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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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war, denn sie wusste nun, dass es wirklich möglich war.
    Was meine Überzeugung aber am meisten ins Wanken brachte, war die Gewissheit, dass sie recht hatte. Ich war felsenfest davon überzeugt, dass ich es am nächsten Tag schaffen würde; es war nicht nur Optimismus, sondern das Wissen darum. Und ich war ganz sicher, dass die schiere Stärke dieser Gewissheit Kate mittragen würde. Ich wusste genau, dass wir es schaffen konnten, wir beide; im Wohnzimmer, nach dem Essen, nachdem das Geschirr gewaschen war, verebbte unser Streit.
    Dies habe ich ihr allerdings nicht ganz so zu verstehen gegeben. Sie ging weiterhin auf und ab und redete, ihr langes Kleid vollführte bei jeder Drehung, die sie machte, leise raschelnde Bewegungen. Ich sah ihr zu, musste mich zusammennehmen, um nicht zu lächeln, denn ihr Anblick war einfach wunderbar – ihr Haar besaß unter den vielen Gaslichtern des Kronleuchters einen ganz besonderen, eigenen Glanz. Sie sah toll aus, schließlich stand ich auf, nahm sie in die Arme und küsste sie. Sie erwiderte den Kuss, wir küssten uns noch einmal, dann trat sie zurück. Sie hatte gewonnen; der Streit war vorüber. Wir hatten alles gesagt, und sie wusste, dass ich sie nicht aus der Wohnung werfen würde. Sie sagte: »Jetzt aber Schluss damit, Si. Es zählt nur noch eines, dass wir es morgen schaffen. Davon sollten wir uns nicht ablenken lassen.«
    Während der Tage und Wochen, die ich in der Wohnung alleine verbracht hatte, hatte ich mir oft vorgestellt, Kate wäre hier bei mir; nun war sie es. Aber was sie soeben gesagt hatte, war so wahr, dass nichts dagegen gesagt werden konnte; wir verbrachten einen ruhigen, häuslichen Abend der Achtziger: lasen Harper’s Weekly und Leslie’s, dann, nach einer Tasse Tee, spielten wir Domino.
    Etwa um halb elf gingen wir zu Bett. Während ich den Kronleuchter ausmachte, ging Kate zu dem Wandschrank an der Eingangstür. Aus der Tasche ihres schweren Wintermantels zog sie tatsächlich ein zusammengerolltes weißes Bündel, ihr Nachthemd; ich lächelte und schüttelte den Kopf über die Sicherheit, mit der sie angenommen hatte, dass sie bleiben würde. Die Hand an der kleinen, grün beschirmten Leselampe auf dem Spieltisch, auf dem noch die Dominosteine lagen, wartete ich, bis Kate das Licht im Gang angeschaltet hatte. Ich hörte das leise Zischen des Gases und sah das flackernde Licht an den Wänden, dann drehte ich die Leselampe aus.
    Kate stand auf der Schwelle ihres Zimmers; das Wandlicht auf dem Flur befand sich genau auf der Höhe ihres Kopfes, gleich rechts neben der Tür; wieder fiel mir der besondere Schimmer auf, den das Gaslicht ihrem rötlichen Haar verlieh. Sie sagte: »Gute Nacht, Si, bis morgen.«
    »Okay. Gute Nacht, Kate.«
    »Es wird klappen, nicht wahr, Si?«
    Ich nickte. »Ich glaube schon. Du dürftest eigentlich nicht hier sein, aber ich bin froh, dass du da bist. Und ich bin zuversichtlich, dass es klappen wird.«
     
    Den größten Teil des nächsten Tages – nachdem das Frühstück, der Abwasch und die Morgenzeitung erledigt waren – verbrachten wir mit Vorlesen. Im offenen Kamin des Wohnzimmers hatte ich Feuer gemacht, dann fand ich das Buch, das ich gelesen hatte, als ich durch den Schneesturm hindurch zum Park hinuntergeschaut hatte, auf dem Boden neben dem Fenster – das war erst vorgestern gewesen, wie ich erstaunt feststellte. Das Buch stammte aus einem Regal im Wohnzimmer; ein leuchtend neues Exemplar von Tried for Her Life von Mrs. Emma D. E. N. Southworth, erst vor einem Jahr veröffentlicht. Ein Taschenbuch, auf dessen Cover allerdings keine halbnackten Frauen abgebildet waren, nur schwarze Schriftzüge auf einem einfarbig roten Umschlag.
    Ich gab Kate eine Zusammenfassung von dem, was ich bisher gelesen hatte, dann – ich hatte mich bequem in einen Sessel gelümmelt, die Füße mit den Pantoffeln auf einem Kissen – fand ich die Stelle, an der ich aufgehört hatte, und las die Fortsetzung der Geschichte laut vor. Es war schön, hier drinnen sein zu können, es war warm, hin und wieder knackte das Feuer; draußen sah es nach Kälte aus, der Himmel war grau und bedeckt. »›Als Sybil sich von ihrer totenähnlichen Ohnmacht erholt hatte‹«, las ich, »›fühlte sie sich langsam durch einen, wie ihr schien, engen unterirdischen Gang getragen, doch die vollkommene Finsternis, die lediglich durch einen kleinen glühenden roten Funken, der wie ein Stern vor ihr herschwebte, gemindert wurde, verhinderte, dass sie mehr

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