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Zentauren-Fahrt

Zentauren-Fahrt

Titel: Zentauren-Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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entgegengestellt…«
    »Ich konnte kaum reden vor Angst«, gestand sie. Das war mit Sicherheit eine Übertreibung, denn mit dem Dolmetscher hatte sie schließlich ganz schöne Beschimpfungen ausgetauscht. »Aber ich wußte, daß sie dir etwas antun würden, wenn…«
    »Mir! Dich wollten sie doch…«
    »Na ja, ich mache mir jedenfalls über dich Sorgen, Dor. Ohne mich würdest du es doch nicht schaffen.«
    Das war im Scherz gesagt – vielleicht. »Mir gefällt deine neue Ausstattung zwar«, meinte er. »Aber vielleicht solltest du doch lieber meine Jacke nehmen.«
    »Vielleicht. Es ist kalt hier drin.«
    Dor zog seine Zentaurenjacke aus und quetschte sie durch die Mauerritze. Sie zog sie an und sah ganz schmuck darin aus, auch wenn die Jacke sich vorne ständig öffnete. Vielleicht fand er sie aber auch gerade deswegen darin so hübsch. Wenigstens würde die Jacke sie vor der Kälte schützen und vor Gegenständen wie Schwertern und Speeren, denn sie war ja undurchdringbar. Und es war sicherlich klug, wenn sie ihren Körper vor den gierigen Augen des Königs und seiner Mannen verdeckte; Dors Eifersucht war nach wie vor ungebrochen.
    Grundy erschien wieder. »Ich habe einen Samen«, meldete er. »Der Beutel befindet sich in der Kammer des Königs, genau wie das magische Schwert. Ich wußte, daß ich dort risikolos einbrechen konnte, weil der König ja hier unten war. Aber den ganzen Beutel konnte ich nicht auf einmal tragen. Den magischen Kompaß habe ich überhaupt nicht finden können; den müssen die weggeworfen haben. Also habe ich einen Samen ausgesucht, der passend aussah.«
    »Gib her!« sagte Irene begierig. »Ja – das ist ein Greifer. Wenn ich den zum Keimen bringen und in den Gang werfen…«
    »Kannst du aber nicht«, sagte Dor. »Nicht ohne…«
    Er brach gerade noch rechtzeitig ab. Der Lauscher war bestimmt damit beschäftigt, sie zu belauschen.
    »Ich habe eine Idee«, fuhr er schließlich fort. »Was, wenn wir ein Teil von Du-weißt-schon-wem hierherbrächten – ob das genug Magie mitbrächte, um einen Samen zum Keimen zu bringen?«
    Irene überlegte. »Ein Stück vom Huf, vielleicht. Ich weiß nicht. Einen Versuch wäre es schon wert.«
    »Bin schon unterwegs«, sagte Grundy.
    »Ich dachte immer, daß Mädchen verängstigt und süß sein und hilflos losschreien müßten, sobald irgendwie Ärger in Sicht ist«, meinte Dor. »Aber du… diese Wachen…«
    »Du hast wahrscheinlich zuviel von Millie dem Gespenst gesehen. Richtige Mädchen sind überhaupt nicht so, es sei denn, sie wollen so sein.«
    »Du jedenfalls nicht! Aber ich hätte nie gedacht, daß du dein Leben derart riskieren könntest.«
    »Bist du enttäuscht?«
    Dor dachte nach. »Nein. Du bist viel mehr Mädchen… viel mehr Frau, als ich dachte. Ich schätze, ich brauche dich tatsächlich. Wenn ich dich vorher nicht geliebt haben sollte, tue ich es jedenfalls jetzt. Und gar nicht mal wegen deines Aussehens, obwohl, wenn wir schon dabei sind…«
    »Wirklich?« fragte sie und klang dabei wie ein aufgeregtes Kind.
    »Na ja, vielleicht reagiere ich ja auch nur etwas empfindlicher als sonst wegen unserer Gefangenschaft.«
    »Ohne Erläuterung hat es mir besser gefallen.«
    »Na klar. Äh, ich finde schon, daß du schön bist. Aber…«
    »Dann überprüfen wir die Sache noch mal, nachdem wir hier wieder raus sind. Hat keinen Zweck, die Dinge zu überstürzen.«
    Dor war erschüttert. »Hast du Zweifel?«
    »Na ja, vielleicht lerne ich ja doch noch einen besser aussehenden Mann kennen…«
    »Äh, ja«, sagte Dor unglücklich.
    Sie lachte. »Ich necke dich doch bloß! Was Aussehen angeht, da sind Mädchen schlauer als Jungen. Wir achten weniger auf die Verpackung als auf Qualität. Ich habe überhaupt keinen Zweifel. Ich liebe dich, Dor. Ich wollte nie einen anderen heiraten. Aber ich weigere mich, es auszunutzen, wenn du durcheinander bist. Wenn du älter bist, änderst du vielleicht deine Meinung.«
    »Aber du bist doch jünger als ich!«
    »Ja, aber Mädchen werden früher reif. Ist dir das denn nicht aufgefallen?«
    Jetzt mußte Dor lachen. »Doch, heute ist es mir aufgefallen!«
    Sie küßte erneut seine Hand. »Na ja, es gehört alles dir, wenn…«
    Wenn. Dor dachte darüber nach, was dieses Wort verhieß, und ihm wurde ganz warm. Sie besaß einen Körper, das war wahr – aber was ihn am meisten erfreute war die Treue, die das Wort verhieß. Sie würde bei ihm sein, würde ihn unterstützen, was immer auch geschehen mochte. Dor

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