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Zentauren-Fahrt

Zentauren-Fahrt

Titel: Zentauren-Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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sich vor Irene auf und ballte die Hand zur Faust. Er zog den Arm zurück und zielte auf ihren Bauch.
    »Halt!« schrie Dor. »Ich sag’s…«
    »Halt’s Maul!« fauchte Irene ihn an. Sie ließ eines ihrer Knie emporschießen und erwischte den Dolmetscher voll im Unterleib. Der Mann krümmte sich zusammen, und die anderen Wächter ließen es völlig überrascht zu, daß Irene sich losriß, während ihnen nur ein paar Kleiderfetzen blieben. Barbusig wie eine Nymphe rannte sie ein paar Stufen hinab, bückte sich, um die Eisenstange aufzuheben und wirbelte heran, um Dors Zellentür damit zu öffnen.
    »Lauf weg!« schrie Dor. »Verlier keine Zeit auf mich!«
    Doch es war schon zu spät. Beide Wächter hatten ihre flachen Schwerter gezogen und kamen auf Irene zu. Sie drehte sich um und hob kampfesmutig die Stange.
    »Nicht!« kreischte Dor, und seine Stimme überschlug sich. »Sie werden dich umbringen!«
    Doch nun gab es eine neue Ablenkung. Krach, der zuvor friedlich geschlafen hatte, wurde der Lage gewahr. Wütend rüttelte er an seiner Tür. »Töten!« dröhnte er.
    König und Wächter wurden bleich. Sie glaubten, daß die phantastischen Kräfte des Ogers das Produkt seines Zorns waren. Wenn sie Irene etwas zuleide taten, während Krach zusah…
    Der Dolmetscher erholte sich langsam wieder; offenbar war es doch nur ein leichter Stoß gewesen. »Gdcq gdq hmsn gdq bdkk«, keuchte er den anderen beiden Wächtern zu. Dann, zu Irene gewandt: »Mädchen – geh schnell in deine Zelle, dann tun sie dir nichts.«
    Irene erkannte, daß sie den beiden Schwertkämpfern unmöglich entkommen konnte und daß sie den Bluff von Krachs Kräften nicht auffliegen lassen durfte, also bewegte sie sich Zoll um Zoll auf ihre Zelle zu. Die beiden Wächter folgten ihr vorsichtig. Krach musterte das Geschehen; er war zwar immer noch wütend, war aber klug genug, nicht zu protestieren, solange die Wächter Irene nicht anfaßten. Dann trat Irene in ihre Zelle zurück, und die Wächter schlugen die Tür hinter ihr zu und verriegelten sie. Die Krise war vorüber.
    »Du hättest aus dem Kerker weglaufen sollen!« sagte Dor voll zorniger Erleichterung.
    »Ich konnte dich nicht zurücklassen«, erwiderte sie. »Wo würde ich jemals wieder einen wie dich finden?« Dor war sich nicht sicher, wie er diese Bemerkung verstehen sollte; war das nun ein Kompliment oder eine Herabsetzung?
    König Oary wirkte ebenfalls erschüttert. »Sgzs fhqk’r mns nmkx adztshetk, rgd gzr ehfgshmf rohqhs«, sagte er. »Cumt’s getqs gedq; H lors ehmc z trd enq gedq.« Er machte kehrt und stampfte aus dem Keller, gefolgt von seinen Getreuen. Der Dolmetscher, dem noch immer nicht recht wohl in seiner Haut war, blieb wohl irgendwo in der Nähe, wenn auch außer Sichtweite, um sie weiterhin zu belauschen. Endlich herrschte im Kellergewölbe wieder die vertraute Düsterkeit.
    Dor wußte, daß sie nun etwas noch Schlimmeres ausheckten, aber wenigstens war Irene unverletzt davongekommen, und das Geheimnis ihrer Magie war auch bewahrt worden, zumindest zum Teil. Die Mundanier wußten zwar jetzt, daß ihre Gefangenen magische Kräfte besaßen, aber über deren Funktionsweise waren sie sich nach wie vor im unklaren. Es war zwar nur eine vorübergehende Verschnaufpause, aber immer noch besser als gar nichts.
    »Ich glaube, wir sollten bald von hier verschwinden«, sagte Irene, während die Mundanier verschwanden. »Gib mit deine Hand.«
    Was hatte sie diesmal vor? Dor steckte seine Hand durch die Ritze.
    Sie nahm sie entgegen und küßte sie. Das war ja recht nett, aber irgendwie war er auch etwas enttäuscht. Sie hatte schließlich Jacke und Bluse verloren…
    Sie nahm sein Handgelenk und hieß ihn die Finger spreizen. Dann legte sie etwas Schweres in seine Hand. Dor hätte beinahe einen Ruf des Erstaunens ausgestoßen, denn es war hart und kalt und schwer.
    Es war die Eisenstange.
    Aber natürlich! In ihrer Verwirrung hatten die Wächter vergessen, daß Irene die Stange mitgenommen hatte. Nun besaß Dor dieses wertvolle Werkzeug – das vielleicht auch als Waffe dienen konnte. Doch er wagte nicht, schon jetzt die Tür damit anzugehen; das mußte warten, denn der Lärm würde den Wächter sofort alarmieren und ihn darauf aufmerksam machen, daß er im Besitz der Stange war. Also mußten sie vorläufig erst einmal warten – und es gab einige Dinge, die er Irene zu sagen hatte.
    »Du warst wirklich sehr tapfer«, sagte er. »Du hast dich diesen Schlägern

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