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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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Bob ist Vorsitzende Vertreterin der Studentinnen, Montclair College. Rupert Ganzman ist Abgeordneter im Repräsentantenhaus. In Wyoming lebt ein Vollblut-Sioux namens Gerald Montizambert. In der East 51 st Street, an der Lexington, kam es letzten Oktober zu einem Brand in einem Apartmenthaus. Penn Station wurde abgerissen.«
    Ein junger Mann, dem ich in den Gängen einige Male begegnet war, betrat leise, fast auf Zehenspitzen den Raum. Vorsichtig riss er die obere Hälfte des Blattes in der elektrischen Schreibmaschine ab und ging wieder; das Mädchen tippte auf der unteren Hälfte weiter. Ich sprach weiterhin auf Band: Namen von Leuten, die ich kannte oder von denen ich gehört hatte, Prominente und persönliche Bekanntschaften, alle möglichen Fakten, jedes Detail, das mir durch den Kopf ging und das von der Welt zeugte, die ich gestern verlassen hatte. »Queen Elizabeth ist Königin von England, aber die Queen Mary  – das Schiff, meine ich – wurde an eine Stadt in Südkalifornien verkauft … Es gibt einen Friseur, Emmanuel, in der 42nd, westlich des Commodore …« Ein Mann öffnete die Tür, trat ein und lächelte; er war um die vierzig und kahlköpfig; ich war ihm schon einmal in der Cafeteria begegnet. »Soweit alles in Ordnung!«, sagte er. »Jedenfalls soweit wir es überprüfen konnten.« Es gab ein Murmeln, alle waren aufgeregt; der Mann ging wieder, und ich fuhr fort: »Es gibt einen Comic, Peanuts, und vor nicht allzu langer Zeit sagte Lucy zu Snoopy …«
    Um elf Uhr schnitt Danziger mir das Wort ab; es sei genug, sagte er. Mittags wussten wir es. Jedes zufällige Faktum der Welt, so wie es mir vor dem Spaziergang in der letzten Nacht in Erinnerung war, war auch heute noch ein Faktum. Die wenigen Schritte durch den Schnee in die Welt von 1882 und zurück hatten diese Welt nicht verändert – hatten folglich auch unsere Welt nicht verändert. Es gab niemanden, den ich kannte oder gestern gekannte hatte, der an diesem Morgen nicht mehr existierte. Keine Wahrheit jedweder Art, ob klein oder groß, wich von der ab, die ich wieder im Gedächtnis hatte. Alles war noch so, wie ich es verlassen hatte, es gab keine wahrnehmbaren Veränderungen, und das bedeutete, dass das Experiment vorsichtig fortgeführt werden konnte.
    Zuvor jedoch traf ich Katie. Nach dem Mittagessen ging ich in die Stadt, sie schloss ihren Laden, und oben in ihrer Wohnung erzählte ich vierzig Minuten lang dreimal, was geschehen war. »Wie war es? Wie fühlte es sich denn an?«, fragte sie immer wieder. Ich versuchte es ihr zu erzählen, suchte nach Worten, die es zum Ausdruck bringen konnten, und Kate beugte sich mit offenem Mund und blinzelnden Augen zu mir heran und versuchte die volle Bedeutung dessen, was ich ihr zu vermitteln versuchte, für sich zu erschließen. Manchmal schüttelte sie vor Verwunderung und Ehrfurcht – unbewusst – den Kopf, aber natürlich war sie enttäuscht: Ich konnte ihr meine Erfahrung nicht mitteilen, und als ich aufstand, weil ich gehen musste, fragte sie noch immer: »Wie war es? Wie fühlte es sich an?«
    Im Lagerhaus zog ich mich in Doc Rossoffs Büro wieder um, und während ich damit beschäftigt war, stellte er seine Fragen. Letztlich lief alles darauf hinaus, dass er von mir wissen wollte, ob ich die Realität dessen, was ich erlebt hatte, emotional empfinden sowie intellektuell begreifen konnte. Und gehorsam dachte ich darüber nach, als ich wieder in meine Kleidung schlüpfte. Vor meinem Geist sah ich den Schlitten, der sich im Gestöber der weichen Schneeflocken entfernte, hörte das leiser werdende Geläut des Zaumzeugs und den schönen klaren Ton des Lachens der Frau in dieser wunderbaren Winternacht; freudige Schauer liefen mir über den Rücken. Ich nickte Doc zu und sagte ja.
    Er fuhr mich danach zum Dakota; wir waren nun in Eile. Ich hatte lange gebraucht, um den Punkt zu erreichen, der gestern zum Erfolg geführt hatte; nun hatte ich nur noch diese Nacht, den folgenden Morgen und einen Teil des Nachmittags, um dort wieder weiterzumachen, wenn ich sehen wollte, wie Katies langer blauer Umschlag in ›New York, N. Y.; Main Post Office, 23. Januar 1882, 6:00 PM‹ aufgegeben wurde. Dieses Mal, um das Experiment zu beschleunigen, sollte ich auf die Hilfe von Doc Rossoff verzichten.
    Um vier Uhr stieg ich die Treppen des Dakota hoch. Das Paket von Fishborn’s lag im Flur vor der Tür. Ich hob es auf, und als ich die Tür öffnete und in mein Wohnzimmer trat, schien es mir

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