Zentaurengelichter
Es war so gut wie nichts zu hören, und das bei einer Tür, die seit Generationen nicht bewegt worden sein sollte.
Dann rollte die Woge von Gestank heraus.
Ich kam mir vor, als würde ich von einer Herde verwesender Büffel überrollt. Mir fiel ein dummer Spruch ein, aber ich ließ ihn stecken. Der Tod ist kein Witz.
»Wir brauchen Licht, Morpheus«, sagte Dojango.
»Das hab ich mir schon gedacht. Ich habe mir von meinem kleinen Kumpel Meister Schuhschnalle einen Luziferstein geliehen.« Er holte ihn aus dem schützenden Beutel. Er war noch ganz jung und leuchtete hell.
Ich wollte nicht hineingehen, aber ich tat es doch. Ich blieb nur, solange ich die Luft anhalten konnte, was genügte, um eine Lehre erteilt zu bekommen. Ich erkannte die Überreste von Pater Mike, dem Sair und dem Beamten aus dem Rathaus. Ich wußte nicht, wer die anderen waren.
Marsha schloß die Tür. Schweigend kehrten wir zum Grab der Kronks zurück. Schließlich sagte Morpheus: »Eine Müllhalde.«
»Wer hat sie da abgeladen?«
»Soldaten. Ich zitiere Meister Schuhschnalle: ›Soldaten ohne Uniform.‹«
»Verstehe.« Ich verstand eine ganze Menge. Es hatte nichts mit der Suche nach Kayean zu tun, aber eine ganze Menge mit dem namenlosen Major.
Morpheus sagte: »Ohne jeden Beweis dafür wette ich mit dir um fünfzig Taler, daß dein Major der Einheit angehörte, die die Kirche an dem Tag befreite, als der Vater deiner Freundin starb.«
»Ich halte nicht dagegen.«
Ein Mann in der Stellung des Majors würde sich nicht in aller Stille des venagetischen Topspions in seinem Territorium entledigen. Nicht, wenn er ihn einkassieren und alle möglichen Belohnungen dafür einstreichen konnte. Es sei denn, der Agent konnte ein paar höchst interessante Namen nennen, etwa den eines Agenten in noch höherer Position.
»›Ermittler aus TunFaire‹, mußtest du ihm ja unbedingt auf die Nase binden. Er glaubt, wir kommen vom Kaiser und suchen ihn. Warum sonst sollte er Interesse an Leuten mit dem Namen Kronk haben?«
»Oder an den Leuten des Kaisers?« Ich schüttelte den Kopf. »Meine arme, süße, dumme Kayean. Was Väter und Ehemänner angeht, hat sie die schlechtmöglichste Wahl getroffen.«
Morpheus legte seine Stirn in Falten. »Ehemann? Du weißt doch nicht mal, wer er ist.«
»Muß ich auch nicht, um zu wissen, daß er jemand ist, von dem uns Zeck Zack und seine Bosse fernhalten wollen. An ihr kann es nicht liegen. Es gibt keinen Beweis dafür, daß sie mehr ist als eine Frau, die gewinnbringende Korrespondenz mit einer alten Flamme führt.«
Morpheus grunzte. »Was ist mit deinem Major?«
»Du kennst mich. Ich würde lieber verhandeln wie mit dem Zentauren. Oder ich lasse sie einfach gehen und hoffe das Beste, wie mit Vasco und seinem Haufen. Ich habe erst zwei Männer getötet, seit ich nicht mehr bei den Marines bin, einen davon aus Versehen. Aber ich glaube, jemand wird uns den Kopf dieser Schlange abschlagen lassen, bevor sie uns alle zerquetscht.«
Sorgfältig untersuchten wir das Gelände. Nichts deutete darauf hin, daß der Zentaur eine Hinterlist plante, aber das war nicht sonderlich beruhigend.
Zeck Zack kam persönlich zu uns, was genug über sein Verhältnis zu den finsteren Gestalten sagte, die hinter ihm standen. »Sie sind früh dran«, warf er uns vor.
»Genau wie Sie.«
»Ich habe ihnen gesagt, ich brauchte etwas Zeit, um sicherzugehen, daß Sie uns nicht betrügen wollen. In Wahrheit wollte ich mit Ihnen sprechen.«
»Dann vertrauen Sie uns also?«
»Soweit wie möglich, unter den Umständen. Ihre Forderungen fanden Unterstützung von unabhängiger Seite, von Leuten, denen eigentlich nicht der Sinn danach steht, Ihre Mission zu unterstützen.«
»Von wem?«
»Ich glaube, sie nannten sich Quinn und Kurts.«
Ach. Ich würde mein Urteil darüber, wer wem etwas angetan hatte, überdenken müssen.
»Mr. Garrett. Ich habe in Ihrem Interesse einige Schwierigkeiten auf mich genommen. Auch in meinem Interesse, wie ich zugeben muß, denn es könnte mich den Hals kosten, falls das Wissen um den Austausch gewisser Briefe den falschen Leuten zu Ohren kommt. Dennoch habe ich Ihnen das Leben gerettet, indem ich sie davon überzeugen konnte, daß man mit Ihnen am besten fertig wird, wenn man Ihnen die eidesstattliche Erklärung beschafft. Außerdem ist Ihnen vielleicht das Verschwinden zweier Todfeinde aufgefallen, wodurch sich Ihre Chancen verbessern.«
»Sie wollen etwas.«
»Bitte?«
»Abgesehen davon, daß ich
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