Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
mühsam hoch und blieb unsicher schwankend stehen. Einer der Männer trat dicht an ihn heran und presste ihm die Mündung einer Pistole an die Stirn. »Wie viele? Das sieht verdammt nach einer Spezialeinheit aus. Welche? Polizei? Oder Amerikaner?«
Pat reagierte nicht.
Jake hielt den Atem an. Der Ire trug seine Sig offen am Oberschenkel, daneben ein Kampfmesser. Dass sie ihm die Waffen nicht abgenommen hatten, war kein gutes Zeichen. Offenbar war nicht vorgesehen, dass Pat die nächsten Minuten überleben würde.
Der Mann unternahm keinen Versuch, Pat zu einer Antwort zu zwingen, sondern hielt sich das Mikrofon des Headsets vor den Mund. »Ich gehe davon aus, dass mich jemand hört. Sie haben zehn Sekunden Zeit, sich zu zeigen und zu ergeben, sonst ist Ihr Freund tot.«
Jake war innerlich wie erstarrt. Sie konnten nichts tun. Das ganze Team für einen Mann zu opfern, war keine Option. Das würde Pat genauso gut wie jeder von ihnen wissen. Tom und Daniel hatten die Schirme verstaut und die Balkontüren lautlos geöffnet. Damit war das Team einsatzbereit. »Fox, los, schalte mit Tom möglichst viele aus. Aber absolut lautlos. Daniel bleibt hier.«
Sichtlich widerstrebend nickte Fox, ehe er Tom ins Innere der Villa folgte.
Jake blickte wieder nach unten. Erneut sprach der Mann in das Mikrofon: »Die Zeit ist abgelaufen.« Er presste die Waffe wieder fest gegen Pats Schläfe. Die Absicht war unverkennbar, aber ehe er den Abzug durchziehen konnte, riss Pat seine Handkante hoch. Tödlich am Kehlkopf getroffen sackte der Mann zusammen, drückte aber in einem letzten Reflex den Abzug durch. Der Knall des Schusses dröhnte durch die Nacht. Mit einem erstickten Aufschrei brach Pat neben ihm zusammen.
Sekundenlang schloss Jake die Augen. Er hätte in der Situation genauso gehandelt. Lieber einen mitnehmen, als sich widerstandslos umbringen zu lassen. Entschieden kämpfte er gegen die Wut und die Trauer an, dafür war später Zeit. Da er keine Rücksicht mehr auf Pat nehmen musste, wurde der Impuls übermächtig, die drei Männer einfach zu erledigen, aber das widersprach allem, wofür sie kämpften. Außerdem wollte er nicht derjenige sein, der ihre Anwesenheit verriet.
Daniel legte ihm eine Hand auf den Arm. »Sieh genau hin.«
»Was ist?«
Jake hob erneut das Gewehr, hatte aber diesmal nicht den Finger am Druckpunkt, sondern blickte angestrengt durch das Zielfernrohr. Zunächst war die Bewegung kaum wahrnehmbar, dann wälzte sich Pat auf die Seite und brach mit einem Stöhnen wieder zusammen. Damit hatte er nicht gerechnet.
Einer der Männer sprach kurz in ein Handy. »Lasst Köhler liegen, um den kümmern wir uns später. Bringt den Kerl rein, Tamms will wissen, ob er zur Polizei oder zu den Amerikanern gehört und ob noch weitere von denen unterwegs sind. Sein Anblick dürfte die Typen, die bei ihm sind, zum Reden bringen. Frank, du hilfst mir. Ingmar, du wartest hier.«
Kaum waren die beiden mit Pat verschwunden, zündete Ingmar sich eine Zigarette an und entfernte sich so weit wie möglich von seinem toten Kollegen. Bewegungslos blickte er auf die Elbe. Lautlos hangelte Jake sich an der Brüstung herab und landete geräuschlos hinter dem Raucher. Ihn niederzuschlagen und zu fesseln war eine Sache von Sekunden. Nachdem Daniel ihn zunächst von oben abgesichert hatte, sprang er jetzt ebenfalls herunter. Rasch hob Jake Pats Gewehr und Headset auf. Ein nettes Versäumnis ihrer Gegner, das sie gut nutzen konnten. »Fox, Bericht«, forderte Jake.
»Oberste Etage sauber. Fünf Tangos down. Noch hat uns keiner bemerkt.«
»Gut, ich folge ihnen ins Erdgeschoss. Sie wollen Pat zu den anderen bringen. Daniel stößt wieder zu euch.«
»Vergiss es, Jake. Pat braucht mich dringender als dich.«
Seit wann wurden Befehle diskutiert? Aber Jake war ehrlich genug, zuzugeben, dass Doc recht hatte. »Planänderung. Ich habe unsere medizinische Koryphäe weiter am Hals.«
Jake beugte sich über die Terrassenbrüstung und sah in die Tiefe. »Komm, wir nehmen den direkten Weg, das geht schneller.«
»Wieso bin ich nur Arzt geworden? Das sind mindestens fünfzehn Meter, und wir haben keine Seile.«
»Dann musst du dich eben gut festhalten. Ansonsten geht’s zu Fox und Tom da lang.« Jake deutete auf die Balkontür, aber Doc schwang sich bereits übers Geländer. Grinsend folgte Jake ihm.
Das Geräusch des Schusses ließ Tamms herumfahren. Angestrengt starrte er in die Dunkelheit hinter der Scheibe und holte schließlich ein
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