Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
auszuschalten kam nicht infrage, solange sich Nicki bei Em aufhielt und Mark möglicherweise versuchte, sie zu erreichen.
»Frag Mark, ob er einen Trick kennt, das Handy für Anrufe von ihr zu sperren«, schlug Rami vor.
»Rami! Das ist deine Großmutter.« Laura stellte die Verbindung her. Statt einer Begrüßung überfiel ihre Mutter sie mit einem Schwall Vorwürfe, weil sie nicht zu Hause war.
»Wir sind bei einer Freundin, und ich wollte gerade mit Rami shoppen gehen.«
»Und wo? Ich hoffe, in einem vernünftigen Laden. Dieses Billigzeug ist doch nun wirklich nichts für das Kind.«
Laura konnte nichts gegen den Ärger tun, der in ihr aufstieg. »Ich muss dich enttäuschen, da ich noch nicht im Lotto gewonnen habe, wird das Billigzeug reichen müssen. Außerdem handelt es sich bei einer üblichen Markenjeans keineswegs um Billigzeug.«
»Und wo wollt ihr hin? Vielleicht kann ich mich ja euch anschließen.«
»Ich glaube nicht, dass das Wandsbeker Quarree deinen Anforderungen entspricht.«
»Stimmt, das dann doch eher nicht. Ich melde mich wieder.« Sie legte auf.
Verwirrt betrachtete Laura das Handy. Seltsam.
»Wollte Oma nur wissen, wo wir einkaufen? Was ist denn mit der los?«
»Das möchte ich auch wissen. Egal, lass uns losfahren, ehe Nicki noch einfällt, dass er mitmöchte.«
Wie erhofft fanden sie in unmittelbarer Nähe ihres Ziels einen freien Parkplatz. Doch kaum hatten sie das Kaufhaus betreten, hatte Laura plötzlich ein ungutes Gefühl. Unauffällig sah sie sich um, konnte aber nichts entdecken.
Zielsicher steuerte Rami die Jeansabteilung an. Nach kurzem Suchen stieß sie einen leisen Begeisterungsschrei aus. »Die habe ich gesucht.«
Laura stöhnte innerlich auf, als sie den Preis entdeckte. Fünfzig Euro? Was war denn an dieser Jeans so Besonderes? Ihr Blick fiel auf ein anderes Etikett. Fast achtzig Euro. Vermutlich sollte sie dankbar sein, dass Rami nicht danach gegriffen hatte. Nur ihre Mutter nannte die Hosen »Billigzeug«.
Kaum war Rami in der Umkleidekabine verschwunden, hatte Laura erneut das Gefühl, beobachtet zu werden. Wieder sah sie sich um. Und stutzte. Hinter einem Ständer mit Jacken standen zwei Männer, die in dieser Abteilung sicher nichts zu suchen hatten. Einer der beiden sah zu ihr herüber, und sein Grinsen bekam etwas Boshaftes. Instinktiv wich sie einen Schritt zurück und blieb dann wie angewurzelt stehen. Von jetzt auf gleich waren die Männer verschwunden. Eine Gestalt näherte sich ihr. Jemand, den sie gut kannte. Tom. Ihr stockte der Atem.
»Mama? Wie findest du die? Etwas weit, oder?«
Laura fuhr zu Rami herum. Ihre Tochter! Sie mussten sofort hier raus. Noch ehe sie einen Ton hervorgebracht hatte, wurde sie sanft am Arm berührt. »Alles in Ordnung, Laura. Ich bin gleich wieder bei euch.«
Sie brachte kein Wort heraus. »War das Tom, Mama?« Rami reckte neugierig den Hals. »Na super, dann frage ich ihn nach seiner Meinung über die Jeans.« Sie wollte ihm nach. Laura hielt sie zurück.
»Ich … er … wir …«
Rami musterte sie besorgt. »Was hast du denn? Er kommt doch wieder, oder habe ich das falsch verstanden?«
Aber sicher nicht, um Rami beim Aussuchen ihrer neuen Jeans zu helfen. Laura nickte, sie traute ihrer Stimme nicht. Tom hatte sie vor einer Gefahr bewahrt. Aber sie hatte keine Ahnung, wer warum hinter ihnen her war.
Wie versprochen stand Tom wenig später wieder vor ihnen und begrüßte Rami ungezwungen. Doch Laura sah ihm an, dass er keineswegs so entspannt war, wie er sich gab.
Rami verschwand erneut in der Umkleidekabine, dieses Mal nahm sie auch die teure Jeans mit.
Tom wartete, bis der Vorhang hinter dem Mädchen geschlossen war. »Keine Angst, Laura, ich habe das geklärt. Fox ist auch schon unterwegs hierher. Lass sie sich in Ruhe eine Jeans aussuchen, und dann sorgen wir dafür, dass ihr sicher nach Hause kommt.«
Seine leise, feste Stimme strahlte Ruhe und Sicherheit aus. Trotzdem brachte Laura wieder nur ein stummes Nicken zustande.
Das letzte Mal hatte sich Dirk so unbehaglich gefühlt, als er im Alter von vierzehn Jahren dabei erwischt worden war, wie er eine Silvesterrakete gezündet und sie kopfüber in den Briefkastenschlitz des Nachbarn gesteckt hatte. Anschließend hatte er die Standpauke seines Lebens erhalten. Er mochte und, vor allem, respektierte seinen Chef, aber im Moment hätte er einiges dafür gegeben, wenn er sich nicht in seiner Nähe aufhalten müsste. Selbst der Chef des LKA, eher ein Politiker
Weitere Kostenlose Bücher