Zentauren-Fahrt
Rattensprache scheint überall dieselbe zu sein, deshalb brauchte ich dafür keine Magie, aber die hier sind wirklich schlimm. Schließlich habe ich mir aus einer alten Hutnadel ein Schwert gemacht, und als ich auf ein paar Ratten eingedroschen habe, haben die sich dazu entschlossen, mir lieber zu helfen.« Er hielt seine Waffe empor. Es war eine gebogene Eisenstange. Sie sah äußerst tödlich aus. Wenn man sie einer Ratte ins Auge stach, konnte dies verheerende Folgen haben.
»Irene und ich haben uns verlobt«, sagte Dor.
Der Golem blickte ihn schräg von unten an, um festzustellen, ob das ein Witz sein sollte oder nicht. »Ach, wirklich? Ausgerechnet das! Warum hast du ihr denn gerade hier einen Antrag gemacht?«
»Hab’ ich gar nicht«, gestand Dor. »Ich glaube, sie hat mir einen gemacht.«
»Aber du kannst sie ja nicht einmal berühren!«
»Kann ich doch!«
»Aber nicht da, wo es zählt.«
»Doch, genau da, wo es zählt – glaube ich.«
Der Golem tat das achselzuckend als Phantasterei ab. »Na ja, jedenfalls macht das sowieso keinen großen Unterschied, wenn wir hier nicht rauskommen. Ich habe versucht, mit den Tieren und Pflanzen hier zu reden, aber die meisten kann ich ohne Magie nicht verstehen. Aber ich glaube sowieso nicht, daß sie etwas über König Trent und Königin Iris wissen. Der König Oary führt bestimmt was im Schilde. Wie kann ich euch befreien?«
»Bring Arnolde in unsere Reichweite.«
»Das ist nicht so leicht, Dor. Sie haben ihn in einen Stall eingesperrt, mit einer Art Balkenschloß, genau wie hier. Es ist zu schwer für mich, und er selbst kommt auch nicht dran. Primitiv, aber wirkungsvoll. Wenn ich Arnolde befreien könnte, könnte ich euch auch gleich befreien.«
»Aber wir müssen zusammenkommen!« flüsterte Dor eindringlich. »Wir brauchen Magie, und anders bekommen wir sie nicht.«
»Den lassen die nicht raus«, erwiderte Grundy. »Sie haben die idiotische Vorstellung, daß eine Armee von Zentauren im Anmarsch hierher wäre, und sie wollen nicht, daß irgend jemand erfährt, daß sich im Schloß ein Zentaur befindet.«
Irene wachte auf. »Sprichst du mit mir, Liebster?« fragte sie.
»Liebster!« prustete Grundy. »Hoho, die hat dich aber eingewickelt!«
»Still!« flüsterte Dor heftig. »Der Wächter belauscht uns.« Doch insgeheim fragte er sich, ob es wirklich das war, was ihn bekümmerte.
»Ist das der Golem?« wollte Irene wissen.
»Magst du mit mir auch Händchenhalten, Liebste?« rief Grundy.
»Mach dir doch einen Knoten in deinen Bindfaden!«
»Alles, nur das nicht«, erwiderte Grundy und grinste hämisch. »Ich möchte hierbleiben und bei der Hochzeitsnacht zugucken. Wie wollt ihr das nur machen, mit der Wand zwischen euch?«
»Laß mich mal an dieses großmäulige Biest!« knurrte Irene. »Den schieb ich mit dem Kopf nach unten in den nächsten Abfluß!«
»Wie hast du den armen Teufel nur dazu gekriegt, sich die Fesseln freiwillig anlegen zu lassen?« beharrte der Golem. »Hast du ihn vielleicht angeschrien, ihm etwa verbotenes Fleisch gezeigt und kullernde grüne Tränen vergossen?«
»Der Abfluß ist viel zu gut für ihn!« quetschte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Wenn ihr nicht beide still seid, wird der lauschende Wächter alles mitkriegen!« warnte Dor. Er war besorgt, und peinlich war ihm das Ganze auch.
Grundy musterte ihn. »Außerhalb des magischen Feldes können die sowieso kein Wort von dem verstehen, was wir sagen. Wie können sie uns dann belauschen?«
Dor war wie vor den Kopf geschlagen. »Daran habe ich ja noch gar nicht gedacht!« War seine ganze List umsonst gewesen?
»Wieso haben sie Krach dann etwas zu essen gebracht?« wollte Irene wissen und vergaß ihre Wut ob dieses neuen Problems. »Wieso haben sie dann was von der Zentaurenarmee gehört? Du hast doch gesagt – oder habe ich das nur geträumt?«
»Das habe ich schon gesagt, und es stimmt auch«, erwiderte Grundy. »Wollt ihr etwa behaupten, daß ihr dieses Gerücht in die Welt gesetzt habt? Ich habe es gehört, als ich Arnolde besucht habe, da konnte ich nämlich Mundanisch verstehen.«
»Das haben wir in die Welt gesetzt, ja«, sagte Dor. »Und wir haben sie glauben gemacht, daß Krach nur dann so ungeheuer stark ist, wenn er wütend wird, und daß er wütend wird, wenn er Hunger hat. Kurz darauf haben sie ihm etwas zu essen gebracht. Also müssen sie uns verstanden haben. Aber wie?«
»Ich glaube, daß werden wir gleich wissen«, sagte Grundy und
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