Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
durch die Haare.
Dirk pfiff leise durch die Zähne. »Kompliziert.« Er zögerte. »Warum bist du ihr gegenüber nicht ein wenig offener?« Mark sah ihn überrascht an. »Ich meine es ernst. Eine Zukunft mit ihr kannst du vergessen, wenn du weiterhin alles mit dir selbst ausmachst. Rede mit ihr über den Konflikt, in dem du dich befindest, und zeig zur Abwechslung mal deine Gefühle.« Er leerte das Glas und stellte es mit Nachdruck auf dem niedrigen Holztisch ab. »Anderes Thema. Woran hast du vorhin gedacht? Was versetzt einen Captain der US-Navy-SEALs in Panik?«
Erstaunt, dass sein Freund die Reaktion bemerkt hatte, winkte Mark ab. »Vergiss es.«
Zufrieden beugte sich Dirk vor. »Sehr schön, wenigstens streitest du es nicht ab. Was? Ratten? Schlangen?«
»Nichts davon.« Dirks beharrlicher Blick brachte ihn zum Grinsen. »Und dann wunderst du dich, dass ich lieber nichts sage. Wie kommst du überhaupt darauf?«
Dirk ließ nicht locker. »Höhe? Tiefe?«
»Panik wäre übertrieben.« Mark stand auf, um anzudeuten, dass die Diskussion beendet war. »Es wird Zeit, zu schlafen.«
Unbeeindruckt blieb Dirk sitzen. »Guter Versuch. Du kommst hier nicht raus, bevor ich nicht weiß, was es ist.«
»Du rechnest doch nicht wirklich mit einer Antwort, oder?«
»Doch, schließlich habe ich auch zugegeben, dass mich der Gedanke beunruhigt, meine Tarnung könnte wieder auffliegen. Ich warte …«
»›Beunruhigt?‹ Nette Formulierung.« Mark stellte sein leeres Glas auf den Tisch und hob dann resignierend die Hände. »Also gut, ich würde nämlich wirklich gerne noch ein paar Stunden schlafen. Ich schätze Aufenthalte auf U-Booten nicht besonders.«
»›Nicht besonders schätzen‹ ist auch eine nette Formulierung.« Dirk lachte leise. »U-Boote? Und das als Navy-Offizier? Na, immer noch besser, als seekrank zu werden. Ich dachte, ihr steigt da durch die Torpedorohre aus.«
Mark bemühte sich um einen grimmigen Blick, merkte jedoch, dass er scheiterte. »Das Aussteigen ist nicht das Problem. Die Enge an Bord macht mich fertig. Das ist die einzige Gelegenheit, bei der ich die Privilegien meines Rangs voll ausspiele, damit ich wenigstens etwas Raum zum Atmen habe. Wenn du nicht gerade Offizier bist, musst du dir auf einigen Booten sogar das Bett mit jemandem teilen. Und dann noch die Vorstellung von den unzähligen Tonnen Wasser über einem. Hast du überhaupt eine Ahnung, wie es auf so einem Scheißboot überall knarrt, kracht und ächzt? Vielen Dank, verzichte gerne. Ich bin als Erster bereit, rauszutauchen.«
Mark hielt demonstrativ die Tür auf. Grinsend nahm Dirk die wortlose Einladung an. »Na dann, schlaf gut und träum nicht von U-Booten.« Die Titelmelodie von
Das Boot
pfeifend verschwand er im ersten Stock.
15
Die Kaffeemaschine signalisierte Mark mit lautem Blubbern, dass sie nahezu fertig war, als zeitgleich Sven und Jake vor dem Haus eintrafen. Er lächelte, als er Jakes Motorrad sah. Die Suzuki mit Plastikverkleidung und hoher PS-Zahl war typisch für ihn, der im Gegensatz zu Sven, Dirk und ihm derartige Rennmaschinen bevorzugte. Ein Punkt, der ständig zu heftigen, aber freundschaftlichen Diskussionen zwischen ihnen führte.
Dirk betrat die Küche und lehnte sich gähnend gegen die Arbeitsplatte. Er sah müde aus, wirkte aber gelassen. »Hast du schon Alex getroffen?«
»Ja. Und ich wurde zum Kaffeekochen verdonnert.«
»Dann machst du wenigstens was Sinnvolles«, kommentierte Sven von der Küchentür aus.
Statt zu antworten, nahm Mark vier Kaffeebecher aus dem Schrank und stellte sie auf die Arbeitsplatte. »Sonst noch Wünsche?«, erkundigte er sich mit übertriebener Freundlichkeit, während er absichtlich nur seinen Becher füllte.
Schnaubend schob Dirk ihn zur Seite. »Nicht gerade überzeugend, dein Auftritt als Kellner. Den ›Sprich-mich-an-und-ich-leg-dich-um‹-Part hast du besser hinbekommen.«
Gelassen prostete Mark Dirk zu. »Touché, ich arbeite dran.« Grinsend füllte er die restlichen Becher und schob sie Jake und Sven zu. »Also gut, dann zum Thema. Ich hatte in Little Creek Befehle bekommen, die mir nicht gefielen. Dazu musste ich noch mein Wort geben, keine eigenmächtigen Interpretationen vorzunehmen, sondern mich exakt an die Anweisungen zu halten. Hätte ich das nicht getan, wäre mir wegen Laura der Fall sofort entzogen worden, und das wollte ich auch nicht. Den Rausschmiss aus der Navy wegen Befehlsverweigerung hätte ich ja noch in Kauf genommen, aber das hätte
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