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Zentauren-Fahrt

Zentauren-Fahrt

Titel: Zentauren-Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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haben.«
    »Hmph«, bejahte der Oger seine Ausführungen. »Will raus. Mag nicht schlapp sein.«
    »Ich schätze, wir werden wohl oder übel auf das warten müssen, was König Oary mit uns vorhat«, sagte Dor grimmig. »Wenn er uns umbringen wollte, hätte er uns nicht erst einsperren lassen.«
    »Dor, ich habe Angst, richtige Angst!« sagte Irene. »Ich bin noch nie in Gefangenschaft gewesen.«
    Dor spähte durch die Ritzen in seiner Zellentür ins Freie. Hatte sich der flackernde Kerzenschein nicht soeben bewegt? Der Wächter kam wohl näher, um zu lauschen. Natürlich würde König Oary wissen wollen, welches Geheimnis sie hatten – und Irene könnte ihr größtes Geheimnis preisgeben, bevor sie noch begriffen hatte, was gespielt wurde. Er mußte sie warnen, ohne daß der Wächter es merkte. So konnten sie die Lage sogar zu ihren Gunsten ausnutzen.
    Er schritt zu der Wand, die sie voneinander trennte. »Es ist wohl ratsam, unser Vorgehen zu besprechen«, sagte er. »Wenn sie uns verhören, sagen wir ihnen alles, was wir wissen. Es hat keinen Zweck, irgend etwas zu verheimlichen, schließlich sind wir ja unschuldig.« Es gelang ihm, seinen Arm durch die Ritze in der Mauer zu schieben, die Irene am nächsten lag. »Aber wir dürfen uns von ihnen nicht zu falschen Aussagen zwingen lassen.«
    Seine Hand berührte etwas Weiches. Es war Irene. Sie stieß ein ersticktes »Huch!« aus, dann ergriff sie seine Hand.
    »Ich werde noch einmal unsere Lage durchgehen«, sagte Dor. »Ich bin König von Xanth, solange König Trent fort ist.« Er drückte einmal ihre Hand. »Und du bist König Trents Tochter.« Wieder drückte er einmal zu. »Arnolde der Zentaur ist auch ein Prinz seines Volkes.« Diesmal drückte er sie zweimal.
    »Wovon redest du da?« fragte sie. »Arnolde ist doch gar nicht…« Als er sie mehrmals drückte, brach sie ab. Dann merkte sie, worauf er hinauswollte; sie war doch ein recht kluges Mädchen. »… bei uns«, beendete sie ihren Satz und drückte einmal seine Hand.
    »Wenn der Zentaur nicht pünktlich zu seinem Volk zurückkehrt, werden sie ihm wahrscheinlich mit einer Armee folgen«, sagte Dor und drückte zweimal zu.
    »Mit einer sehr großen Armee«, pflichtete sie ihm bei und erwiderte sein doppeltes Drücken. »Mit zahlreichen ausgezeichneten Bogenschützen und Speerwerfern, die alle nach Blut dürsten und auch ein riesiges Katapult dabei haben, mit dem sie die Burg mit gewaltigen Steinen unter Beschuß nehmen können.« Sie hatte begriffen. Nun hatten sie ihr eigenes Signalsystem: einmal Drücken für die Wahrheit, zweimal für Lügen. Auf diese Weise konnten sie sich auch dann unterhalten, wenn sie belauscht wurden.
    »Ich bin froh, daß wir allein sind«, sagte er und drückte zweimal. »So können wir offen miteinander reden.«
    »Allein, ja«, sagte sie unter doppeltem Drücken. Gut, jetzt wußte sie also auch, weshalb er dies tat. Sie war ein kluges Mädchen, und das gefiel ihm. Ein Aussehen wie eine Nymphe bedeutete zum Glück nicht immer auch nymphenhafte Dummheit.
    »Wir haben keine Chance, allein hier herauszukommen«, sagte Dor, zweimal drückend. »Wir haben keinerlei Hilfsmittel, von denen sie nichts wissen.« Zweimal.
    »Nein, nicht einmal magische Kräfte oder so was.« Doppelter Druck.
    »Aber es ist wahrscheinlich besser, wenn wir sie glauben lassen, wir besäßen magische Kräfte«, sagte Dor, ohne zu drücken. »Dann behandeln sie uns vielleicht etwas besser.«
    »Ganz genau«, stimmte sie ihm zu. »Wenn die Wachen glauben würden, daß wir sie durch die Mauern hindurch verzaubern können, lassen sie uns vielleicht heraus.«
    »Vielleicht sollten wir uns etwas ausdenken, um sie hinters Licht zu führen.« Einmal. »Irgend etwas, was sie ablenkt, während sich die Zentaurenarmee zum Angriff bereitmacht. Zum Beispiel, indem wir ihnen erzählen, du könntest ganz schnell Pflanzen wachsen lassen. Wenn sie vielleicht glauben, daß du einen Baum emporschießen lassen kannst, der die Decke durchstößt und diese Burg möglicherweise zum Einstürzen bringt…«
    »Dann würden sie mich schleunigst aus der Zelle holen und mich von Samen fernhalten«, schloß sie. »Vielleicht könnte ich dann fliehen und ein paar Markierungen anbringen, damit die Zentauren uns schneller finden.«
    »Ja. Aber du kannst den Mundaniern natürlich nicht sofort erzählen, daß du Pflanzen schnell wachsen lassen kannst. Es muß so aussehen, als hätten sie es aus dir herausgepreßt. Und du wirst auch eine

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