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Zeitstop 1704

Zeitstop 1704

Titel: Zeitstop 1704 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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ein paar der Widersprüche wie in einem Kaleidoskop in sein Bewußtsein. Die ganzen letzten Wochen hatte er versucht, sich mit der Vorstellung alternativer Welten vertraut zu machen: Ein halbes Leben in Italien, das er dann jedoch hier verbrachte, als hätte es die Zeit in Italien für ihn nie gegeben. Und die achtzehnstündige Rückverschiebung, auch sie war im Grunde genommen eine Auslöschung – von achtzehn Stunden.
    »Aber – aber«, hörte er sich selbst sagen. »Was ist dann …«
    Jetzt erst drehte der Junge den Kopf und blickte hoch. Mit ernster Stimme erklärte er: »Kapitän, der L-Strahl ist ein komplexes Raumzeitphänomen. Vermutlich existierte er auf natürliche Weise für Sekundenbruchteile, als das Universum entstand. Doch jetzt muß er erschaffen werden.«
    »Aber er wurde doch in der alternativen Welt auf mich abgegeben«, entgegnete Fletcher. »Also ist er doch – ah, dort drüben!«
    Das »ah« entrutschte ihm, als er bemerkte, daß Königin Anna sich bemühte, ihrer Unterhaltung zu folgen. Zumindest lehnte sie sich ihnen näher zu.
    »Eure Majestät«, er verneigte sich, »verzeihen Sie. Ich versuche Informationen zu erlangen, ehe wir in das Schiff gebracht werden.«
    Der Junge beugte sich ein wenig zu der Königin hinüber. »Entschuldigen Sie, Eure Majestät.« Dann, zu Fletcher: »Verzeihen Sie, Sir. Für den L-Strahl gibt es keine alternativen Welten, er durchdringt alle Barrieren. Und jetzt«, fuhr er fort, »muß ich Ihnen beiden noch sagen, daß sich auf dem jetzt zum zweitenmal gekaperten Boot in den Schubladen, die Lady Hemistan öffnete, einige besondere Kristalle befinden, die nun nahe genug sind, sie mit meiner Geisteskraft zu benutzen. Einer davon ist ein Instrument zum Gedankenlesen. Durch ihn, Kapitän, erkenne ich Ihre Selbstvorwürfe. Ich möchte Sie daran erinnern, daß Sie um die Anwendung des L-Strahls aus moralischen Gründen ersuchten. Ich lese in Ihren Gedanken, daß Sie immer noch keine andere Möglichkeit gefunden haben, sich von der Erinnerung an Ihre Verbrechen zu befreien.« Abrupt hielt Billy inne.
    »Kapitän«, sagte er hastig. »Setzen Sie sich schnell und halten Sie sich fest!« Und zur Königin: »Eure Majestät, erschrecken Sie bitte nicht!«
    Auf der Bildscheibe sah Fletcher, daß sie sich einer riesigen dunklen Öffnung im Schiff näherten. Noch ehe er Atem holen konnte, befanden sie sich bereits in ihm. Und er hatte immer noch keine Ahnung, wie sie alle in Nodos Gewalt gekommen waren – einige von ihnen zum zweitenmal.
    Als das Flugboot zum Halten gekommen war, erhob sich Nodo. »Fletcher kommt mit mir«, bestimmte er. »Ihr anderen bleibt alle hier.«

 
30.
     
    Fletcher stand auf. Er spürte die Bedrohung, die auf ihn zukam, aber er fühlte sich stark und erstaunlicherweise entspannt. Er machte ein paar Schritte und blieb neben Patricia stehen. »Alles Gute«, wünschte er ihr.
    Sie war den Tränen nahe. Offenbar schien ihr im Augenblick nicht bewußt zu sein, welche Ironie es war, eines Mannes wegen zu weinen, der sie aus dem niedrigsten aller Gründe, nämlich für Geld, ertränkt hatte. Aber plötzlich erinnerte sich Fletcher daran. Hastig wandte er sich Billy zu und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. »Ich muß zugeben, du bist ein sehr konsequenter Bursche. Hoffen wir, daß du sie später überzeugen kannst.«
    Billys dunkle Augen glänzten. »Kapitän Fletcher«, sagte er. »Wenn sie recht haben, können Sie nicht getötet werden. Und wenn sie sich irren, werden sie Sie nicht töten. Also sehen wir uns wieder.«
    Fletcher, der sich gerade aufrichtete, beugte sich wieder hinunter und starrte den Jungen an. »Billy, wovon redest du?«
    Der Junge drehte sich so, daß er alle Menschen sehen konnte, und seine Worte waren auch an sie alle gerichtet. Ernst sagte er: »Als die lantellanischen Roboter und ihr Zentralcomputer fertiggestellt waren, warfen sie, sozusagen, einen Blick auf das Universum und wollten wissen, woher es gekommen war.«
    »Aber das ist doch kein Problem«, warf Patricia ein. »Gott hat es erschaffen.«
    »Ihre Antwort darauf war eine weitere Frage«, sagte Billy. »Sie wollten wissen, woher Gott gekommen war.«
    »Oh«, murmelte das Mädchen und verstummte.
    »Danach«, fuhr Billy fort, »nannten sie das Universum das Große Rätsel und akzeptierten es nie als das, was es zu sein scheint.«
    Das war kein Thema, mit dem Fletcher seine Zeit verschwenden wollte. »Ist es für einen Menschen im Notfall möglich, einem

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