Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
Verbindung gebracht werden. Man hört und sieht sie nicht. Anweisungen kommen per Mail oder Fax, und vermutlich weiß nur unsere Geschäftsführung Einzelheiten. Wieso fragen Sie?«
»Reine Neugier, für meine Prüfung ist das nicht weiter von Belang.« Wenigstens war das Gespräch keine komplette Zeitverschwendung gewesen. Einen unangenehmen Punkt hatte Dirk für Fehling noch, aber er kam nicht dazu, ihn anzusprechen. Ohne anzuklopfen betrat der Geschäftsführer Westinghaus das Büro und blieb auf der Türschwelle stehen, als er Dirk sah. »Herr Richter? Ich dachte, Sie wären bereits … Alles zu Ihrer Zufriedenheit?«
Wenn Dirk sich nicht sehr täuschte, stand Westinghaus unter erheblichem Druck. Aber er konnte nicht erkennen, was sich hinter seiner freundlichen Fassade verbarg. Misstrauen? Oder nur Stress? Dieses Mal musste sich Dirk zu einem unverbindlichen Lächeln zwingen. Das Auftauchen von Westinghaus kam ihm entgegen, aber er konnte die Wirkung seiner nächsten Frage nicht abschätzen und bereitete sich innerlich auf alles Mögliche und Unmögliche vor.
»Ich habe mich bei Herrn Fehling gerade für die Unterstützung bedankt und bin so gut wie weg. Es gibt da nur einen letzten Punkt.« Er legte den Ausdruck vor Fehling auf den Schreibtisch. »Zu dieser Buchung würde ich gerne den entsprechenden Vertrag sehen.« Gespannt wartete Dirk auf die Begründung für die Zahlung, die an den Auftragskiller gegangen war. Sven hatte ihm befohlen, den Punkt nicht anzusprechen, aber dank eines eigentlich unbedeutenden Fehlers bei der Eingabe der Buchung war die Gelegenheit zu günstig.
Der Leiter des Rechnungswesens sah nach einem flüchtigen Blick seinen Vorgesetzten an. »Tut mir leid, die Buchung ist direkt von oben gekommen, ich habe sie zwar veranlasst, aber keine weiteren Unterlagen zu dem Geschäftsvorfall. Herr Westinghaus, können Sie Herrn Richter helfen?«
Die Atmosphäre im Büro kühlte merklich ab, und Westinghaus’ Misstrauen war deutlich spürbar. Dirk kamen Svens Warnungen in den Sinn, aber äußerlich blieb er ruhig.
Nach einer gefühlten Ewigkeit legte Westinghaus den Ausdruck zurück. »Wieso ist ausgerechnet dieser Umsatz wichtig? Das ist eine eher geringe Zahlung an einen amerikanischen Geschäftspartner.«
»Auf welcher Grundlage?«, fragte Dirk sofort nach und zwang sich zu einem Lächeln. »Sie wissen doch: Keine Buchung ohne Beleg. Und fünfzigtausend US-Dollar sind bei Ihren geringen Auslandsumsätzen nicht gerade wenig, und da ich mir für das Finanzamt Ihre Auslandsgeschäfte ansehe, muss ich leider nachfragen. Auf dem Buchungsbeleg ist eine Auftragsnummer angegeben. Hilft die Ihnen vielleicht weiter?«
Aus zusammengekniffenen Augen fixierte Westinghaus Dirk, von dem ursprünglich freundlichen, unverbindlichen Auftreten war nichts übrig geblieben. Nun war nur noch pures Misstrauen zu spüren. »Wir haben täglich über tausend Umsätze. Warum interessiert Sie genau dieser?«
Dirk stieß sich vom Tisch ab und gab seine lässige Haltung auf. »Ich verstehe nicht, wo das Problem ist. Diese Zahlung ist in die Vereinigten Staaten gegangen, aber durch die Verwendung des Buchungsschlüssels wird automatisch Vorsteuer in Deutschland abgeführt, das ist nicht zulässig.« Am liebsten hätte er sich bei Fehling für diesen Flüchtigkeitsfehler, der ihm den idealen Grund für eine Nachfrage verschafft hatte, bedankt. Westinghaus’ Reaktion war hochinteressant und warf weitere Fragen auf.
Unheilvolles Schweigen breitete sich aus. Fehling erntete einen Blick seines Vorgesetzten, der ihm die Röte ins Gesicht trieb. Dann setzte Westinghaus ein gezwungenes Lächeln auf. »Ein einfacher Erfassungsfehler … ich verstehe. Entschuldigen Sie, dass ich so heftig auf Ihre Nachfrage reagiert habe, aber der Grund ist mir ein wenig peinlich. Wir haben keine schriftliche Grundlage oder einen Vertrag. Die Anweisung kam direkt von den Eigentümern per Fax. Das können Sie natürlich gern sehen. Reicht Ihnen das? Selbstverständlich wird der falsche Steuerschlüssel korrigiert.«
Mehr würde er nicht erreichen. Dirk nickte scheinbar verständnisvoll. »Natürlich. Ihr Wort reicht mir. Allerdings würde ich tatsächlich gerne einen Blick auf das Fax werfen.«
»Aber sicher. Ich hole es sofort.«
Westinghaus war wie ausgewechselt, nun wieder freundlich und überaus bemüht. Schon wenige Augenblicke später lag das Fax vor Dirk. Ihn interessierte an dem Ausdruck nur eins: die Telefonnummer des Absenders.
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