner Hand. »Aber das hier ist ein Schuh, wie man ihn sich an einem wirklichen Menschen vorstellen kann. Obwohl wir ihn neu herstellen mussten.« Ich nickte; es fiel nicht schwer, sich ein junges Mädchen vorzustellen, das auf der Bettkante sitzt und ihn anzieht, ihn zuknöpft und dann bewundert, während es den Fuß kreisen lässt, um die Lichtreflexe auf dem neuen Leder zu bewundern.
    Mehrere Tage lang wälzten Martin und ich Bücher, deren Seiten braun geworden und mit Stockflecken gesprenkelt waren, manche rochen ein wenig modrig. Blätterte man die Seiten um, brachen Ecken ab; nur Geister konnten ihre Leser gewesen sein. Dann zog Martin aus einem Karton Bücher, die den anderen in allem glichen, nur die Rücken und Einbände glänzten in frischem Rot, Blau und Grün, die Titel waren in schimmerndem Gold geprägt, die Seiten in reinem Weiß, die frische Druckerschwärze roch noch nach Farbe. Offensichtlich hatte sie noch niemand gelesen – noch nicht. Und in meiner Vorstellung begannen sich die Achtziger ein wenig mit Leben zu füllen.
    Eines Mittags traf ich Rube in der Schlange der Wartenden in der Cafeteria, und er schloss sich Martin und mir zum Mittagessen an. Den ganzen Nachmittag lang führte er mich dann in jedes Büro, in die Schreinerei und Spenglerei, in eine kleine Bibliothek, den Konferenzraum, zum Schneider und Schuster, in den Schaltraum der großen Halle – überall dorthin, wo Leute arbeiteten; und er stellte mich ihnen allen vor.
    Ich lernte Peter Marple kennen, einen jungen Maler, der früher als Bühnenbildner an einem New Yorker Theater gearbeitet hatte; es stellte sich heraus, dass ich einige seiner Bühnenbilder gesehen hatte. Ich machte die Bekanntschaft von Larry McDermott, dem Fotografen des Projekts, der gelegentlich für eine Werbeagentur gearbeitet hatte, bei der ich beschäftigt gewesen war. Ich wurde Technikern, Stenografen, Ingenieuren und einem Buchhalter vorgestellt, einem Professor für Geschichte der Universität von Kalifornien sowie Leuten, deren Aufgabenbereich mir nicht erklärt wurde. Rube nannte einen von diesen nur ›unseren Bestechungskünstler‹, worüber dieser nur grinste.
    Bis auf die beiden, die bereits in der Halle waren – John McNaughton in seinem Haus in Vermont und George Wing, ein Crow-Indianer und ehemaliger Obermaat, der in dem Zelt lebte, das ich gesehen hatte –, traf ich auch mit meinen Mitkandidaten zusammen. Einer war der Mann, den ich beim Studium des mittelalterlichen Französisch gesehen hatte; wir besaßen einen gemeinsamen Bekannten, an dessen Vornamen sich jedoch keiner von uns erinnern konnte. Die andere war Eileen Jorgensen, eine schlanke, ängstlich dreinblickende, junge Mathematiklehrerin aus Lincoln, Nebraska, die sich im Klassenzimmer neben dem meinen mit dem San Francisco der Jahrhundertwende auseinandersetzte. Und ich begegnete der attraktiven Charlestontänzerin und dem Mann, der mit dem Gummibajonett geübt hatte.
    Draußen auf dem Weg zum Aufzug sagte Rube: »Wir haben mit diesem Paar einen Fehler gemacht. Es begann damit, dass sie in der Cafeteria zusammen Kaffee getrunken haben, dann gemeinsam zu Mittag aßen, und sich später auch außerhalb trafen. Alles, was sie nun interessiert, ist der andere. Sie werden bald heiraten, und das ist auch sehr

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