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Zentauren-Fahrt

Zentauren-Fahrt

Titel: Zentauren-Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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erkannte, daß er dieser Unterstützung auch bedurfte; allein würde er mit Sicherheit scheitern. Irene war stark, wenn sie sich nicht gerade in einer akuten Krise befand; sie besaß die Nerven, die ihm abgingen. Ihre Persönlichkeit ergänzte die seine, wog seine Schwächen auf. Sie war es, die sie alle auf diese Rettungsmission geschickt hatte; ihre Entschlossenheit, ihren Vater zur retten, war ungebrochen geblieben; mit ihr an seiner Seite, konnte er wirklich König sein.
    Der zurückkehrende Golem unterbrach seinen Gedankengang. »Ich habe drei Schweifhaare erwischen können«, flüsterte er. »Er ist reichlich eitel, was seinen Schweif angeht, wie seine ganze Rasse; ist ja auch das Vorteilhafteste an ihm. Vielleicht genügen die.«
    Ob die Magie wirklich auch Teilen des Zentauren anhing, wenn diese von seinem Körper entfernt worden waren? Dor holte seinen Mitternachtssonnenstein hervor und hielt ihn dicht an die Haare. Beinahe glaubte er, ein schwaches Glimmen zu erkennen, tief im Inneren des Kristalls. Doch das war vielleicht auch nur eine Widerspiegelung der matten Zellenbeleuchtung.
    »Bring sie zu Irene«, sagte Dor und wagte es kaum noch zu hoffen.
    Grundy tat, wie ihm geheißen. Irene legte den Samen auf die Schweifhaare und beugte sich über ihn. »Wachse!« hauchte sie.
    Doch sie wurden enttäuscht. Der Samen schien es zwar zu versuchen, schien erwartungsvoll anzuschwellen, doch es gelang ihm nicht zu wachsen. Es war nicht genügend Magie vorhanden.
    »Vielleicht sollte ich ihn zu Arnolde bringen«, meinte Grundy.
    Irene schwieg und Dor erkannte, daß sie ihre Tränen unterdrückte. Sie hatte wirklich gehofft, daß ihre Magie funktionieren würde.
    »Ja, versuch das«, sagte Dor dem Golem. »Vielleicht hat der Samen ja angefangen zu wachsen. Vielleicht braucht er jetzt einfach mehr Magie.«
    Grundy nahm den Samen und die Schweifhaare und verschwand wieder. Dor griff durch die Mauerritze, um Irene auf die Schulter zu klopfen. »Einen Versuch war es wert«, sagte er.
    Sie ergriff seine Hand. »Ich brauche dich, Dor. Immer, wenn ich schon aufgebe, hältst du durch.«
    Wieder dieser Aspekt der einander ergänzenden Teile. Sie würde schon bald ihre Entschiedenheit und ihre Nerven wiedergewinnen, doch in der Zwischenzeit mußte man sie aufrichten.
    So verweilten sie, wie es ihnen schien, eine lange Zeit, und trotz der Verzweiflung, die sie beide empfanden, hätte Dor diese Erfahrung nicht missen mögen. Irgendwie hatte diese Einschränkung durch das Gefangensein ihre persönliche Bindung verstärkt, hatte ihre Liebe noch verfestigt und vertieft. Was nach diesem Tag geschehen würde, das wußte er nicht, aber er war sicher, daß er durch diese Erfahrung verändert worden war. Seine Zeit der Unschuld war, in einem grundsätzlichen und positiven Sinne, zu Ende.
    Da hörten sie Unruhe in der Ferne. Das Geräusch ließ sie zusammenfahren. War es vielleicht möglich, daß…
    Grundy kam in die Zelle gestürzt. »Es hat funktioniert!« schrie er. »Der Samen hat gekeimt. Sobald ich ihn in den magischen Durchgang gebracht habe, ist er direktemang aus seiner Schale hervorgeschossen. Ich mußte ihn draußen vor den Stall werfen…«
    »Es hat funktioniert!« jubelte Irene. »Ich hab’s doch immer gewußt!«
    »Ich habe Arnolde gesagt, wo wir sind, für alle Fälle«, fuhr Grundy aufgeregt fort. »Dieser Greifer wird seinen ganzen Stall in Stücke reißen.«
    »Aber kann er auch durch geschlossene Türen?« fragte Irene und wurde wieder besorgt. Im Augenblick unterlag ihre Stimmung erheblichen Schwankungen. »Allein kann er immerhin keine Magie betreiben, und es ist niemand bei ihm, um…«
    »Hab’ schon an alles gedacht, Püppi«, meinte der Golem. »Habe die Gegend erkundet. Durch diese Türen kommt er nicht, aber er kann durch das Haupttor fliehen, das Krach herausgerissen hat, das haben sie nämlich noch nicht repariert, und vor der Schloßmauer gibt es einen kleinen Kanal, und diese Zellen sind direkt an die Mauer gebaut. Wenn die Außenmauer nicht gerade außerhalb des Wirkungsbereichs seines Feldes liegt…«
    »Und wenn doch?« wollte sie wissen, als sei sie unschlüssig, ob sie jubeln oder weinen sollte.
    »Bin sicher, daß sie es nicht ist«, erwiderte Grundy. »Sie ist kaum sechs von euren Schritten dick, und sein Feld ist mindestens doppelt so tief, zumindest nach vorn. Aber das werden wir bald wissen, denn er wird wohl gleich auf dem Weg hierher sein.«
    Der Lärm hielt an. »Ich hoffe, daß Arnolde

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