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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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daran, Amelia.«
    »Ich meine nicht jetzt … nicht heute. Ich meine, damals, als sie zur Welt kam.« Sie schaute mich an, und ich erkannte, dass sie mich nicht ärgern wollte. Sie wollte ehrlich wissen, wie ihr Leben verlaufen wäre, wenn sie nicht hinter eine behinderte Schwester in die zweite Reihe gerückt wäre.
    »Ich weiß es nicht, Amelia«, antwortete ich ehrlich. »Ich bin nur wirklich, wirklich froh, dass es anders gekommen ist. Sie ist nicht gestorben – nicht damals und dank dir auch nicht heute. Ich brauche euch beide .«
    Als ich aufstand und wartete, dass Amelia ihre restlichen Pommes in den Abfalleimer warf, fragte ich mich, was ich von dem Psychiater zu hören bekäme, zu dem wir dich wohl würden bringen müssen. Etwa, dass ich bei dir einen nicht wiedergutzumachenden Schaden verursacht hatte? Hattest du dir die Pulsadern aufgeschnitten, weil du mir trotz deines außergewöhnlichen Wortschatzes nicht anders sagen konntest, dass ich endlich aufhören soll? Und woher wusstest du überhaupt, dass man diese Welt auf diese Weise verlassen kann?
    Als könnte sie meine Gedanken lesen, sagte Amelia: »Mom? Ich glaube nicht, dass Willow versucht hat, sich umzubringen.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Weil sie weiß, dass sie das Einzige ist, was diese Familie zusammenhält«, antwortete sie.

Amelia
    Erst drei Stunden nachdem du aufgewacht bist, war ich mit dir allein. Mom und Dad sprachen draußen mit einem der Ärzte. Du hast mich angeschaut, weil dir klar war, dass uns nicht viel Zeit blieb, bis die anderen wiederkämen. »Mach dir keine Sorgen«, hast du gesagt. »Ich werde niemandem verraten, dass es deine war.«
    Mir wurden die Knie weich, und ich musste mich an diesem merkwürdigen Plastikgitter deines Bettes festhalten. »Was hast du dir nur dabei gedacht ?«, fragte ich.
    »Ich wollte nur sehen, wie das ist«, hast du geantwortet. »Als ich dich gesehen habe …«
    »Das hättest du nicht tun sollen.«
    »Habe ich aber. Und du hast so … so glücklich ausgesehen.«
    In Naturkunde hatte der Lehrer uns mal von einer Frau erzählt, die zum Arzt gegangen ist, weil sie nichts mehr essen konnte, nicht einen Bissen, und der Arzt hat sie operiert und einen Haarball gefunden, der so groß war wie ihr Magen. Später erwähnte ihr Mann, ja, dann und wann habe er sie auf ihren Haaren kauen sehen, aber er hätte nie gedacht, dass das solche Auswirkungen haben könnte. Genau so fühlte ich mich jetzt: Mir war speiübel, und die Gewohnheit hatte sich in mir so verfestigt, dass ich noch nicht einmal mehr schlucken konnte.
    »Das ist eine dumme Art, glücklich zu sein. Ich habe das getan, weil ich nicht auf normale Art glücklich sein kann.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich schaue dich an, Wiki, und sehe, wie viel Scheiße du ertragen musst, und trotzdem lässt du dich nie davon unterkriegen. Aber ich … ich bin noch nicht einmal mit dem Guten in meinem Leben zufrieden. Ich bin wirklich erbärmlich.«
    »Ich glaube nicht, dass du erbärmlich bist.«
    »Ach ja?« Ich lachte freudlos. »Was bin ich dann?«
    »Meine große Schwester«, hast du schlicht gesagt.
    Die Tür ging einen Spaltbreit auf, und ich hörte Dad mit dem Arzt reden. Rasch wischte ich mir eine Träne aus dem Augenwinkel. »Versuch nicht, wie ich zu sein, Willow«, sagte ich schnell. »Vor allem nicht, weil ich nur versucht habe, wie du zu sein.«
    Dann waren meine Eltern im Raum. Dad schaute von mir zu dir und wieder zurück. »Wovon redet ihr da?«, fragte er.
    Wir sahen einander an. »Von nichts«, antworteten wir im Chor.

Piper
    »Ich muss morgen nicht ins Gericht«, sagte ich. Mir schwirrte noch der Kopf, als ich den Hörer auflegte und mich zu Rob umdrehte.
    Seine Gabel schwebte über dem Teller. »Heißt das, dass sie endlich wieder zur Vernunft gekommen ist und die Klage fallen gelassen hat?«
    »Nein«, antwortete ich und setzte mich neben Emma, die ihr chinesisches Essen auf dem Teller hin- und herschob. Ich überlegte, wie viel ich sagen sollte, solange sie bei uns saß. Ich kam zu dem Schluss, dass sie alt genug war, um die Wahrheit zu hören. »Es geht um Willow. Offenbar hat sie sich mit einer Rasierklinge ziemlich übel geschnitten.«
    Robs Gabel fiel klirrend auf den Teller. »Himmel«, sagte er leise. »Sie hat versucht, sich umzubringen?«
    Bis er es aussprach, war mir der Gedanke gar nicht gekommen. Du warst erst sechseinhalb Jahre alt, um Himmels willen. Mädchen in deinem Alter sollten von Ponys und Zac Efron träumen,

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