Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitstop 1704

Zeitstop 1704

Titel: Zeitstop 1704 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
Vom Netzwerk:
auf seinen Schenkeln kauerte. Vielleicht waren die Spuren im Moor auf ähnliche Weise zustande gekommen – mit den Schenkeln als Verlängerung der Füße.
    Fletcher wirkte äußerlich wie erstarrt, aber er dachte, obgleich ihn Furcht bewegte, intensiv nach. Natürlich war es unmöglich, gegen diese Bestie mit etwas Geringerem als einer Kanone vorzugehen. Und außerdem zuckte auch noch ein anderer Gedanke durch seinen Kopf, den er wieder von sich schob, da er für das Jahr 1704 nicht in Frage kam. Es war folgender Gedanke: Das ist vielleicht das einzige Exemplar seiner Gattung, das in einem zerstörten Universum noch übrig ist. Es sollte deshalb nicht getötet werden.
    Als lese sie, was in ihm vorging, sagte Lady Hemistan in diesem gleichen Augenblick: »Es erscheint mir falsch, ein so fremdartiges, wundersames Tier zu töten. Vielleicht könnten wir es irgendwie fangen und retten.«
    Da sie beide den gleichen Einfall hatten, Leben zu schützen, hielt dieser Gedanke sich nie mehr ganz fern von Fletchers Bewußtsein. Doch weil er war, was er war, kehrte sein alter Zynismus zurück. Höflich sagte er: »Miß, im Augenblick dürfte nur unsere eigene Rettung und die unseres Eigentums von Bedeutung sein. Außerdem sieht es ganz so aus, als wäre es absolut sicher vor uns. Wir haben momentan keine Möglichkeit, es zu vernichten, noch, wenn Sie es möchten, es vor dem Tod zu bewahren.«
    »Ich dachte …« Ihre Lippen zitterten. Er nahm an, daß sie selbst Zweifel empfand. »… wir könnten es vielleicht in den leerstehenden Teil der Stallungen treiben.«
    »Wer könnte es vielleicht wohin treiben?« Diese Frage entfuhr ihm, denn seine Entrüstung in diesem Augenblick war übermächtig. Doch fast sofort beruhigte er sich wieder. Aber, wie er schnell feststellen mußte, war die Dame jetzt gekränkt. Sie sagte steif: »Verzeihen Sie, Kapitän, wenn ich mich in der Annahme getäuscht habe, daß Sie solch gefährliche Situation in Ihren Griff bekommen können. Selbstverständlich steht es Ihnen frei, wenn Sie das vorziehen, in Ihr Verlies zurückzukehren.« Mit süßer Stimme fuhr sie fort: »Ich bin überzeugt, daß Sie dort von dem Ungeheuer nichts zu befürchten haben.«
    Wenn es nach ihm ging, würde er den Kerker nie wieder betreten. Aber es war auf grimmige Weise amüsant, daß sie ihn an seine Erniedrigung erinnerte. Trotzdem hatte sie ihn getroffen, und er rächte sich durch ein paar ironische Fragen, wie: Wieso glaubte sie, daß ein einfacher Pferdestall ein solches Tier halten könnte? Wie beabsichtigte sie es zu füttern? Während er fragte und sich ihre Antworten anhörte, ließ er das Ungeheuer nicht aus den Augen. Bei seinem Anblick wurde ihm von Sekunde zu Sekunde unbehaglicher. Das riesige Tier stieß nun ein donnerndes Brüllen aus, das allein schon einen Mann in die Flucht jagen mochte. Aber es kam noch schlimmer. Es setzte sich wie ein tonnenschwerer Karren in Bewegung. Bald darauf war es um die Hausecke außer Sicht verschwunden. Doch dann erschütterte ein schreckliches Krachen wie von einstürzendem Mauerwerk das ganze Haus.
    Es war kein schöner Moment für den ehemals hochgestellten Engländer, der zum berüchtigten Piratenkapitän geworden war. Als ersterer hatte er Zweikämpfe ausgetragen und seine Gegner absichtlich nur verwundet und nicht getötet. Als letzterer hatte sein Degen sich viele Male einen blutigen Weg durch ganze Trupps von Seeleuten gebahnt.
    Doch nichts davon nutzte als Erfahrung für die gegenwärtige Situation. Er hatte das bestimmte, nicht sehr erfreuliche Gefühl, daß Lady Patricia Hemistan von ihm erwartete, daß er sich ins Freie begab, zu dem gigantischen Tier ging und es auf eine Weise, die für einen gewalttätigen Mann wie ihm leicht sein mußte, überwältigte. Am liebsten wäre es ihr, wenn er das Wunder bewirkte, das Untier in die leeren Stallungen zu schaffen, die, wie das Schloß, aus festem Stein und Eisen erbaut waren. Doch zuerst mußte er die schwere Stalltür öffnen, die über Nacht geschlossen war.
    Fletcher folgte ihrer Überlegung. In einem anderen Teil der Stallungen, in Box 3, befand sich ein altersschwaches Pferd, das geschlachtet werden sollte. Sie stellte es sich so vor, daß er dieses Pferd in den leeren Teil der Stallungen schaffte und tötete. Das Ungeheuer würde das Blut riechen und ohne Zögern in den Stall eindringen, um das Pferd zu verschlingen. Während es sich den Bauch vollschlug, konnte Fletcher die Eisentür schließen und von außen

Weitere Kostenlose Bücher