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Zentauren-Fahrt

Zentauren-Fahrt

Titel: Zentauren-Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Zeit, daß der König den Zeremonialtext vorlas, um den Knoten endlich fest zu ve r schnüren.
    Mit zitternden Fingern öffnete Dor das Buch. Jetzt war er plöt z lich froh, daß Cherie Zentaur ihn im Lesen getriezt hatte: Er kon n te sich am Text festklammern, so daß die Leere in seinem Kopf ihn nicht verraten würde. Er brauchte lediglich die Worte vorzul e sen und den Anweisungen Folge zu leisten. Er wußte, daß der Gute Magier Humfrey die Gorgone ja wirklich heiraten wollte; es war nur so, daß ihm die Zeremonie Schauer über den Rücken ja g te, wie bei allen Männern. Hochzeiten waren etwas für Frauen und ihre Mütter. Dor würde diese zusätzliche königliche Pflicht schon meistern und sicherlich viel aus dieser Erfahrung lernen. Doch seine Knie fühlten sich immer noch an wie Schlappnudeln. Warum mußte das nur so schwierig sein?
    Er fand die Stelle und begann zu lesen. »Wir haben uns hier ve r sammelt, um diesen armen Idioten zu fesseln…«
    Ein Raunen im Publikum. Die schluchzenden Matronen hielten mitten im Tränen inne, während alle Wesen männlichen G e schlechts hämisch grinsten. Dor klimperte mit den Augenlidern. Hatte er wirklich korrekt vorgelesen? Ja, tatsächlich, da stand es, deutlich gedruckt! Er mochte vielleicht Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung haben, aber lesen konnte er durchaus ganz gut. »… und zwar an dieses gerissene Luder…«
    Die Dämonen kicherten. Eine Schlange steckte den Kopf unter dem Schleier der Gorgone hervor und zischte. Irgend etwas war hier faul.
    »Aber hier steht’s doch ganz deutlich«, protestierte Dor und klopfte mit dem Zeigefinger auf das Buch.
    Da ergriff Millie das Wort. »Lacuna!« sagte sie.
    Millies kleine Tochter zuckte zusammen.
    »Hast du das Gedruckte verändert?« fragte Millie.
    Jetzt begriff Dor es – das Talent des Kindes bestand darin, G e drucktes zu verändern! Kein Wunder, daß der Zeremonialtext völlig verdorben war!
    Der Zombiemeister machte eine Grimasse. »Kinder sind eben Kinder«, sagte er säuerlich. »Wir hätten Zombies einsetzen sollen, um die Schleppe zu tragen, aber Millie wollte das nicht. Versuchen wir’s noch einmal.«
    Zombies als Schleppenträger! Insgeheim mußte Dor Millie be i pflichten: Der Gestank und die Fäule des Grabes hatten bei einer solchen Zeremonie wirklich nichts zu suchen.
    »Lacuna, stell den Text wieder so her, wie er vorher war!« sagte Millie streng.
    »Ooooccchh!« machte das Kind.
    Dor nahm das Buch wieder auf. Doch jetzt befand sich ein Auge mitten auf der Seite. Es zwinkerte ihm zu. »Was jetzt?« fragte er.
    »Hä?« erwiderte das Buch. Neben dem Auge begann plötzlich ein Ohr zu sprießen.
    »Hiatus!« fauchte Millie, und der kleine Junge machte einen Satz. »Hör sofort auf damit!«
    »Ooooccchh!« Doch Auge und Ohr verschwanden und gaben den Text frei. Jetzt wußte Dor wenigstens, welches Talent der andere Zwilling hatte.
    Vorsichtig las er den Text noch einmal durch, bevor er mit dem Vorlesen begann. Der Titel lautete: Handbuch einfacher Beerdigungen. Er musterte Lacuna mit gefurchter Stirn, und das Gedruckte ve r wandelte sich wieder in seine richtige Fassung: Handbuch einfacher Hochzeitszeremonien, mit Beispielen.
    Diesmal schaffte er den größten Teil, ohne unterbrochen zu werden, wobei er die Ohren und Nasen ignorierten, die aus den unglaublichsten Ecken hervorwuchsen. Einmal erschien ein ganzes Gesicht auf der Sonnenkugel, aber da niemand hinsah, kam es zu keiner Störung.
    »Wirst du, Guter Magier Humfrey«, schloß er, »diese wunde r schöne, gesichtslose Gorgone zur…« Er zögerte, denn als nächstes kamen die Worte Bleikugel an deinem Bein. Er mußte wohl etwas improvisieren, »zu deiner dir rechtmäßig anver-, äh, angetrauten Ehefrau nehmen, um sie zu halten und zu quetschen, bis sie… äh, in guten wie in schlechten Zeiten, all die paar mageren Jahre, die du noch durchhalten wirst, bevor du deinen letzten Krächzer… äh, bis ihr beide zu verfaulenden Zombies werdet… äh, bis daß der Tod euch scheidet?« Irgendwie hatte er den Anschluß an den richtigen Text verloren.
    Der Gute Magier dachte nach. »Hm, die Sache hat Vor- und Nachteile…«
    »Haltet euch an den vorgeschriebenen Text!« sagte der Zombi e meister und stieß ihm einen Ellenbogen in die Rippen.
    Humfrey sah ihn rebellisch an, quetschte es sich aber schließlich doch noch heraus: »Ich schätze schon.«
    Dor drehte sich zu der Gorgone um. »Und du, versteinerndes Wesen, willst du diesen verknorpelten

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