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Zentauren-Fahrt

Zentauren-Fahrt

Titel: Zentauren-Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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hing.
    Es war inzwischen später Nachmittag geworden. »Gibt es hier irgendwelche Gefahren?« fragte Dor den Boden.
    »Einen Hort von Flügeldrachen an der Südküste dieser Insel«, erwiderte der Boden. »Aber die jagen nur tagsüber. Ist aber ein ganz schönes Nest, kann ich dir sagen!«
    »Wenn wir hier im Norden lagern, sind wir also in Sicherheit?«
    »Wird wohl so sein«, meinte der Boden mißmutig.
    »Wenn die Flügeldrachen bei Tag auf die Jagd gehen, sollten wir uns heute nacht vielleicht lieber an ihnen vorbeischleichen«, warf Irene ein.
    Krach lächelte. »Schleichen gehen, Hals umdrehen«, sagte er und deutete mit seinen Riesenpranken an, was er den unglückseligen Flügeldrachen antun würde. Der Oger wirkte größer und massiger als zu Beginn ihrer Reise, und Dor erkannte, daß dies wahrschei n lich wohl auch tatsächlich der Fall war. Junge Oger wuchsen ä u ßerst schnell.
    Doch Dor war zu müde für ein solches Unterfangen. »Ich muß mich ausruhen«, sagte er.
    Irene war unerwartet mütterlich. »Natürlich mußt du das. Du hast den Rückzug gesichert und den Kraken abgehalten, während wir geflohen sind. Ich wette, du hättest es gar nicht geschafft, wenn Chet nicht das Lianenseil gefunden hätte.«
    Dor wollte nicht gerne zugeben, daß das Gewicht des Goldes seinen Aufstieg erheblich behindert hatte. »Bin wohl einfach nur müde geworden«, sagte er.
    »Der Narr hat ja darauf bestanden, uns Goldmünzen mitz u schleppen«, plapperte die Münze in seiner Tasche.
    Irene furchte die Stirn. »Du hast die Münzen mitgebracht? Wir können sie doch gar nicht gebrauchen, und außerdem sind sie furchtbar schwer.«
    Dor ließ sich auf den Boden plumpsen, und die Münzen sche p perten. »Ich weiß.«
    »Und was ist mit den Diamanten?«
    »Die auch«, sagte er und klopfte gegen seine andere Tasche, o b wohl er sich nicht mehr sicher war, in welcher er sie eigentlich verstaut hatte.
    »Diamanten mag ich«, bemerkte sie. »Ich betrachte sie als Freu n de.« Sie half ihm dabei, seine Jacke auszuziehen. Er hatte seine königlichen Gewänder für diese Reise abgelegt, aber seine Alltag s kleidung schien dafür genausowenig geeignet zu sein. »Dor! Deine Arme sind ja ganz zerkratzt!«
    »Das ist das Werk des Kraken«, warf Grundy nüchtern ein. »Er hat sich um ihn geschlungen und ihn ins Wasser gezerrt. Ich mu ß te ihn erst mit Diamanten anschnitzen, damit er Dor losließ.«
    »Du hast mir gar nicht erzählt, daß es so schlimm ist!« rief sie ihm zu. »Kraken sind sehr gefährlich im Nahkampf.«
    »Du warst ja damit beschäftigt, den Fluchtweg abzusichern«, e r widerte Dor. Die Schürfwunden an seinen Armen und Beinen begannen zu brennen.
    »Zieh deine Sachen aus!« befahl sie und machte sich selbst ans Werk. »Grundy, geh etwas Heilelixier suchen. Wir haben verge s sen, welches mitzunehmen, aber es gibt einige Pflanzen, die so was herstellen.«
    Grundy verschwand im Wald. »Hat eine von euch Pflanzen e t was Heilsaft?« rief er.
    Dor war zu matt, um Widerstand zu leisten. Irene riß an seiner Hose, dann hielt sie inne. »Oje, das hatte ich ja ganz vergessen«, sagte sie.
    »Was?« fragte Dor, der sich unschlüssig war, wie peinlich berührt er jetzt eigentlich sein müßte.
    »Ich bin wirklich froh, daß du das mitgebracht hast!« sagte sie. »He, Chet – schau dir das mal an!«
    Der Zentaur kam zu ihnen herüber und betrachtete ihn. »Die Salbe!« sagte er. »Ja, die könnte ganz nützlich sein.«
    Dor entspannte sich wieder. Einen Augenblick lang hatte er g e glaubt – aber natürlich hatte sie die Salbe gemeint.
    Kurz darauf hatte Irene ihn völlig ausgezogen. »Deine Haut ist ja überall zerschabt!« tadelte sie ihn. »Ein Wunder, daß du da unten nicht in Ohnmacht gefallen bist!«
    »Ich glaube, das werde ich wohl jetzt tun«, meinte Dor und tat es.

6
Silberrand
    Dor erwachte einigermaßen erfrischt. Offensichtlich war es Gru n dy gelungen, einen passenden Balsam aufzutreiben, denn seine Haut war weitgehend geheilt. Sein Kopf ruhte auf etwas Weichem; da merkte er, daß es Irenes Schoß war. Irene schlief mit dem Kopf gegen eine Aschenesche gelehnt, und eine feine Ascheschicht hatte ihr Haar bedeckt. In dieser völlig unbewußten Pose sah sie beza u bernd aus.
    Seine Kleidung schien auch erneuert worden zu sein. Die and e ren hatten wohl eine Flannelpflanze gefunden. Vielleicht hatte Irene auch eine aus einem Samen sprießen lassen. Während er darüber nachdachte, hörte er ein leises Mähen in der

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