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Zentauren-Fahrt

Zentauren-Fahrt

Titel: Zentauren-Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Berührung ihrer Lippen war entsetzlich aufregend.
    »Ich wünschte, ich würde dich nie wiedersehen«, sagte sie und drückte seine Hand gegen ihre Brust.
    Das wurde ja langsam richtig ernst! Und doch merkte er, daß er genauso empfand. Er wollte sie niemals verlassen. Sie drückten einander nicht einmal mehr, spielten das Umkehrspiel immer intensiver und geschickter. War dies vielleicht nur eine Reaktion auf die Angst vor der Auslöschung? Er wußte es nicht genau – aber er war auch unfähig, dem plötzlichen Gefühlsstrom zu widerstehen. »Ich wünschte, ich könnte dir… weh tun«, sagte er. Er hatte Schwierigkeiten, etwas passend Negatives zu formulieren.
    »Ich würde dir dann auch weh tun!« Wieder drückte sie seine Hand an sich, doch diesmal noch fester.
    »Ich möchte dich packen und…« Wieder das gleiche Problem.
    »Und dann?« wollte sie wissen, und einmal mehr spürte seine Hand eine fremde Anatomie oder etwas Ähnliches. Seine Unfähigkeit, es genau zu bestimmen, machte ihn fast wahnsinnig! War es ein Arm oder ein Teil des Körpers, oberhalb oder unterhalb der Taille – und was wäre ihm lieber gewesen?
    »Und dich dann in Stücke zwicken«, sagte er und zwickte sie ordentlich. Die Grabenszene war ja gar nichts dagegen gewesen!
    Diesmal protestierte sie nicht. »Ich würde dich nicht mal heiraten, wenn du der letzte Mann auf der Welt wärst«, flüsterte sie.
    Jetzt hatte sie sich selbst noch einmal übertrumpft! Sie sprach ja vom Heiraten! Dor war wie vor den Kopf geschlagen, unfähig, etwas zu erwidern.
    Sie streichelte zärtlich seine Hand. »Und du?« fragte sie.
    Dor hatte noch nie viel über das Heiraten nachgedacht, trotz seiner Verstrickung in die Heirat des Guten Magiers Humfrey. Irgendwie kam ihm Heiraten als etwas vor, das für alte Leute war, wie seine Eltern und König Trent und Humfrey. Er, Dor, war doch erst sechzehn! Und doch fiel in Xanth das Alter des Jaworts mit dem des Wunsches zusammen. Wenn jemand glaubte, er sei alt genug, um zu heiraten, und dies auch tun wollte und eine Braut hatte, die damit einverstanden war, konnte er den Bund schließen. Folglich konnte eine Eheschließung mit zwölf oder mit hundert Jahren stattfinden; der Magier Humfrey schien nicht einmal in diesem hohen Alter bereit dafür gewesen zu sein!
    Wollte er heiraten? Wenn er an die nächsten paar Stunden dachte, die vielleicht seine letzten waren, wollte er es durchaus, denn er hatte immer gewußt, daß er einst würde heiraten müssen, bevor sein Leben zu Ende war. Es gehörte zum Königsein, genau wie der Magierstatus. Doch wenn er an ein ganzes Leben in Xanth dachte, war er sich nicht so sicher. Das war ja so viel Zeit, und im Laufe eines Lebens konnte so viel geschehen! Wie Humfrey gesagt hatte: die Sache hatte ihr positiven und ihre negativen Seiten. »Ich weiß nicht«, sagte er.
    »Du weißt nicht!« fauchte sie. »Ach, ich hasse dich!« Und sie biß ihm einmal heftig in die Hand, und ihre scharfen Zähne schnitten sich schmerzhaft ins Fleisch. O ja, das hier wurde langsam wirklich ernst!
    Dor versuchte, seine Hand wegzuziehen, doch sie hielt ihn fest. »Du Herumtreiber! Du Taugenichts!« rief sie. »Du Mann!« Und sie drückte ihr feuchtes Gesicht gegen seine Hand.
    Ihr feuchtes Gesicht? Ja, sie weinte tatsächlich. Vielleicht war das nur ein raffinierter Schachzug von ihr, doch es brachte Dor immerhin aus der Fassung. Wenn sie derart stark empfand, hatte er doch wohl nicht das Recht, weniger stark zu empfinden, oder? Empfand er denn überhaupt weniger stark?
    Da überflutete ihn das Gefühl. Was machte es schon, wieviel Zeit ihnen noch beschert sein mochte, oder wo sie sich befinden mochten? Er liebte sie.
    »Ich – dich auch nicht«, sagte er und zwickte ihre feuchte Nase zweimal.
    Sie weinte weiterhin in seine Hand hinein, doch diesmal fühlte es sich sanfter an. Sie war nicht mehr wütend auf ihn; das hier waren Tränen der Freude.
    Offenbar waren sie plötzlich verlobt.
     
    »He, Dor!« flüsterte jemand in seiner Zelle.
    »Grundy!« erwiderte Dor flüsternd. Er versuchte, Irene ein Zeichen zu geben, doch sie schien, gegen seine Hand gelehnt, eingeschlafen zu sein.
    »Tut mir leid, daß es so lange gedauert hat«, sagte der Golem. »Hab’ eine Weile gebraucht, bis ich meinen Drogenrausch ausgeschlafen hatte, und dann brauchte ich noch eine ganze Zeit, bis ich einen guten, geheimen Zugang hierher gefunden hatte, ohne den Ratten in die Fänge zu laufen. Ich habe mit ihnen geredet – die

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