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Zeltplatz Drachenloch

Zeltplatz Drachenloch

Titel: Zeltplatz Drachenloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Othmar Franz Lang
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    »Und wenn wir ein wenig früher da sind, dann macht es ja auch nichts, dann kann Immerfroh wenigstens nicht behaupten, daß wir unpünktlich sind .«
    »Also gut.« Kam stand auf. »Gehen wir !«
    »Hast du auch wirklich das Geld in deinem Täschchen ?« fragte Gine, als sie schon durch die Sperlingstraße gingen.
    »Natürlich.«
    Gine schwieg. Nach einer Weile zappelte sie aber wieder. »Bist du ganz sicher ?«
    »Ja, Gine.«
    »Gut.« Gine war für die nächsten zehn Schritte beruhigt. Dann aber hielt sie Kam an der Hand fest und bat: »Willst du nicht doch lieber noch einmal nachsehen ?«
    »Also gut.« Kam blieb stehen, öffnete das Täschchen und hielt es Gine hin. »Hier hast du es .«
    »Jetzt bin ich ganz beruhigt .« Gine atmete auf. Sie überquerten die Ulmengasse. Gine wies flüchtig auf ein einstockiges Haus mit einem kleinen Vorgarten. »Dort wohnt er«, erklärte sie.
    »Wer?«
    »Immerfroh.«
    »Ich glaube, der wird sicher noch über den Büchern sitzen. Es ist jetzt doch erst dreiviertel drei .«
    »Auf jeden Fall wird er pünktlich sein, Immerfroh ist kein zerstreuter Herr Professor .«
    Bei der Autobushaltestelle wartete Immerfroh. Er trug einen grauen Anzug und wirkte sehr elegant. So hatte ihn Gine noch nicht gesehen. Sie stürzte auf ihn zu, begrüßte ihn, wartete, bis Kam herangekommen war, und rief: »Das ist Herr Immerfroh, und das ist meine Kam !«

    Der Verkäufer im Sporthaus Wanderer eilte sofort ins Magazin. Von dort kam er mit einem Stapel praller grüner Taschen zurück. Er entschuldigte sich und verschwand noch einmal.
    Gine zappelte schon wieder. »Hoffentlich hat er das und bringt er das, was wir wollen .«
    »Nur ruhig«, sagte Immerfroh, dann sprach er kurze Zeit leise mit Kam, so daß Gine kein Wort verstehen konnte. »Hier ist also das Hauszelt, eine gediegene Arbeit«, pries der Verkäufer an. »Gnädige Frau«, bat er Kam, »sehen Sie sich hier bitte die Zeltnähte an, doppelt vernäht, sehr sauber gearbeitet. Hier haben Sie die dazugehörigen Zeltstangen .«
    Der Verkäufer machte eine Pause, um Kam und Immerfroh Zeit zu lassen, sich alles eingehend anzusehen.
    »Sie sind der Fachmann«, sagte Kam zu Immerfroh, »alle Entscheidungen liegen bei Ihnen .«
    »Also, wenn Sie es wünschen.« Immerfroh begann auszuwählen. »Dieses Zelt hier, bitte, dann noch ein Hauszelt, wenn es geht, in der Farbe ein wenig verschieden. — Was kosten die beiden ?« fragte Immerfroh. Der Verkäufer begann zu rechnen. Es blieb zwar noch eine nette Summe übrig) sie reichte aber nicht für ein drittes Zelt. Immerfroh blickte fragend zu Kam , und ehe Kam irgend etwas sagen konnte, war Gine beim Verkäufer, nahm ihn beim Ärmel und sagte: »Hören Sie, mein Vater ist der Besitzer der Druckerei, in der alle Ihre Karten und Firmenpapiere gedruckt werden. Er kommt Ihnen immer sehr entgegen. Könnte ich nicht mit dem Chef sprechen, daß er auch uns ein wenig entgegenkommt? Dann kaufen wir nämlich noch ein drittes Zelt, und später kommen wir wieder. Wir rüsten nämlich ein ganzes Lager aus .«
    »Einen Augenblick«, sagte der Verkäufer, »ich werde den Chef holen .«
    Der Chef kam und begrüßte freundlich die drei. Aber sein Gesicht sagte bereits »leider«.
    »Sie fragten wegen eines Preisnachlasses«, wandte er sich an Kam.
    »Nein, ich fragte«, sagte Gine. »Ich fragte, weil Sie meinen Vater doch so gut kennen und wir ja immer bei Ihnen eingekauft haben .«
    »Ja, ja natürlich, mein liebes Fräulein« (das war das erste Mal, daß jemand zu Gine »Fräulein« sagte), »aber gerade bei den Zelten geht es nicht. Die Preise werden nicht von uns, sondern von der Fabrik festgesetzt. Wir dürfen da leider nicht...«
    »Schade«, sagte Gine, »wir hätten sonst nämlich noch ein drittes Zelt gekauft. Es gehört ja nicht für uns, sondern für arme Buben, wissen Sie, und mein Vater wird sich das nächste Mal sicherlich revanchieren, wenn Sie wieder bei uns etwas bestellen sollten .«
    »Das weiß ich, das weiß ich .« Der Chef dachte nach. »Hören Sie, Sie brauchen das dritte Zelt nicht gleich bezahlen, ich gebe Ihnen außerdem für jedes Zelt einen Wasserkübel, natürlich auch aus Zeltstoff, und verläßlich wasserdicht. Solche Eimer braucht man in jedem Lager .«
    »Oh«, sagte Gine, »das ist aber nett von Ihnen, nein, wie werden sich die Buben freuen! Ich werde ihnen sagen, daß sie nur mehr bei Ihnen einkaufen sollen, wenn sie Tischtennisbälle oder sonst etwas brauchen .«
    »Gine«,

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