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Zentauren-Fahrt

Zentauren-Fahrt

Titel: Zentauren-Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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stand die Zeremonie bevor.
    Musik setzte ein, das vertraute Thema, das nur bei Eheschli e ßungen gespielt wurde. Dor hatte Lampenfieber. Er hatte noch nie einer solchen Feierlichkeit vorgesessen; es schien nahezu unb e grenzte Möglichkeiten zu geben, etwas falsch zu machen. Die ve r sammelten Wesen waren plötzlich völlig still und warteten g e spannt auf das große Ereignis. Endlich würde es den Guten M a gier Humfrey auch erwischen!
    Seitlich nahm man ein Rascheln wahr. Der Bräutigam erschien in einem dunklen Anzug, der leicht von Motten angefressen wirkte. Vielleicht hatte die Wächtermotte ihn nicht richtig eingekugelt. Er war ein wenig zersaust und stand offenbar unter dem Druck des Zombiemeisters.
    »Ich habe es überlebt, also werdet Ihr es auch überleben!« flü s terte der Zombiemeister laut hörbar. Irgendwo tief hinten im Saal kicherte ein Ungeheuer. Humfreys Gesichtsausdruck zeigte deu t lich, daß er sich seines Überlebens keineswegs so sicher war. I m mer mehr Zuschauer begannen zu grinsen und zeigten eine große Anzahl von Fangzähnen. Das gefiel ihnen.
    Die Musik wurde lauter. Dor blickte hinüber und stellte fest, daß der Orgelspieler ein kleiner Gewirrbaum war, der mit seinen Te n takeln gekonnt über die Tasten huschte.
    Kein Wunder, daß die Musik eine geradezu raubtierhafte Intens i tät besaß!
    Der Zombiemeister, der in seinem Beerdigungsanzug eine düst e re Eleganz aufwies, richtete Humfreys Kleider und bürstete ihn sogar mit einem kleinen Besen ab. Dann nahm er ihn in eine Art Klemmgriff und schleppte ihn vorwärts, von der rachsüchtig pe r lenden Musik begleitet.
    Einer der Dämonen in der vordersten Reihe zuckte mit seinem Schwanz und beugte sich zu einem anderen hinüber. »Kein Wesen weiß, was Glücklichsein heißt«, sagte er, »bevor es geheiratet hat.«
    »Ja, und dann ist es zu spät!« erwiderte ein halbes Dutzend and e rer aus der zweiten Reihe. Hier und da gab es Applaus.
    Der Magier Humfrey schnitt eine Grimasse, doch der Griff des Trauzeugen war so eisern wie der Tod selbst. Wenigstens hatte er seine Zombies nicht zu der Feier mitgebracht! Selbst für eine so l che Hochzeit wäre die Anwesenheit der wandelnden Toten zuviel gewesen.
    Nun schwoll die Musik zu erhabener Eindringlichkeit an, und die Braut erschien mit ihrem Gefolge. Den Anfang machte Millie das Gespenst, strahlend in seinem Brautjungfernkleid; ihr Sex-Appeal ließ die Ungeheuer lechzen. Dor hatte irgendwie immer geglaubt, daß dieses Amt von einer unverheirateten Person bekleidet werden müßte, aber Millie war ja auch acht Jahrhunderte unverheiratet geblieben, also war das bestimmt in Ordnung.
    Dann erschien die Braut selbst – und wenn die Gorgone vorher schon großartig und üppig ausgesehen haben mochte, übertraf sie jetzt alle Erwartungen. Sie trug einen Schleier, der das Nichts über ihrem Gesicht verhüllte, so daß sie aussah wie eine normale, bet ö rend schöne Frau. Dennoch wagten es nur wenige Wesen, sie d i rekt anzublicken – aus Furcht vor ihrer magischen Macht. Nicht einmal der kühnste Drache oder Gewirrbaum hätte der Gorgone freiwillig ins Antlitz geschaut.
    Hinter ihr kamen zwei Engelchen, ein winziger Junge und ein Mädchen. Dor hielt sie zuerst für Elfen, doch dann erkannte er, daß es Kinder waren – die dreijährigen Zwillinge, die Millie und der Zombiemeister hervorgebracht hatten. Sie sahen äußerst nie d lich aus, wie sie die lange Schleppe der Braut trugen. Dor fragte sich, ob diese engelhaften Steppken bereits ihr magisches Talent offenbart haben mochten. Manchmal zeigte sich ein Talent bereits sofort nach der Geburt, wie bei Dor selbst. Manchmal zeigte es sich aber auch nie, wie bei Dors Vater – obwohl er wußte, daß sein Vater ein magisches Talent besaß, vor dem selbst König Trent Respekt hatte. Die meisten Talente lagen irgendwo zwischen di e sen Extremen und zeigten sich im Verlauf der Kindheit – größere und kleinere.
    Langsam schritt die Gorgone voran, begleitet von beklommener Furcht und Erwartung. Verwundert sah Dor, daß sie eine dunkle Brille trug, ein Importartikel aus Mundania, so daß ihre Augen sogar hinter dem Schleier noch wirklich aussahen.
    Nun standen Humfrey und die Gorgone endlich nebeneinander. Sie war größer als er – aber da überhaupt jedermann größer war als Humfrey, machte das nichts. Die Musik wurde immer leiser, bis sie sich wie die trügerische Ruhe im Zentrum eines Zyklons anhörte.
    Der Zombiemeister nickte Dor zu. Es war

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