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Zentauren-Fahrt

Zentauren-Fahrt

Titel: Zentauren-Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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hatte! Der Tang mußte bereits ein enormes Monster geworden sein, da er hier ja nur einen Bruchteil seiner Aktivitäten ausspielte.
    Dor biß die Zähne zusammen, denn er wußte, daß ihm diesmal niemand zu Hilfe kommen konnte, wenn er unter Wasser gezerrt wurde. Erneut zückte er sein Schwert. Er setzte die Klinge sorgfä l tig an einen Tentakel an und begann zu sägen. Die magisch g e schärfte Klinge schnitt tief in das weiche Fleisch des Krakens und schnitt den Tentakel ab, der nicht zurückzucken konnte, weil er sich mehrfach um Dor geschlungen hatte. So war er zum Opfer seiner eigenen Gier geworden. Dor wiederholte dasselbe mit den anderen Fangarmen, bis er schließlich frei war – im milchigen, zähflüssigen Krakenblut stehend. Dann steckte er sein Schwert wieder in die Scheide und kletterte empor.
    »He, Dor – wo bleibst du denn?« fragte Irene, die sich etwa auf halber Höhe des Schachts befand.
    »Bin schon unterwegs«, antwortete er und blickte hinauf. Doch während er dies tat, lösten sich mehrere große Felsbrocken – vie l leicht vom Schall seiner Stimme gelockert – und prasselten herab. Dor stand bis zur Brust im Wasser und legte die Arme schützend um seinen Kopf.
    »Bist du in Ordnung?« rief sie.
    »Hör auf zu schreien!« schrie er. »Das bringt den Schacht zum Einsturz!« Wieder mußte er mit den Armen seinen Kopf bedecken. Das war ja höllisch!
    »Oh«, sagte sie leise und verstummte.
    Inzwischen hatte ein weiterer Tentakel zugepackt. Der Tang wurde immer wagemutiger, allen Verlusten zum Trotz. Dor schnitt ihn ab und machte sich erneut an den Aufstieg. Doch nun waren seine Hände vom Ichor des Ungeheuers verschliert, was seinen Halt beeinträchtigte. Er versuchte, seine Hände abzuwaschen, doch das klebrig-schleimige Zeug war überall. Mit seiner zusätzl i chen Last konnte er es nicht schaffen.
    Dor stand da und wehrte die Tentakel ab, während Irene hinau s kletterte. »Was soll ich tun?« fragte er frustriert.
    »Die Münzen wegschmeißen, Dummkopf!« sagte die Wand.
    »Aber vielleicht kann ich die noch brauchen!« protestierte Dor, Unwillens, seinen Schatz preiszugeben.
    »Die Menschen sind ja solche Narren, wenn es um uns geht«, sagte eine Münze in seiner Tasche. »Dieser Tölpel wird unseretw e gen noch in den Tod gehen – und dabei sind wir in Xanth übe r haupt nichts wert.«
    Das machte Dor nachdenklich. Warum belastete er sich nur mit diesem Kram? Mit Reichtum, der keinerlei Bedeutung hatte, mit einer magischen Salbe, auf der ein Fluch lag? Er wußte keine An t wort darauf – konnte den Schatz aber auch nicht fahrenlassen. So, wie der Kraken seine Tentakel dadurch verlor, daß er sie um se i nen Körper geschlungen hielt, war auch er in Lebensgefahr, weil er sich an den Reichtum klammerte – und zwar auf genauso dumme Weise wie der Tang.
    Da griff von oben ein Tentakel nach ihm. Dor wich ihm aus. Hatte der Tang einen zweiten Zugang gefunden? Er riß sein Schwert hoch; in der Luft konnte er es wesentlich besser führen. »Mich kriegst du nicht, du gierige Liane!« sagte er.
    »He, paß bloß auf, was du sagst!« protestierte der Tentakel. »Ich bin ein Seil.«
    Dor war erstaunt. »Ein Seil? Wofür denn?«
    »Um dich hinaufzuziehen, Dummklöppel!« sagte es. »Was glaubst du wohl, wozu Rettungseile da sind?«
    Ein Rettungsseil! »Bist du auch befestigt?«
    »Natürlich bin ich befestigt!« sagte es zornig. »Meinst du etwa, ich verstünde nichts von meinem Handwerk? Wickel mich um deinen Körper, dann rette ich dich aus diesem üblen Loch.«
    Dor tat, wie ihm geheißen, und schon bald stieg er samt seinem Schatz in die Höhe. »Och, du hast aber ein verteufeltes Glück!« maulte die Münze in seiner Tasche.
    »Was kümmert dich das denn?«
    »Reichtum vernichtet die Menschen. Das ist unsere Pflicht; den Menschen zu zerstören. Wir waren gerade dabei, dich zu vernic h ten, da bist du ohne eigene Leistung entkommen.«
    »Na ja, immerhin nehme ich euch ja mit, also habt ihr sicherlich noch mal Gelegenheit dazu.«
    »Das stimmt auch wieder«, meinte die Münze etwas fröhlicher.
    Kurz darauf schwebte Dor aus dem Loch. Chet und Krach z o gen das Seil hoch, während Grundy ihnen Anweisungen gab, damit er sich nicht irgendwo verkeilte.
    »Was hast du bloß die ganze Zeit da unten gemacht?« fragte Ir e ne. »Ich hab’ schon geglaubt, du würdest nie hochkommen!«
    »Ich hatte etwas Ärger mit dem Kraken«, sagte Dor und wies auf ein Tentakelstück, das noch immer an seinem Bein

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