Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
Er prägte sich die Zahlen nach der Berliner Vorwahl ein und gab das Blatt Westinghaus zurück. »Vielen Dank. Das war’s dann auch. Die Erstellung des Prüfungsberichts dauert ein paar Tage. Sie erhalten ihn dann direkt aus Berlin, aber ich kann Ihnen versichern, dass Ihnen das Ergebnis gefallen wird.«
Die Erleichterung war beiden Männern anzumerken, als Dirk sich endgültig verabschiedete. Auch er selbst atmete auf dem Flur auf. Einige Sekunden lang hatte er befürchtet, die Angelegenheit würde eskalieren. Fehling schien unschuldig zu sein, bei Westinghaus war er nicht sicher. Die Eigentümer waren der Schlüssel, und je eher er die identifiziert hatte, desto schneller konnten sie die Hintermänner ausschalten. Da er nun nicht länger die Vormittage in der Firma verbringen musste, hatte er Zeit genug, weitere Nachforschungen in diese Richtung zu unternehmen. Auf dem Weg zu seinem Wagen wünschte er sich, der Einsatz bei
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wäre auch für Jake bereits vorbei. Plötzlich hatte er ein verdammt ungutes Gefühl, aber wenn es weiter wie geplant lief, war dies auch Jakes letzter Besuch bei
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. Am frühen Abend wussten sie mehr. Jetzt wartete erst einmal sein Arbeitszimmer auf ihn.
22
Am frühen Abend tobte nach einer kurzen Pause das nächste Unwetter. Wenigstens war Dirk der Weg nach Hamburg erspart geblieben, und er konnte in Ruhe von seinen eigenen vier Wänden aus arbeiten. Als ein Klingeln ertönte, tastete Dirk nach seinem Handy, nur um festzustellen, dass das Geräusch von dem normalen Telefon stammte. Nach kurzem Suchen hatte er das Mobilteil unter einem Stapel Ausdrucke entdeckt. Sein Schreibtisch war auch schon aufgeräumter gewesen. Irritiert erkannte er die Nummer des Admirals im Display. Seit wann rief Jim ihn direkt an? Die Antwort war einfach: seitdem das Gewitter die Erreichbarkeit der Mobilfunknetze stark beeinträchtigt hatte und weder Marks noch Jakes Satellitenhandys eingeschaltet waren. Genauso wenig wie Dirk Sven auf seinem Handy erreicht hatte, konnte der Admiral einen aus dem Team erreichen. Zunehmend besorgt lauschte Dirk Jims Bericht und vergaß vorübergehend jeden Gedanken an das Geflecht von Scheinfirmen, das die Eigentümerstruktur von
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verschleierte. Der NCIS, die Navy-Polizei der Amerikaner, überwachte seit Tagen den ausgehenden Mailverkehr aus dem Bereich der SEALs und war am Vorabend auf eine verschlüsselte Nachricht gestoßen, deren überaus kurzer Inhalt nun endlich lesbar war. Die Botschaft war eindeutig und brachte Dirk zum Schlucken. Irgendjemand auf der Basis war der Meinung, dass Jakes Aktion sofort gestoppt werden müsste, weil er zu dicht dran war, etwas zu entdecken.
Das hieß dann wohl, dass ihr Gegner über sämtliche Daten informiert war, die sie nach Amerika weitergeleitet hatten. Als Dirk auf die Zeitanzeige seines Notebooks blickte, fluchte er laut. Es war bereits nach sechs. Um diese Zeit saß er sonst bereits zusammen mit Jake in seinem Arbeitszimmer. Er antwortete nicht auf Jims besorgte Nachfrage. »Ich melde mich später«, versprach er. Er musste sich beeilen.
Schwarze Wolkenberge verdunkelten den Himmel. Obwohl es erst kurz nach 18:00 Uhr war, herrschte tiefe Dunkelheit. Jake fluchte. Es hatte nichts gebracht, sich eine Stunde länger im Serverraum von
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aufzuhalten, die erforderlichen Daten hatte er schon längst vorher kopiert. Pfützen verwandelten den Parkplatz in eine Wasserlandschaft, an einigen Stellen lagen Hagelkörner. Der nächste wolkenbruchartige Schauer würde nicht lange auf sich warten lassen. Wirklich ideale Bedingungen zum Motorradfahren. Aber das war sein Fehler, er hätte Marks Audi nehmen sollen. Die Erkenntnis kam zu spät. Das Wetter war seit dem frühen Morgen unberechenbar, und ihm hätte klar sein müssen, dass jede Motorradfahrt einem Glücksspiel glich. Er rannte auf seine Maschine zu. Wenn er schnell genug war, hatte er vielleicht eine Chance, trocken bei Alex und Dirk anzukommen.
Kaum hatte er den Motor gestartet, schien der Himmel seine Schleusen zu öffnen. So viel zu seiner Hoffnung, trocken anzukommen. Unmittelbar nach Verlassen des Firmengeländes gab er Gas und verringerte die Geschwindigkeit sofort wieder, als das Motorrad die Bodenhaftung verlor. Herzhaft über die schlechten Wetter- und Sichtverhältnisse fluchend, fuhr er sich mit der Hand über das Helmvisier. Neidisch sah er im Rückspiegel ein sich näherndes Scheinwerferpaar. Er würde einiges dafür geben, in einem trockenen … Der
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