Zentauren-Fahrt
sagte Dor betrübt. »Die Mägde im Schloß beschweren sich bereits über die Hufabdrücke auf den Teppichen.«
»Wenn ich darf, würde ich deine Erkenntnisse gern selbst best ä tigen lassen«, sagte Roland.
In der darauffolgenden Gesprächspause gab Dor Anweisungen, Crombie ins Norddorf zu zaubern. Großmutter Bianca servierte Windmühlenkekse, die sie von ihrem Windmühlenstrauch geerntet hatte. Irene bat sie um einen Windmühlensamen; sie besaß eine Sammlung von Samen, die sie zu nützlichen Pflanzen wachsen lassen konnte.
»Tz! Wie sehr du gewachsen bist!« sagte Bianca, die Irene mu s terte.
Irene ließ ihren Keks fallen – doch da hatte sie ihn auch schon wieder heil in der Hand. Biancas magisches Talent war die Wi e derholung: Sie konnte die Zeit einige Sekunden zurückdrehen, so daß man kurz zuvor begangene Fehler nachträglich berichtigen konnte. »Danke«, murmelte Irene, die sich langsam wieder erholte.
Da traf Crombie ein. »Wenn ich darf, würde ich gerne Ihre E r gebnisse verifizieren«, sagte Roland dem Soldaten. Dor bemerkte, daß der alte Mann zu jedem höflich war; irgendwie verlieh ihm das in den Augen der anderen eine noch größere Würde. »Würden Sie so freundlich sein und mir bitte zeigen, wo die größte gegenwärtige Gefahr für das Königreich Xanth lauert?«
Crombie tat, wie ihm geheißen – und zeigte erneut nach Süden. »Das habe ich vermutet«, sagte Roland. »Es sieht so aus, als würde sich in dem Gebiet dort etwas entwickeln, um das du dich tatsäc h lich kümmern mußt, Dor. Aber das ist eine ernste Angelegenheit und keine Vergnügungsreise.«
»Was kann ich tun?« fragte Dor flehend. Das Entsetzliche an der Tatsache von König Trents unerklärlichem Fernbleiben drohte, ihn zu überwältigen und aus seinem mühsam aufrechterhaltenen Gleichgewicht zu bringen.
»Du kannst dir Rat einholen.«
Dor überlegte. »Meinst du den Guten Magier Humfrey?«
»Ja. Er kann dir sagen, was du am besten tun sollst. Und wenn du die Reise tatsächlich unternehmen mußt, kann er an deiner Stelle als König regieren.«
»Ich glaube kaum, daß er damit einverstanden wäre«, meinte Dor.
»Ich bin sogar sicher, daß er es nicht sein wird«, stimmte Irene ihm zu.
»Der Thron von Xanth muß mit einem Magier besetzt werden. Bitte Humfrey, dafür zu sorgen, sofern er mit deiner Reise einve r standen sein sollte.«
Das hieß aber wirklich, den Guten Magier in die Enge drängen! »Das werde ich tun.« Er blickte um sich, versuchte, sich wieder zu sammeln. »Ich mache mich wohl besser auf den Weg. Es ist ein recht langer Fußmarsch.«
»Du bist der König, Dor. Du brauchst dort genausowenig zu Fuß hinzugehen, wie du es hierher getan hast. Laß dich vom Re i sezauberer dorthin beschwören.«
»Ach ja. Das hatte ich ganz vergessen.« Dor kam sich ziemlich närrisch vor.
»Aber zuerst läßt du uns sicher ins Schloß zurückbringen«, sagte Irene, die an einem weiteren Keks knabberte. »Ich habe keine Lust, auf der unsichtbaren Brücke die Spalte zu überqueren, wo der Spaltendrache mir unter den Rock schielen kann.« Sie hielt den Keks in der Nabe fest, während sie vorsichtig die Flügel Stück für Stück abnibbelte.
3
Der Hochzeitszauber
Dor kam nicht im Inneren von Magier Humfreys Schloß an. Er fand sich vor dem Graben stehend wieder. Irgend etwas war da schiefgelaufen!
Nein, doch nicht, erkannte er. Er war korrekt an Ort und Stelle gezaubert worden – aber der Gute Magier, der keine Störungen mochte, hatte einen Schrankenzauber eingebaut, der jeden an diese Stelle draußen vor dem Schloß ablenkte. Humfrey sprach nicht gerne mit Leuten, die nicht auf die schwierige Weise ins Schloß gelangt waren. Natürlich hätte er den König eigentlich nicht dieser Prozedur unterziehen dürfen – aber offenbar war der alte Zaub e rer im Augenblick mit anderen Dingen beschäftigt. Dor hätte ihn mit Hilfe eines magischen Spiegels anrufen sollen. Doch weil er es so eilig gehabt hatte, ihn aufzusuchen, hatte er es vergessen. Was nur bedeutete, daß er genau das bekommen hatte, was er auch verdiente – es war die Konsequenz seiner mangelhaften Planung.
Natürlich könnte er wahrscheinlich laut genug brüllen, bis ihn jemand im Inneren des Schlosses bemerkte und einließ. Doch Dor hatte auch einen etwas sturen Zug an sich. Er hatte einen Fehler gemacht, also wollte er ihn auch aus eigener Kraft wieder ausb ü geln. Vor vier Jahren hatte er sich schon einmal den Zutritt ins Schloß erkämpft,
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