Zentauren-Fahrt
alten Gnom… äh…« Wi e der hatte ihn der verhunzte Text reingelegt. Ein Ungeheuer im Publikum lachte prustend. »Den Guten Magier Humfrey…«
»Ja!« sagte sie.
Dor überprüfte seinen Text. Ziemlich nah dran, entschied er. »Äh, die Fangeisen…« O nein!
Würdevoll holte der Zombiemeister den Ring hervor. An seiner Kante öffnete sich gerade ein Auge. Der Zombiemeister blickte Hiatus finster an, und das Auge verschwand. Dann reichte er Humfrey den Ring.
Die Gorgone hob ihre hübsche Hand. Eine kleine Schlange z i schelte. »He, ich will nicht auf diesen Finger da!« protestierte der Ring. »Das ist gefährlich!«
»Sollen wir dich lieber der Zombieseeschlange verfüttern?« fauchte Dor ihn an. Der Ring verstummte. Humfrey befummelte den Finger der Gorgone, bis der Ring saß. Natürlich hatte er zuerst den falschen Finger erwischt, doch die Gorgone hatte ihn sanft berichtigt.
Dor wandte seine Aufmerksamkeit wieder seinem Handbuch zu. »Ich erkläre euch hiermit zu Gnom und Monst… äh, im Namen der Autorität, die mir als König der Diebe – äh, von Xanth verli e hen wurde, erkläre ich euch hiermit zu Magier und Frau.« Schwach vor Erleichterung, es immerhin bis hierhin geschafft zu haben, las er die letzten Worte vor. »Nun darfst du der Haut einen Schuß geben.« Ein dumpfer Knall erscholl. »Äh, dem Laut einen Stuß leben.« Ein undefinierbares Geräusch. »Äh, der…«
Die Gorgone packte Humfrey, warf ihren Schleier zurück und gab ihm einen saftigen Kuß. Das Publikum applaudierte, und weit entfernt war ein trauriges Hupen zu hören. Die Seeschlange tat ihre Trauer über den Verlust der Unschuld des Magiers kund.
Millie war in Rage. »Wenn ich euch erwische, Hi und Lacky…« Doch die kleinen Schelme suchten bereits das Weite.
Die Hochzeitsgäste begaben sich in die Empfangshalle, wo man Erfrischungen reichte. Ein schriller Schrei erscholl. Millie starrte blaß nach vorn – jetzt glich sie ihrem alten Aussehen als Gespenst. »Jonathan! Du hast doch wohl nicht!«
»Na ja, irgend jemand mußte schließlich den Kuchen und den Punsch servieren«, verteidigte sich der Zombiemeister. »Alle and e ren waren beschäftigt, und die Gäste konnten wir ja wohl kaum darum bitten.«
Dor blickte ebenfalls nach vorn. Tatsächlich. Zombies in Fr ä cken und Schärpen waren damit beschäftigt, die Delikatessen zu servieren. Schimmelklumpen vermengten sich mit den Kuchen, und gelblicher Eiter tropfte in den Punsch. Der Appetit der Gäste ließ merklich nach.
Die versammelten Ungeheuer, die mit angesehen hatten, daß Humfrey zwar wie versteinert gewirkt hatte, aber nicht zu Stein verwandelt worden war, waren nun begierig, der Braut einen Kuß zu geben. Sie hatten keine Eile, die Erfrischungen zu plündern, und so bildete sich bald eine lange Warteschlange.
Millie ergriff Dors Ellenbogen. »Das war ausgezeichnet, Euer Majestät. Ich höre, daß mein Mann Euch während Eurer Reise zur Zentaureninsel vertreten soll.«
»Ach ja?« Doch sofort begriff er, wie elegant und einfach diese Lösung war. »Er ist ja Magier! Er wäre genau der Richtige! Aber ich weiß, daß er sich nicht gerne mit Politik abgibt.«
»Na ja, da wir das Schloß ohnehin aufsuchen werden, um den Zombies und Gespenstern einen Besuch abzustatten, ist es ja gar nicht richtig politisch.«
Dor erkannte, daß Millie ihm tatsächlich aus der Patsche geho l fen hatte. Nur sie hatte den Zombiemeister dazu überreden kö n nen, auch nur vorübergehend das Königsamt zu übernehmen. »Äh, danke. Ich glaube, die Gespenster werden die Zwillinge m ö gen.«
Sie lächelte. »Ja, da werden die Wände Ohren bekommen.«
Das war His Talent. »Allerdings!«
»Schließen wir uns den Ungeheuern an«, sagte sie und nahm ihn beim Arm. Ihre Berührung jagte ihm einen Schauer über den R ü cken, was vielleicht gar nicht einmal ausschließlich an ihrem mag i schen Talent liegen mochte. »Wie geht es Irene? Ich höre, daß sie eines Tages mit Euch genau dasselbe tun wird, was wir Frauen schon immer mit Magiern getan haben.«
»Ist eigentlich keiner von Euch Verschwörerinnen einmal der Gedanke gekommen, daß ich vielleicht andere Pläne haben kön n te?« fragte Dor, der trotz ihrer Wirkung auf ihn pikiert war. Vie l leicht reagierte er auch nur so, um ein Gegengewicht zu der une r laubten Zuneigung zu schaffen, die er für sie empfand. Sie wirkte wirklich nicht achthundert Jahre alt!
»Nein, das haben wir uns noch nie überlegt«, sagte sie. »Meint Ihr,
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