Zentaurengelichter
nicht Wir melden es der Armee, sobald wir können.«
Wir hasteten zu unserem Lager hinüber. Am Himmel leuchtete ein Dreiviertelmond, so daß wir schnell vorankamen, auch wenn Kayean wegen der Helligkeit immer noch wimmerte. Wie auch Morpheus’ Gefangener. Als wir zu unserem Lager aufstiegen, sagte Ahrm: »Wir werden sie in feuchte Erde einpacken und gut einwickeln müssen, um sie vor der Sonne zu schützen.«
»Außerdem werden wir reden müssen.«
»Das glaube ich auch.«
»Was ist mit dem Major passiert? Tinnie, hast du eine Ahnung?«
Sie klebte so fest an mir wie Kayean. »Der Mann, der uns verhaftet hat? Ich weiß es nicht. Ich schätze, er wurde getötet, als die Vampire angegriffen haben.«
»Vasco. Hast du gesehen, was mit ihm passiert ist?«
»Ich war zu beschäftigt.«
»Irgendwer?«
Rose sagte: »Ich glaube, ich habe gesehen, wie sie ihn weggebracht haben. Aber ich könnte mich täuschen. Er war nicht in einem der Käfige, als ihr uns gerettet habt.«
»Vielleicht haben sie ihn gefressen«, warf Dojango ein.
»Die Zahl der Leichen stimmte«, sagte Morpheus. Dann warf er mir plötzlich einen seltsamen Blick zu, als verdächtigte er mich, etwas zu wissen, das ich ihm nicht mitgeteilt hatte.
Das stimmte, aber ich hatte es ihm nicht mitgeteilt, weil es mir erst vor wenigen Minuten eingefallen war. Ich flüsterte: »Dieser Name auf diesen Listen. Der, den ich schon gehört hatte, an den ich mich aber nicht erinnern könnte? Ich habe mich erinnert.«
»Und?«
»Ein legendärer venagetischer Agent. Angeblich ein Transmorph. Angeblich gefangen und getötet. Aber wenn es stimmt, wieso sind dann ein paar Leute – mit venagetischen Beziehungen – so an ihm interessiert?«
»Ich weiß es nicht, und ich will es auch gar nicht wissen. Ich bin nur daran interessiert, aus dieser gottverlassenen Gegend irgendwohin zu gelangen, wo ich endlich wieder eine gesunde Mahlzeit einnehmen kann. Aber wahrscheinlich müssen wir uns schützen. Du glaubst, wir haben ihn gerettet?«
»Die Möglichkeit besteht.«
»Welcher ist es?« »Such dir einen aus.«
»Keine Frau?«
»Nein. Die eine würde wissen, daß die andere sich verwandelt hat. Ich tippe auf jemanden von seiner Größe.«
»Immer vorausgesetzt, er ist noch unter uns.«
»Das vorausgesetzt.«
Wir waren angenehm überrascht, unser Lager so vorzufinden, wie wir es verlassen hatten. Die Pferde waren nicht gefressen worden und warteten geduldig. Morpheus schickte Marsha los, eine Ladung feuchte Erde zu besorgen. Er übernahm die Wache. Wir anderen verarzteten einander. Als ich davon überzeugt war, daß ich mich durch meine Wunden nicht mit der Krankheit infiziert hatte, suchte ich Ahrm. Er hockte auf einem Felsen und beobachtete die Wüste zwischen unserem Lager und dem Tafelberg. Er sagte: »Du hast kein Wort mit ihr gesprochen.«
»Ich werde mit ihr reden, wenn sie mit mir reden will. Vorerst bin ich damit zufrieden, daß ich sie, nach allem, was du Clement angetan hast, da rausholen konnte. Es wird Zeit, daß du mir die letzten Züge in Morpheus’ Schachpartie erklärst.«
»Scheint mir auch so. Sonst liegst du mir damit bis zu Hause in den Ohren. Du wußtest, daß die Nummer Eins vom Oberboß mit der Hälfte seiner Habe abgehauen ist.«
»Alte Geschichte. Außerdem hab ich gehört, er wäre mit seinem Bruder nach Full Harbor geflohen.«
»Zwei Jahre haben sie gebraucht, das rauszufinden. Der Oberboß hat ein paar Leute runtergeschickt. Die haben – genau wie wir – alle aufgescheucht. Irgendwas ist ihnen zugestoßen. Sie haben nur einen einzigen Bericht geschickt. Dieser besagte, Valentin sei nicht mehr in Full Harbor, und nach einer kurzen Romanze hätte sein Bruder ein Mädchen namens Kronk geheiratet. Sie sei mit ihrem Mann verschwunden, der seinem Bruder irgendwohin folgte.«
»Dann wußtest du die ganze Zeit, wen sie geheiratet hat.«
»Ja. Aber es dir zu sagen hätte uns nicht geholfen, sie zu finden. Seine Spur war längst verwischt.«
Ich hielt meinen Zorn im Zaum. »Also hat der Oberboß dich hergeschickt.«
»Nicht ganz. Als du mich gebeten hast, mitzukommen, war es wie die Antwort auf das Gebet einer Jungfrau. Ein wirkliches Wunder. Der Oberboß war kurz davor, meinen Namen auf die Liste derer zu setzen, die bei den Fischen ruhen sollten. Ich war am Ende. Ich war bei ihm und habe ihm die Geschichte erzählt und gesagt, ich würde Valentin für ihn finden, wenn wir damit quitt wären. Er hat sich darauf eingelassen. Valentin will
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