Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
sagen.«
»Es reicht gerade eben, um sie nicht sofort festzunehmen und zu verhören.«
Jetzt konnte Mark einen Fluch nicht zurückhalten. »Das solltest du lieber gar nicht erst versuchen. Sie ist unschuldig. Punkt.«
Sein Vater behielt die unnahbare Miene bei, aber Harm seufzte vernehmlich. »Könntet ihr jetzt bitte beide aufhören? Mark, du musst einsehen, dass du nicht besonders objektiv an diesen Fall herangehst. Du kannst es als großes Entgegenkommen betrachten, dass du von dem Einsatz nicht wegen persönlicher Betroffenheit abgezogen wirst. Und Jim, Mark hat auch recht. Es fällt mir schwer zu glauben, dass Laura es geschafft hat, deinen Sohn und seine Freunde vom LKA hinters Licht zu führen. Aber wenn, ich betone, wenn sie doch auf irgendeine Art und Weise in Zerberus verwickelt ist, müssen wir sicher sein, dass du deinen Job tun wirst.«
Mark zögerte. Wenn er den Auftrag ablehnte, erreichte er nichts. Im Gegenteil, die Vorstellung war unerträglich, dass Laura in das Visier anderer Ermittler geraten könnte. Aber Jake und Dirk auf einen Selbstmordtrip zu schicken, war ebenfalls ausgeschlossen. Er musste eine Lösung finden. Später.
»Ich übernehme es.«
Langsam schüttelte Jim den Kopf. »Das reicht mir in diesem Fall nicht, ich will dein Wort haben, dass du genau nach unseren Vorgaben spielst. Ohne Ausflüchte. Ohne eigene Ermessensspielräume.«
»Du hast mein Wort.« Seine Stimme klang heiser, aber das konnte er nicht ändern. Er verließ den Raum, ohne sich zu verabschieden.
10
Gegen Mitternacht war der Himmel in den Blue Ridge Mountains beinahe schwarz. Schnell durchziehende Wolkenfetzen verbargen immer wieder den Mond und die Sterne, dann war der Scheinwerfer des Motorrads die einzige Lichtquelle. Mark ließ die Maschine auf dem Seitenstreifen ausrollen. Von hier aus konnte er sein Elternhaus bereits sehen. Die Tour nach Virginia war Wahnsinn. Wenn sein Vater ihn bemerkte, käme er nicht mit einem einfachen Tadel davon. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass der Teamchef die Nacht vor dem Abflug mit seinen Männern verbrachte. Ein Besuch bei der Exfrau eines Verdächtigen war wohl kaum eine Entschuldigung, die Basis zu verlassen. Jake hatte nichts gesagt, als er losgefahren war, aber dadurch war sein schlechtes Gewissen nur weiter gewachsen.
Er hätte dem Auftrag niemals zustimmen dürfen. Aber wenn er abgelehnt hätte, wäre er auch keinen Schritt weiter.
Langsam stieg er ab. Lautloses Anschleichen gehörte zum Job, allerdings hätte er nicht damit gerechnet, diese Fähigkeit jemals in seinem Elternhaus anzuwenden. Als er das Gästezimmer erreichte, in dem Laura untergebracht war, blickte er unschlüssig auf die geschlossene Tür. Natürlich würde sie um diese Zeit schlafen, und wenn er sich mit Klopfen aufhielt, riskierte er es, jemanden zu wecken. Lautlos betrat er den Raum.
In dem Moment, als er das Bett erreichte, kam der Mond hinter einer Wolke hervor und tauchte das Zimmer in silbernes Licht. Laura lag auf der Seite, die Bettdecke eng um sich gewickelt. Das zerzauste Haar umrahmte ihr Gesicht. Vorsichtig setzte er sich auf die Bettkante und legte seine Hand an ihre Wange. Ehe er sie wecken konnte, schmiegte sie ihr Gesicht in seine Handfläche. Wie in Zeitlupe hoben sich ihre Lider, doch statt zu erschrecken, als sie ihn sah, lächelte sie. »Ich habe mir gewünscht, dass du noch vorbeikommst, ehe du wegfliegst.«
Schweigend sah er sie an und fuhr sich schließlich durch die Haare. Natürlich hatte ihr Dirk sagen müssen, warum er alleine nach Virginia zurückgekehrt war, aber dass sie ihn trotzdem mehr oder weniger noch erwartet hatte … »Ich sollte nicht hier sein. Aber wir müssen reden.«
Sichtlich erstaunt setzte sie sich auf. Die Bettdecke rutschte von ihren Schultern und entblößte ein weit ausgeschnittenes T-Shirt. Verdammt, das machte die Sache noch schwieriger.
Laura rieb sich über die Augen und lächelte ihn verschlafen an. »Eine ziemlich ungewöhnliche Zeit, um zu reden. Und warum solltest du nicht hier sein?«
Die Frage war so absurd, dass er beinahe gelacht hätte. Laura tat, als ob Besuche weit nach Mitternacht völlig normal wären. »Das ist einer der Punkte, die so kompliziert sind, dass ich nicht weiß, wie ich sie dir erklären soll.«
»Fang einfach an.«
Das war leichter gesagt als getan. Er konnte ihr kaum sagen, dass sein Vater es für möglich hielt, dass sie zusammen mit ihrem Exmann in Giftgasanschläge verwickelt war. Oder dass seine
Weitere Kostenlose Bücher