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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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York Times. Sie waren dort oben – ich hätte zurückgehen, die Treppe hochsteigen und sie sehen können –, Reporter in Weste und Melone, die ihre Artikel noch handschriftlich verfassten; Dutzende und Aberdutzende von Setzern mit Ärmelschonern, die in langen Reihen nebeneinanderstanden und Lettern aus Holzkästen heraussuchten und damit Wort für Wort, Sätze, Absätze, Kolumnen und ganze Seiten dessen zusammentrugen, was am nächsten Morgen mit noch frischer Druckerschwärze als die neue New York Times ausgetragen werden würde. Dort waren sie, während ich meine Blicke durch die Dunkelheit hindurch in diese hell erleuchteten Fenster bohrte, und bereiteten eine Zeitung vor, die ich vielleicht einst als längst zerknittertes, vergilbtes, eine alte Schublade auslegendes Blatt finden würde. Ein Schauer lief mir über denn Rücken, wir wandten uns von diesem Anblick ab und gingen noch das kurze Stück bis zur Hochbahnstation.
    Während wir die Stufen erklommen, schienen mir selbst die Eisengeländer auf wunderbare Weise vertraut zu sein. Als Junge hatte ich oft New York besucht und war viele Male mit der Hochbahn gefahren. Und hier, in dieser kleinen Station, waren sie wieder, die blanken, abgenutzten Holzböden, die hölzernen Wände, das Brettchen, das sich unter dem Fenster des Kassenhäuschens befand und von Zehntausenden von Händen abgegriffen und dünn geworden war und glänzte. Auf dem Boden stand ein Spucknapf; zur Beleuchtung der Station diente eine einzige blecherne Petroleumlampe, die von der Decke hing. Aber selbst das matte Licht war mir vertraut; bis in die Fünfzigerjahre des zwanzigsten Jahrhunderts hinein hatte es Stationen wie diese hier noch gegeben.
    Ich schob dem bärtigen Mann in dem Häuschen zwei Nickel durch die kleine halbmondförmige Öffnung unter dem Gitter hinüber. Ohne von seiner Zeitung aufzublicken, nahm er sie und gab mir zwei Fahrkarten. Dann gingen wir zum Bahnsteig, und wieder war es einen Augenblick lang ein Schock für mich, die wartenden Fahrgäste zu sehen: Frauen in Kleidern, deren Saum fast den Bahnsteig streiften, in Hüten, Tüchern und mit Muffs, schnurrbärtige Männer mit Melonen, Seidenhüten und Pelzmützen, die Zigarre rauchten und mit Spazierstöcken ausgerüstet waren. Dann ein Pfeifen, ein hoher fröhlicher Ton, wir blickten die Gleise entlang dem Zug entgegen, und wieder war ich erstaunt. Martin hatte mir zwar ausführlich davon erzählt und mir sogar Bilder gezeigt, aber ich war trotzdem überrascht: Eine kurze, gedrungene Spielzeuglokomotive mit Waggons schnaufte heran; aus ihrem kleinen Schornstein flogen rote Funken in die Nacht. Die Bremsen kreischten, das Schnaufen verlangsamte sich, weißer Dampf quoll zischend unter ihren Rädern hervor. Sie glitt an uns vorbei und kam schließlich zum Stehen.
    Im Inneren der Waggons, außen waren sie hellgrün lackiert und mit goldfarbenen Schnörkeln verziert, liefen unter den Fenstern Sitzbänke entlang, deren Polster in regelmäßigen Abständen mit den Worten New York Elevated Rail bestickt war. An den Schmalseiten hingen Petroleumlampen von der Decke. Wir hatten kaum Platz genommen, als auch schon der Schaffner herbeieilte und die Tickets einsammelte. Er trug die Uniform der Bahn und eine flache braune Schirmmütze.
    Der Waggon war fast voll, aber wieder einmal konnte ich feststellen, dass ich mich schon etwas an das Aussehen der Leute gewöhnt hatte; ich sah zu Kate hinüber und konnte erkennen, dass es ihr ähnlich ging. Es kam mir überhaupt nicht mehr in den Sinn, dass der uns gegenübersitzende, braunbärtige Mann auf eine Hochzeit gehen könnte; den glänzenden Seidenhut trug er natürlich jeden Tag, wie so viele andere Männer in diesem Waggon. Neben ihm saß eine Frau, die gedankenverloren vor sich hinblickte; sie hatte ein marineblaues Tuch um den Kopf gebunden, einen braunen, gestrickten Schal um die Schultern gelegt, trug einen langen dunkelgrünen Rock, und – ich erhaschte einen kurzen Blick darauf – zu ihren schwarzen Schuhen dicke weiße Strickstrümpfe mit breiten roten Streifen. Aber ich konnte mehr als nur die Kleider erkennen, ich sah nun auch das Mädchen, das in ihnen steckte. Und ich sah, dass sie, trotz ihrer vielen Hüllen jung und hübsch war. Ich bildete mir sogar ein, ein Urteil über ihre Figur abgeben zu können.
    Kate stieß mich an. »Keine Werbung.« Sie deutete mit dem Kinn zu den freien Flächen über den Fenstern.
    Ich sah hinauf und sagte: »Ich frage mich, wie lange es

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