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Zentauren-Fahrt

Zentauren-Fahrt

Titel: Zentauren-Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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also würde er es diesmal ebenfalls schaffen. Das würde dann auch beweisen, daß er seine Fehler wiedergutmachen konnte – so, wie man es von einem König schließlich auch erwa r ten durfte.
    Er blickte sich sorgfältig in der Umgebung um. Der Graben war nicht mehr so klar und funkelnd wie beim letzten Mal, sondern eher matt und abstoßend. Die Schloßmauer war nun etwas nach innen geneigt, wie ein steiler, kegelförmiger Berg. Das Ganze war durch und durch unbeeindruckend – und gerade deshalb höchst verdächtig.
    Dor kauerte sich nieder und stippte einen Finger ins Wasser. Als er ihn wieder herauszog, war er von einer schleimigen Schmiere bedeckt. Er roch daran. Bäh! Und doch kam ihm der Geruch i r gendwie vertraut vor. Wo hatte er ihn nur schon einmal wahrg e nommen?
    Eines war sicher: Er würde nicht durch dieses Wasser waten o der schwimmen, ohne sich zuvor davon zu überzeugen, was darin lauern mochte. Die Verteidigungsmechanismen des Schlosses w a ren eher dazu gedacht abzuschrecken, als Eindringlinge zu ve r nichten – aber deswegen waren sie immer noch gewaltig genug. In der Regel mußte man mit Mut und Geschicklichkeit mehrere G e fahren meistern. In diesem Graben gab es mit Sicherheit etwas wesentlich Unangenehmeres als bloßen Schleim.
    Es war nichts zu sehen. Die schmutzige grüne Schmiere bedec k te die gesamte Wasseroberfläche, ohne daß sie von irgendeinem anderen Schrecken unterbrochen worden wäre. Das war nicht gerade ermutigend.
    »Wasser, lauern in deinen Tiefen irgendwelche Lebewesen?« fra g te er.
    »Überhaupt keine«, erwiderte das Wasser mit vom Schleim ve r zerrter Stimme. Und doch hatte es einen kichernden Unterton dabei. Offensichtlich erschien ihm irgend etwas an der Frage k o misch.
    »Und unbelebte Fallen?«
    »Auch keine.« Jetzt zogen sich kleine Lachfalten über die klebrige Oberfläche.
    »Was ist denn daran so komisch?« wollte Dor wissen.
    Das Wasser gab kleine, langgezogene Plätscher von sich, wie Tropfen verdorbenen Schleims. »Das wirst du schon noch me r ken.«
    Das Problem mit unbelebten Dingen war, daß sie in der Regel nur recht flache Vorstellungen von Humor und Verantwortung hatten. Doch meistens konnte man sie betören oder einschüc h tern. Dor hob einen Stein auf und hielt ihn drohend empor. »Sag mir, was du weißt«, befahl er dem Wasser, »sonst schmeiße ich dich mit diesem Stein!«
    »Tu das nicht!« schrie das Wasser eingeschüchtert. »Ich spucke alles aus, was ich weiß, aber das ist nicht viel.«
    »Bäh!« machte der Stein zur gleichen Zeit. »Schmeiß mich bloß nicht in diese widerliche Jauche!«
    Dor erinnerte sich daran, wie er beim letzten Mal die Verteid i gungsanlagen des Magiers gegeneinander ausgespielt hatte. »Los, raus damit!« befahl er dem Wasser.
    »Ein Zombie«, erwiderte das Wasser. »Eine Zombieseeschlange.«
    Jetzt verstand Dor, was gespielt wurde. Zombies waren tot, also stimmte es, daß es im Graben keine Lebewesen gab. Andererseits waren sie aber auch belebt, also gab es hier auch keine unbelebten Fallen. Plötzlich ergab das auch einen Sinn, denn nun fiel es Dor endlich wieder ein, daß ja der Zombiemeister noch immer da war. Als er im Xanth der Gegenwart aufgetaucht war, hatte es Probl e me gegeben, denn der Gute Magier Humfrey bewohnte das Schloß, das achthundert Jahre zuvor dem Zombiemeister gehört hatte. Der eine hatte einen Anspruch auf das ältere Wohn-, der andere auf das ältere Besitzrecht gehabt. Beide hatten keinen Ärger gewollt. Also hatten sich die Magier darauf geeinigt, sich den Bau und das Gelände zu teilen, bis sich etwas Besseres anbot. Offe n sichtlich hatte der Zombiemeister nichts Besseres gefunden. N a türlich half er bei der Befestigung des Schlosses, denn er legte g e nausowenig Wert auf Gesellschaft wie Humfrey.
    Dor hatte zufällig eine Menge Erfahrung mit Zombies sammeln können. Einige seiner besten Freunde waren Zombies gewesen. Er war zwar immer noch nicht erbaut von ihrem Gestank und von der Art, wie sie überall, wo sie auch gingen oder standen, Klumpen dicken Breis und Maden verloren, aber auf ihre Art waren es durchaus keine üblen Wesen. Vor allem waren sie kaum schlauer als die unbelebten Gegenstände, die Dor mit seiner Magie belebte; denn ihre Gehirne waren im buchstäblichen Sinne verrottet. Er war sich sicher, daß er einen Zombie durchaus reinlegen konnte.
    »Hier müßte es irgendwo ein Boot geben«, sagte er zu dem Stein. »Wo?«
    »Da drüben, Trollo«, sagte der Stein.

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