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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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enthalten: Alter, Bildung, Beruf, Talente oder Hobbys, Familienstatus und ob Sie Kinder haben oder nicht. Das Beilegen von Fotos von Ihnen und Ihrer Familie wird gern gesehen. Auch sollten Sie vielleicht erwähnen, warum Sie ausgerechnet jetzt nach Ihren leiblichen Eltern gesucht haben.
    Sollte es aus Ihrem Leben etwas Schwieriges mitzuteilen geben, so ist dieser erste Brief nicht dazu geeignet. Negative Informationen – wie zum Beispiel, wenn man von der Pflegefamilie misshandelt wurde – sind nicht angebracht. Es ist besser, derlei erst zu erzählen, nachdem sich eine Beziehung entwickelt hat. Viele leibliche Eltern berichten von Schuldgefühlen, weil sie ihr Kind zur Adoption freigegeben haben, und sie haben Angst, dass ihre Entscheidung, die sie zum Wohl des Kindes getroffen haben, sich als falsch herausstellen könnte. Sollten entsprechende Informationen schon zu Beginn preisgegeben werden, könnte das später der Entwicklung einer gesunden Beziehung entscheidend im Wege stehen.
    Wenn Sie Ihren leiblichen Eltern jedoch für Ihre Entscheidung dankbar sind, dürfen Sie das kurz erwähnen. Wenn Sie Informationen über die Krankengeschichte Ihrer Familie benötigen, so können Sie das ebenfalls schreiben. Warten Sie auch lieber eine Weile ab, ehe Sie nach Ihrem leiblichen Vater fragen. Das könnte anfangs ein schmerzliches Thema sein.
    Um Ihr leibliches Elternteil zu beruhigen, sollten Sie erklären, dass Sie zwar gerne mit ihm telefonieren oder sich treffen wollen, aber respektieren, dass solch eine Entscheidung Zeit benötigt.
    Ich hatte Maisies Richtlinien schon so oft gelesen, dass ich sie fast auswendig konnte. Doch ich fand, dass wesentliche Ratschläge fehlten. Wie viel kann man von sich preisgeben, um zu zeigen, wie man ist, ohne die andere Seite abzuschrecken? Wenn ich ihr zum Beispiel schrieb, dass ich Demokratin sei, und sie dagegen Republikanerin war, würde sie meinen Brief dann einfach in den Müll werfen? Sollte ich erwähnen, dass ich Geld für die Aids-Forschung gesammelt hatte und gleichgeschlechtliche Ehen befürwortete? Und dabei hatte ich noch nicht einmal entschieden, worauf ich schreiben wollte. Eine Karte sollte es jedenfalls sein – ich fand, das sei netter als ein schlichtes Blatt Papier. Aber die Karten, die ich hatte, waren von so unterschiedlichen Künstlern wie Picasso, Mary Engelbreit und Mapplethorpe. Das Picasso-Bild kam mir zu gewöhnlich vor, das von Mary Engelbreit war zu sehr Friede, Freude, Eierkuchen, aber Mapplethorpe … Was, wenn sie ihn aus Prinzip verabscheute? Mach nicht so ein Theater, Marin , sagte ich mir. Da sind schließlich keine Nackten auf der Karte, sondern bloß eine Blume.
    Nun musste mir nur noch ein passender Text einfallen.
    Briony öffnete die Tür zu meinem Büro, und ich ließ meine Notizen hastig in einer Aktenmappe verschwinden. Es war sicher nicht sonderlich professionell, meiner persönlichen Besessenheit während der Arbeitszeit zu frönen, doch je mehr ich in den Fall O’Keefe involviert wurde, desto schwerer fiel es mir, die Gedanken an meine biologische Mutter zurückzustellen. Es klingt vielleicht dumm, aber ich hatte das Gefühl, meine Seele zu retten, wenn ich mich ihr näherte. Wenn ich schon eine Frau vertreten musste, die wünschte, sie wäre ihr Kind losgeworden, dann wollte ich wenigstens meine eigene Mutter finden und ihr danken, weil sie anders gedacht hatte.
    Die Sekretärin warf einen Umschlag auf meinen Tisch. »Post vom Teufel«, sagte sie. Ich schaute auf den Absender: Booker, Hood and Coates.
    Ich riss ihn auf und las die beiliegenden Fragebögen durch.
    »Das soll doch wohl ein Scherz sein«, murmelte ich und stand auf, um meinen Mantel zu holen. Es war Zeit für einen Hausbesuch bei Charlotte O’Keefe.
    Ein Mädchen mit blauem Haar öffnete die Tür, und ich starrte sie volle fünf Sekunden lang an, bevor ich Charlottes ältere Tochter erkannte.
    »Amelia, stimmt’s?« Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Ich bin Marin Gates. Die Anwältin deiner Mom.«
    Sie musterte mich. »Was auch immer. Sie ist nicht hier. Ich bin der Babysitter.«
    Von drinnen hörte ich: »Ich bin kein Baby!«
    Amelia schaute wieder zu mir. »Ich wollte natürlich sagen: Ich bin der Invaliden sitter.«
    Plötzlich lugte dein Gesicht um die Ecke. »Hi«, hast du gesagt und gelächelt. Vorne fehlte dir ein Zahn.
    Ich dachte: Die Geschworenen werden dich lieben.
    Dann verabscheute ich mich für diesen Gedanken.
    »Wollen Sie eine Nachricht

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