Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
in die Ahrensburger Tannenstraße gefahren hatte. Eine Hausnummer war nicht angegeben. Damit wussten Stephans Leute, in welcher Straße Sven wohnte. Ihm war dies bisher schlicht und einfach nicht aufgefallen, weil er Svens Adresse natürlich kannte. Damit konnte er nicht länger ausschließen, dass Sven ihm die Wahrheit erzählt hatte. Aber was mochte Westphal für einen Beweggrund gehabt haben, Sven beinahe über den Haufen zu fahren? Seine Anweisung war klar gewesen: den Motorradfahrer unauffällig verfolgen. Niemand hatte Westphal befohlen, sich mit Sven direkt anzulegen, geschweige denn, ihn zu verletzen. Irgendetwas stimmte hier nicht, und er brauchte dringend jemanden, dem er uneingeschränkt vertrauen konnte. Leider schied Sven für diese Rolle durch seine Freundschaft zu den Amerikanern aus, aber er konnte wenigstens sein Team mit einem Freund verstärken, denn seinen eigenen Leuten traute er nun nur noch eingeschränkt. Dieser Fall wurde immer verworrener und unerfreulicher, und das war noch untertrieben.
7
Zum vermutlich hundertsten Mal sah Laura sich um, konnte aber Mark nirgends entdecken.
Das Barbecue wurde einmal jährlich von den Nachbarn gemeinsam organisiert, aus irgendwelchen Gründen, die sie nicht richtig verstanden hatte, immer an einem Montag. Und der Begriff »Nachbar« schloss in dieser weitläufigen Gegend auch Anwohner im Umkreis von mehreren Kilometern ein. Die fußballfeldgroße Grasfläche war von Bäumen umgeben, Sterne funkelten über ihnen, während Fackeln und Lichterketten den Grillplatz in ein warmes Licht tauchten. Der verführerische Geruch nach gegrilltem Fleisch und Mais lag in der Luft und vermischte sich mit dem Duft der hohen Kieferbäume. Wenn jetzt endlich Mark auftauchen würde, wäre der Abend vollkommen. Oder auch nicht. Vorfreude und Nervosität hielten sich die Waage.
Ein weiteres Mal blickte sie sich suchend um und entdeckte Dirk, der ihr zuwinkte und auf sie zukam.
»Falls du auf Mark wartest, der hat es leider nicht bis hierher geschafft.«
»Ist er noch auf der Base?«
Dirk deutete grinsend Richtung Tanzfläche. »Nein, da drüben, auf der anderen Seite, da wird es gleich spannend.«
Endlich entdeckte sie Mark, aber selbst aus dieser Entfernung sprach seine abweisende Miene für sich. Zwei platinblonde Frauen belagerten ihn. »Wer sind denn die?«
»Das sind diese Roberts-Schwestern. Mark hat seiner Mutter versprochen, dass er sich ihnen gegenüber benimmt. Ein ziemlich dummes Versprechen, wenn du mich fragst. Ich hätte einige Vorschläge, was man mit denen machen sollte.«
»Ich auch. Was soll das denn werden? Diese dämliche Gans hängt sich ja förmlich an ihn.«
»Eigentlich erstaunlich, dass die sich von seinem mörderischen Blick nicht abschrecken lassen. Aber soweit ich weiß, macht der sie ja richtig heiß.«
»Er tut was?« Laura fuhr so heftig zu Dirk herum, dass er abwehrend die Hände hob. »Hey, ich kann nichts dafür. Ich kenne die Story auch nur von Jake. Sie haben Mark durch einen dummen Zufall in Uniform in Washington gesehen und waren von seinen schönen bunten Streifen beeindruckt.« Dirk lachte leise, als Laura ihn verständnislos ansah. »Das sind ihre Worte, nicht meine. Mark hat ihnen zwar schon etliche Male erklärt, dass er nur für logistische Aufgaben zuständig ist, aber das nehmen sie ihm nicht ab. Zum Glück ahnen sie nicht, dass er ein SEAL ist. Beim letzten Mal wollte die eine wissen, wie viele Männer er getötet hat, und die andere, was für ein Gefühl das war. Das ist einer der Gründe, warum er solche Veranstaltungen eigentlich meidet. Aber für dich hat er eine Ausnahme gemacht.«
Laura verdrehte die Augen. »Mir ist jetzt auch danach, jemanden umzubringen. Ich fange mit der einen Ziege an und erzähle der anderen, was für ein Vergnügen das war.«
Begleitet von Dirks Lachen lief Laura quer über die Tanzfläche auf Mark und die beiden Frauen zu. Sie erreichte Mark in dem Moment, als auch die zweite der blonden Püppchen sich noch dichter an ihn heranschob. Trotz seiner eisigen Miene sah sie Wärme in seinen Augen aufblitzen, als sie heranstürmte. Zum Glück war ihre Tochter zu Hause geblieben, um auf die kleineren Kinder aufzupassen, sonst hätte sie sich wohl so einiges über Manieren und Benehmen anhören müssen, denn nach Höflichkeiten stand ihr nicht der Sinn. Energisch drängte sie sich zwischen Mark und die aufdringliche Frau und trat ihr dabei zielsicher auf den Fuß. Der Schmerzenslaut gefiel ihr
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