Zentauren-Fahrt
beteiligt gewesen, den Zombiemeister hierherzubringen, da er gewußt hatte, daß Millie ihn liebte. Doch Dor selbst hatte ebenfalls sehr von dieser Erfahrung profitiert. Er hatte auf recht konkrete und wirkliche Weise gelernt, ein Mann zu sein. Natürlich hatte er vieles davon in den darauffolgenden Jahren wieder vergessen – die Gorgone hatte ihn wirklich wieder auf den Teppich gebracht! –, aber er war sich sicher, daß ihm die Erinnerung daran auch sehr nützen würde.
»Diese Schuld kann niemals getilgt werden«, meinte der Zo m biemeister feierlich.
Dor stand nicht der Sinn danach, das jetzt anzufechten. Er war froh, daß er diesem Magier und Millie dabei geholfen hatte, zuei n anderzufinden. Er erinnerte sich daran, daß er sie beide auf Schloß Roogna einladen wollte, damit die Gespenster und die Zombies ihre Bekanntschaft miteinander erneuern konnten.
»Äh…«, fing Dor an und überlegte, wie er die Einladung form u lieren sollte.
Der Zombiemeister holte einen eleganten Satz Kleider hervor, die Dors Größe entsprachen, und schickte sich an, ihm beim U m kleiden behilflich zu sein. »Nun müssen wir noch einmal die Z e remonie durchgehen«, sagte er schließlich. Er nahm ein Buch auf. »Millie und ich werden den größten Teil organisieren; wir haben eine solche Narretei schon einmal hinter uns gebracht. Ihr lest einfach nur diesen Text vor, wenn ich Euch das Zeichen gebe.«
Dor schlug das Buch auf. Das Titelblatt informierte ihn darüber, daß dieser Text eine Musterzeremonie für die Vereinigung uralter Magier mit üppigen jungen Maiden enthielt. Offenbar hatte die Gorgone sie selbst entworfen. Die Zeremonie selbst war recht schlicht. Dors Text war in schwarzer Tinte geschrieben, der Text des Bräutigams in Blau und der Braut in Rosa.
Wirst du, Guter Magier Humfrey, dieses wunderschöne Wesen zur Frau nehmen, um sie zu lieben und zu achten, solange du lebst? Na ja, das leuc h tete ein: Die Chancen, daß er länger lebte als sie, waren doch recht klein. Aber derartige Verträge machten Dor nervös.
Er hob den Blick. »Sieht recht einfach aus, will ich meinen. Äh, wenn wir noch einen Augenblick Zeit haben sollten…«
»Oh, wir haben sogar zwei oder drei Augenblicke Zeit, aber nicht vier«, versicherte ihm der Zombiemeister und lächelte beinahe.
Dor mußte lächeln. Dieser Magier war geradezu totenhager und ernst gewesen, als er ihn kennengelernt hatte; jetzt war er fleisch i ger und besser gelaunt. Die Ehe war ihm offenbar gut bekommen. »Ich habe den Gespenstern und Zombies auf Schloß Roogna ve r sprochen, daß Ihr mit Eurer Familie bald zu Besuch kämt. Ich weiß, daß Ihr keinen allzu großen Wert darauf legt, mit gewöhnl i chen Leuten zu verkehren, aber wenn es Euch möglich wäre…«
Der Magier furchte die Stirn. »Ich habe Euch meiner Schuld Euch gegenüber versichert. Wenn Ihr darauf bestehen solltet…«
»Nur, wenn Ihr wirklich wollt«, warf Dor hastig ein. »Diese W e sen – es wäre einfach nicht dasselbe, wenn es nicht freiwillig g e schähe.«
»Ich werde darüber nachdenken. Ich vermute, daß meiner Frau der Sinn danach stehen dürfte.«
Wie auf ein Stichwort trat Millie ein. Sie war so schön wie eh und je, trotz ihrer etwa achthundertunddreißig Jahre. Sie war zwar w e niger üppig als die Gorgone, hatte aber dafür ihr eigenes magisches Talent. Wieder begann Dor, sich in seiner Haut unwohl zu fühlen. Er war einmal sehr in Millie verliebt gewesen. »Natürlich kommen wir«, sagte Millie. »Wir freuen uns schon darauf, nicht wahr, Jon a than?«
Der Zombiemeister konnte nur noch feierlich nicken. Die En t scheidung war gefallen.
»Es ist soweit«, sagte Millie. »Braut und Bräutigam sind bereit.«
»Die Braut vielleicht«, meinte der Zombiemeister schiefmäulig. »Ich vermute, daß ich den Bräutigam erst mit sanfter Gewalt zwi n gen muß.« Er wandte sich zu Dor um. »Begebt Euch ins Haup t zimmer. Die Hochzeitsgäste versammeln sich gerade. Sie werden ihre Plätze einnehmen, nachdem Ihr erschienen seid.«
»Äh, klar«, machte Dor. Er nahm das Buch auf und stieg die Wendeltreppe hinab. Das Innere des Schlosses war nicht mehr dasselbe wie beim letzten Mal, aber das war auch nur logisch: Die Verteidigungsanlagen an der Außenseite wurden ständig gewec h selt, und so war es nur zu erwarten, daß sich auch das Innere en t sprechend veränderte.
Doch als er das Hauptzimmer erreichte, blieb Dor erstaunt st e hen: Vor ihm befand sich eine große und düstere
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