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Zentauren-Fahrt

Zentauren-Fahrt

Titel: Zentauren-Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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gute Entschuldigung brauchen, falls sie dich auffordern, es vorzuführen. Du könntest zum Beispiel behaupten, daß es nicht die richtige Monatsphase sei, oder…«
    »… oder daß ich es nur in Ställen kann«, fuhr sie fort. »Damit käme ich aus dem schwerbewachten Teil der Burg heraus. Bis sie merken, daß alles nur eine Finte ist, bin ich vielleicht schon geflohen.«
    »Genau.« Aber hatten sie die Sache auch wirklich richtig eingefädelt? Würden die Wachen darauf hereinfallen und Irene in Arnoldes Stall führen, oder würden sie gar nicht erst darauf eingehen? Diese Finten waren wirklich komplizierter, als er gedacht hatte.
    Da rief sie beunruhigt: »Aber was ist mit Krach? Sie werden wissen wollen, wie er das Tor aus den Angeln heben konnte, wo er doch jetzt überhaupt nichts mehr unternehmen kann?«
    Dors Verstand arbeitete fieberhaft. »Die Wachen dürfen nicht erfahren, daß der Oger nur dann stark ist, wenn er wütend wird. Der Wächter am Tor hatte Krach beleidigt, da hat er natürlich das Tor ausgehoben. Aber König Oary hat ihm eine leckere Mahlzeit spendiert, deshalb war er gar nicht wirklich wütend, obwohl man ihn vergiftet hat. Vielleicht können wir die Wachen dazu verlocken, Krach etwas Böses zu sagen oder ihm nichts zu Essen und zu Trinken zu geben. Wenn Krach hungrig wird, wird er wirklich gefährlich, und er hat einen Riesenappetit. Wenn die versuchen, ihn auszuhungern, dann sollst du mal sehen! Der wird durchdrehen und diesen Keller auseinandernehmen!«
    »Ja«, meinte sie. »Das ist wirklich unsere größte Hoffnung. Schlecht behandelt zu werden. Dazu brauchen wir nicht einmal Finten. Wir brauchen nur zu warten. Ab morgen Mittag wird Krach anfangen zu toben. Wir flüchten einfach, indem wir über die Leichen der Wachen springen, die Krach in den Weg geraten. Dann brauchen wir die Zentauren vielleicht gar nicht!«
    In seinen Augenwinkeln bemerkte Dor eine Bewegung. Er drückte Irenes Hand, um sie darauf hinzuweisen. Der Wächter entfernte sich gerade äußerst leise. Kein Zweifel – bald würde oben ein heißer Bericht eintreffen!
    »Du bist ein Idiot«, murmelte Irene und drückte seine Hand zweimal. »Du und diese blöden Ideen, wir könnten unsere Kerkermeister an der Nase herumführen. Das funktioniert doch nie! Ich weiß gar nicht, warum ich überhaupt noch mit dir rede.«
    »Weil es immer noch besser ist, als mit den Ratten zu reden«, sagte er, ohne sie zu drücken.
    »Ratten!« rief sie entsetzt. »Wo?«
    »Als ich aufwachte, habe ich eine gesehen, glaube ich. Vielleicht habe ich mich ja auch geirrt.«
    »Nein, das ist genau die Art von Ort, wie sie ihn lieben.« Sie quetschte seine Hand, doch diesmal war es kein Signal. »Oh, Dor – wir müssen hier raus!«
    »Vielleicht holen sie dich schon sehr bald ab, um sicherzugehen, daß du keine Pflanzen wachsen lassen kannst.«
    Warnend drückte sie seine Hand. »Das wissen sie doch schon.«
    Tatsächlich war das Ziel ihres vorgetäuschten Gesprächs gewesen, die Wächter davon zu überzeugen, daß Dor und Irene keine Magie besaßen. Wenn sie dann irgendwie Gelegenheit bekommen sollten, Magie zu benutzen, würde das die Wachen völlig überraschen. Außerdem hatten sie dadurch wahrscheinlich dafür gesorgt, daß Krach gut behandelt wurde – sofern ihre List erfolgreich gewesen war.
    Bald drang das Licht der Dämmerung durch die Decke an der Seite, wo sie die Ostmauer vermuteten. Doch der Winkel stimmte nicht, so daß Dor schließlich zu dem Schluß kam, daß sie an der Westmauer eingekerkert waren, oberhalb der Klippe, und daß das Licht nur durch eine Widerspiegelung zu ihnen ins Gemäuer eindrang. Hier bestand keinerlei Möglichkeit, durch einen Tunnel zu fliehen, selbst wenn sie die Kraft dazu gehabt hätten, einen zu graben. Was nützte es schon, von einer Klippe zu springen?
    Wächter kamen herein und brachten Krach einen riesigen Korb mit Broten und ein Faß Wasser.
    »Essen!« rief der Oger glücklich und zerkaute gleich ganze Brotlaibe auf einen Bissen, wie er es gewohnt war. Als er merkte, daß weder Dor noch Irene etwas bekommen hatten, warf er ihnen mehrere Brote zu. Dor quetschte eines davon durch die Spalte in Irenes Zelle.
    Das Wasser stellte schon ein größeres Problem dar. Die Wachen hatten keine Becher mitgebracht, doch Dors Durst wurde ganz plötzlich immer schlimmer, vielleicht als Reaktion auf den Wein des Vortags. Schließlich borgte er sich einen von Krachs Panzerfäustlingen und füllte ihn mit Wasser. Er schob

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