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Zenjanischer Lotus (German Edition)

Zenjanischer Lotus (German Edition)

Titel: Zenjanischer Lotus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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verletzt und doch schnell wie ein Fuchs. Ich darf ihn nicht unterschätzen.
    Die braunen Augen des Assassinen weiteten sich, als er die
    Phiole in den Händen barg und ihr geringes Gewicht spürte: „Ist ... bekomme ich nicht mehr? Das reicht nicht. Damit ... ich brauche mehr.“
    „Strafe muss sein“, entgegnete Stolan gelassen. „Du hast nicht erwartet, dass du für einen schlecht erfüllten Auftrag belohnt wirst, oder?“
    Mit diesen Worten verließ er die übel riechende Zelle und ihren Insassen. An dem animalischen Klageschrei, der ihn gellend verfolgte, störte er sich nicht. Er lächelte.

Ein Assassine, eine Geschichte
    Der Geruch von verbranntem Fleisch stieg Sothorn in die Nase und ließ seine Augen tränen. Beißend, rauchig, ein wenig scharf, wenn sich ein unsichtbares Härchen unter das
Metall schob. Auf ekelhafte Weise an den Duft eines über niedriger Flamme gegarten Schweins erinnernd.
    Er verzog keine Miene, als er das Brandeisen in die Haut seines linken Oberarms presste und dabei zusah, wie ein schwelendes Mal auf seinem Bizeps entstand. Es zeigte die gewundene Form eines
Halbmonds. Die Spitzen seiner weinroten Mähne lugten über seine Schulter wie neugierige Schlangen und schufen einen eigenwilligen Kontrast zwischen gebräunter Haut, Verbrennung und
Haar; eine martialische Schönheit.
    Ein fremder Beobachter hätte sich über Sothorns Teilnahmslosigkeit gewundert und ihn wohl als einen Mann ungewöhnlicher Willenskraft bejubelt, der seine Kunst auf den Märkten
zur Schau stellen sollte.
    Aber Sothorn war kein Held, nicht willensstärker als andere Männer und erst recht kein reisender Schausteller, der für seine Vorstellung übte.
    Er empfand keinen Schmerz, und das war nicht gut.
    Es hatte begonnen, und es hatte viel länger auf sich warten lassen, als er zu hoffen gewagt hatte. Falls jemand wie er wusste, was Hoffnung war.
    Prüfend betrachtete Sothorn seinen Oberarm, bevor er das grobe Brandeisen achtlos zu Boden warf. Sieben frische Halbmonde, zwei fast verheilte und drei, die sich wie ein ausgefallener
Schmuck von seiner Haut abhoben.
    Zwölf.
    Nichts gegen die sechzig Brandzeichen auf seinem rechten Arm, der von Narben übersät war, sodass die Formation der Halbrunde einem eng anliegenden Kettenhemd glich.
    Ein halber Mond für jedes seiner Opfer.
    Keine Salbe kühlte die verbrannte Haut. Nur etwas kaltes Wasser gab er über die Wunden, bevor er sich auf sein Lager zurückzog.
    Wenn sein Arm auch taub war, der Rest seines Körpers war es nicht. In seinem Bauch, den Beinen, Händen und dem Rücken tobten Schmerzen, als würden seine Knochen und
Eingeweide von Mühlsteinen zerrieben.
    Nicht genug. Der Meister hatte ihm nicht genug gegeben, um sich besser zu fühlen. Nur so viel, dass er nicht den Verstand verlor. Nicht wissend, dass Sothorn ihn bald enttäuschen und
damit sein eigenes Todesurteil unterzeichnen würde.
    Der Fluch des Lotus lastete schon zu lange auf ihm. Die Droge von der Insel Zenja kroch durch jede Faser seines Körpers und hatte ihn vor vielen Jahren besiegt.
    Zenjanischer Lotus war teuer, schwer zu beschaffen und forderte innerhalb kürzester Zeit die Seele der Abhängigen. Er war ein ideales Druckmittel für Herrscher, die sich der
Loyalität ihrer Spielfiguren auf dem Schlachtfeld der Politik sicher sein wollten. Zenjanischer Lotus tötete nicht, löste keinerlei Hochgefühl aus, setzte den Süchtigen
nach Einnahme nicht außer Gefecht und benebelte nicht den Geist – zumindest anfangs nicht. Er schuf eine gewaltige Leere im Kopf, die es möglich machte, Befehle ohne jede
Überlegung entgegen zu nehmen und auszuführen.
    Kälte, Taubheit, Gewissenlosigkeit.
    Bei einmaliger oder sehr seltener Einnahme richtete der Lotus keinen Schaden an, aber sobald man süchtig war, war man verloren.
    Etwas raschelte in der Nähe des Eingangs. Sothorn bemerkte den Umriss einer fetten Ratte, die sich ungeachtet ihrer Körperfülle zwischen Stein und Holzbohlen der Tür in sein
Gemach quetschte. Aus ruhigen Augen beobachtete er den Nager und schloss innerlich Wetten ab, ob das Tierchen stecken bleiben würde.
    Tat es nicht. Kaum, dass die Ratte ihren Weg in seine schmutzige Zelle gefunden hatte, setzte sie sich possierlich auf die Hinterbeine und putzte sich. Sothorns Anwesenheit störte sie
ebenso wenig wie anders herum. Zu gut verstand er den Wunsch der Ratte, ihren nassen Pelz zu trocknen.
    Die Katakomben waren stets feucht von der Gischt des Meeres und sein Raum

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