Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
und vertrieb die zusammenhanglosen Traumsequenzen, eine beängstigende Mischung aus dem Einsatz auf Poel und der Suche nach Sven im Wald. Er richtete sich auf und rieb sich erleichtert über den Nacken. Es gab sicher bequemere Haltungen als mit dem Kopf auf seinem Schreibtisch, direkt neben der Tastatur seines Notebooks. Verständnislos starrte er auf den Bildschirm, ehe ihm wieder einfiel, dass er unerwartet von Browning eine Mail bekommen hatte, die für den dringend benötigten Durchbruch gesorgt, ihn allerdings auch die Nachtruhe gekostet hatte. Rasch schloss er den Netzstecker an, und endlich verstummte der nervtötende Piepton.
Zufrieden blickte er auf die Datei, in der er den Namen des amerikanischen Senators Richard Schroeder und dessen Consulting-Firma, an der auch der Konsul und ein weiterer Deutscher beteiligt waren, gelb markiert hatte. Ohne Brownings Mail wäre er vermutlich auch darauf gestoßen, aber erst in ein paar Tagen. Ein Blick in die öffentlich zugänglichen Daten der US-Steuerbehörde hatte gereicht, um letzte Zweifel zu beseitigen. Das Einkommen der drei Eigentümer war immens, und wenig später hatte Dirk den Fluss der Geldmittel von
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bis hin zum Konsul und dessen Mitstreitern nahtlos nachgewiesen. Das widersprach allerdings der Information, die sich Dirk von der Bank des Konsuls besorgt hatte. Offenbar verschwieg der Konsul seine Einnahmen, die direkt in der Schweiz landeten. Er hatte noch kurz überlegt, wie sie das ausnutzen konnten, dann hatte die Müdigkeit gesiegt. Für eine kurze Mail an Stephan Reimers mit Kopie an Mark und Jake hatte es noch gereicht, aber nicht für eine weitere Mail an Marks Vater. Rasch überflog er den Text. Nun blieb noch die Tatsache, dass Mark Browning hatte laufen lassen. Rasch tippte er weiter:
»Jim, ohne Brownings Hinweis wäre ich nie so schnell auf diese Verbindung gestoßen. Sollte das nicht ausreichen, um Marks Entscheidung zu rechtfertigen, sollte ich dich vielleicht daran erinnern, dass Svens und meine Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit euch personengebunden ist! Wir können den Rest auch problemlos alleine klären. Ob das Ergebnis dann allerdings in deinem Sinne ist, wird sich zeigen.
Gute Nacht oder guten Morgen, such es dir aus, Dirk.«
Die Drohung hielt einer genaueren Betrachtung zwar nicht stand, würde aber hoffentlich seine Meinung ausreichend deutlich machen. Gähnend fuhr Dirk das Notebook runter und machte es sich auf der Couch bequem, der Weg ins Schlafzimmer war viel zu weit. Begleitet von dem Gezwitscher der Amseln, die lautstark den neuen Tag begrüßten, schlief er wieder ein.
Es war erst elf Uhr, aber Mark war bereit, den Tag als kompletten Reinfall abzuschreiben. Seitdem er hier im Team-Haus eingetroffen war, reihte sich eine schlechte Nachricht an die andere. Mittlerweile waren Jake und er alleine, während seine Männer die unerwarteten freien Stunden genossen und nach Hamburg oder Lübeck gefahren waren.
Gähnend kam Dirk herein und ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Ihr hättet mich eigentlich auch wecken können.«
»Warum? Du konntest es gebrauchen. Saubere Arbeit. Jetzt haben wir noch etwas, wo wir ansetzen können.«
Dirk schenkte sich einen Becher Kaffee ein. »Meinst du den Senator oder die Einnahmen, die der Konsul in der Schweiz versteckt? Über Letzteres habe ich schon mit Sven am Telefon diskutiert. Ein Steuerstrafverfahren würde zu lange dauern. Da hätten wir wieder das Problem, dass wir ihn warnen und es ihm möglicherweise gelingt, entscheidende Beweise verschwinden zu lassen. Aber wir haben da noch eine Idee.« Dirk gähnte erneut. »Und wegen des Senators geht das Kompliment auch an Browning. Ohne seine Infos hätte ich die Verbindungen nicht so schnell herstellen können.« Er nahm einen Schluck. »Und damit sind wir beim nächsten Problem. Ich habe einen Namen in Berlin, aber der Herr ist achtundsiebzig Jahre alt und leidet an Demenz. Dort ist im Moment Endstation. Ich habe trotzdem alle Fakten an Stephan gemailt. Was hast du jetzt vor?«
In diesem Moment erschien das Bild der Villa des Konsuls auf dem Monitor des Notebooks. »Ich dachte mir das so«, sagte Mark grimmig lächelnd. »Wir bereiten sämtliche Unterlagen für die Staatsanwaltschaft auf, und ich bekomme so einen netten Durchsuchungsbeschluss für diese Hütte. Ich klingele dann brav am Vordereingang und locke den Herrn aus der Reserve, indem ich behaupte, seine Verbrechen lückenlos nachweisen zu können. Danach wird er mich
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