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Zentauren-Fahrt

Zentauren-Fahrt

Titel: Zentauren-Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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ihn Irene zu.
    »Schmeckt wie saurer Schweiß«, beschwerte sie sich. Dennoch trank sie davon und schob die Panzerfaust wieder zurück. Dor trank den Rest aus und mußte sich ihrer Geschmacksanalyse anschließen. Dann reichte er den Handschuh dankend an Krach zurück. Schweißgetränktes Wasser war immer noch wesentlich besser als Durst.
    »Gib mir noch mal deine Hand«, sagte Irene plötzlich.
    Dor glaubte, daß sie mit ihm noch einmal eine List besprechen wollte und steckte seinen rechten Arm durch die Ritze, während er an einem Brot kaute, das er in der Linken hielt. »Das war wirklich scheußlich gemein von dir, mir was zu essen zu geben«, murmelte sie und drückte zweimal seine Hand.
    »Na ja, du weißt ja, daß ich dich nicht leiden kann«, erwiderte Dor und drückte ebenfalls zweimal zu. Er war sich zwar nicht sicher, ob das den Lauschern etwas brachte, aber diese umgekehrte Sprechweise fiel ihm doch recht leicht.
    »Ich konnte dich auch nie leiden«, gab sie zurück. »Ich glaube sogar, ich hasse dich.«
    Was sagte sie denn da? Ihr doppeltes Drücken wies es als das Gegenteil des Gesagten aus, als Umkehrung. Umgekehrter Haß? »Was soll ich auch mit einem so häßlichen Mädchen wie dir anfangen?« fragte er.
    Eine lange Pause. Dor starrte durch die Ritze und sah eine Strähne ihres Haars. Wie erwartet, hatte es seine Grüntönung verloren. Da fiel ihm ein, daß er ja ganz vergessen hatte, ihre Hand zu drücken. Hastig holte er es zweimal nach.
    »Häßlich, wie?« Sie scharrte umher und wand sich, bis etwas Weiches seine Hand berührte. »Ist das etwa häßlich?«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher, was das ist«, meinte Dor. Er drückte probehalber.
    »Huch!« kreischte sie und schlug ihm auf die Hand.
    »Häßlich wie die Sünde«, sagte er und stellte sich vor seinem geistigen Auge die weibliche Anatomie vor, um sicher zu sein, was er da gezwickt hatte. Es hatte sich auf jeden Fall höchst interessant angefühlt!
    »Ich beiß dich in die Hand!« drohte sie, wie bei ihrem alten Spiel.
    »Hast du da etwa Zähne?« fragte er überrascht.
    Einen Augenblick drohte sie fast, vor Husten zu ersticken, doch es war unklar, ob es aus Belustigung oder aus Zorn war. »Mit meinem Mund werde ich dich beißen«, erklärte sie schließlich. Doch nur ihre Lippen berührten seine Hand.
    »Das wagst du doch nicht!«
    Sie küßte seine Hand erneut zweimal.
    »Autsch!« rief Dor.
    Jetzt biß sie ihn – ganz leicht – zweimal. Er wußte nicht genau, was dies für eine Stimmung bedeuten mochte.
    Es war eine neue Variante eines alten Spiels, vielleicht nicht mehr als das. Doch es brachte Dor dazu, über seine Beziehung zu Irene nachzudenken. Er kannte sie schon seit seiner Kindheit. Immer war sie neidisch wegen seines Magierstatus gewesen, hatte ihn andauernd geärgert und ihre Pflanzen auf ihn gehetzt – und doch hatten sie unter all der Tünche stets gewußt, daß sie füreinander bestimmt waren. Er hatte sich ebenso heftig dagegen gesträubt wie sie, doch als sie älter wurden, hatte sich auch das sexuelle Element zu zeigen begonnen, zuerst in scheinbar unschuldigen Spielchen und zufälligen Enthüllungen, später etwas indirekter aber dafür ernster. Als er zwölf Jahre alt gewesen war, damals war sie elf, hatten sie sich zum ersten Mal gefühlvoll geküßt, und dieses Erlebnis hatte sie beide erschüttert. Seitdem hatten ihre Streitereien eine unterschwellige Gewißheit gehabt, daß sie einander möglicherweise einmal sehr viel Freude würden bereiten können, wenn erst die Lage danach sein sollte. Irenes jüngste körperliche Entwicklung hatte dieses Bewußtsein noch verstärkt und hatte ihren Kabbeleien ein gewisses voyeuristisches Element verliehen, etwa als sie einander im Graben die Kleider vom Leib gerissen hatten. Nun, da sie sich ihres Schicksals keineswegs mehr gewiß sein konnten, hatte diese ihre Beziehung plötzlich an Bedeutung gewonnen. Im Augenblick war Irene fast im buchstäblichen Sinne alles, was er hatte. Warum sollten sie sich jetzt streiten, vielleicht war es ja schon ihr letztes Stündchen?
    »Ja, dich hasse ich außerordentlich«, sagte Irene und nibbelte zart zweimal an einer seiner Fingerspitze, als wollte sie sie auf Eßbarkeit überprüfen.
    »Ich hasse dich auch«, sagte Dor und versuchte, zuzudrücken, doch alles, was er erreichte, war, ihr seinen Finger in den Mund zu schieben. Sein ganzes Wesen schien mit einem Mal in seiner Hand konzentriert zu sein und in dem, was sie berührte. Und die

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