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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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nicht Selbstmord begehen. Aber andererseits passierten alle möglichen Dinge, die nicht passieren sollten: Babys wurden mit einer Knochenstruktur geboren, die ihr Gewicht nicht tragen konnte, und beste Freundinnen traten vor Gericht gegeneinander an.
    »Du glaubst doch nicht wirklich … oh Gott … Rob, oh Gott.«
    »Wird sie wieder gesund werden?«, fragte Emma.
    »Ich weiß es nicht«, gab ich zu. »Ich hoffe.«
    »Wenn das für Charlotte kein kosmischer Wink mit dem Zaunpfahl ist, ihre Prioritäten neu zu ordnen«, sagte Rob, »dann weiß ich es auch nicht. Ich erinnere mich nicht, dass Willow sich auch nur einmal beschwert hätte.«
    »In einem Jahr kann sich viel verändern«, bemerkte ich.
    »Besonders wenn eine Mutter mehr damit beschäftigt ist, das Blut aus einem Stein zu wringen, als sich um ihre Kinder zu kümmern …«
    »Es reicht«, murmelte ich.
    »Sag mir nicht, dass du diese Frau jetzt auch noch in Schutz nimmst.«
    »Diese Frau war mal meine Freundin.«
    » War , Piper«, sagte Rob.
    Emma warf ihre Serviette auf den Tisch. »Ich glaube, ich weiß, warum sie das getan hat«, flüsterte sie.
    Wir drehten uns beide zu ihr um.
    Emma war kreidebleich, und ihr standen die Tränen in den Augen. »Ich weiß, dass Freundinnen einander helfen sollen, aber wir sind keine Freundinnen mehr.«
    »Du und Willow?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich und Amelia. Ich habe sie einmal auf der Mädchentoilette gesehen. Sie hat sich den Arm mit einem Kronkorken aufgeschnitten. Sie hat mich nicht bemerkt, und ich habe mich umgedreht und bin weggelaufen. Ich wollte jemandem davon erzählen – dir, dem Schulpsychologen –, doch dann habe ich mir irgendwie gewünscht, sie würde sterben. Ich dachte, ihre Mutter habe es verdient … ihr wisst schon … weil sie uns verklagt hat. Aber ich habe nicht gedacht … ich wollte doch nicht, dass Willow …« Sie brach weinend zusammen. »Jeder macht das – das Schneiden. Ich habe gedacht, das sei nur eine Phase wie damals, als sie sich ständig den Finger in den Hals gesteckt hat.«
    »Sie hat was ?«
    »Sie weiß nicht, dass ich das weiß, aber ich weiß es. Ich konnte sie hören, wenn ich bei ihr übernachtet habe. Sie hat gedacht, ich würde schlafen; dann ist sie ins Badezimmer gegangen und hat sich zum Kotzen gebracht.«
    »Aber sie hat damit aufgehört?«
    Emma schaute mich an. »Ich weiß es nicht«, antwortete sie mit leiser Stimme. »Ich dachte es, aber vielleicht habe ich es nur nicht mehr gesehen.«
    »Ihre Zähne«, fügte Rob hinzu. »Als ich ihr die Klammer abgenommen habe, war der Zahnschmelz angegriffen. So etwas schreiben wir entweder Soda … oder Essstörungen zu.«
    Als ich noch praktiziert habe, hatte ich eine schwangere Patientin mit Bulimie. Kaum hatte ich sie überredet, um des Fötus willen mit dem Erbrechen aufzuhören, da fing sie an, sich zu schneiden. Ich konsultierte einen Psychiater und erfuhr, das Essstörungen und Autoaggression oft Hand in Hand gehen. Im Gegensatz zur Anorexie, die darin wurzelt, immer perfekt sein zu wollen, gründet Bulimie in Selbsthass. Sich selbst Schnittwunden beizubringen ist ironischerweise ein Ventil, um keinen Selbstmord zu begehen, ein Bewältigungsmechanismus für jemanden, der sich anders nicht mehr unter Kontrolle hat. Allerdings betrachtet ihn derjenige als sein schmutziges kleines Geheimnis, das seine Wut auf sich selbst nur noch steigert, weil er einfach nicht sein kann, wie er sein möchte.
    Ich konnte mir kaum vorstellen, wie es war, in einem Haus zu leben, wo die unterschwellige Botschaft lautete, dass Töchter, die nicht dem Standard entsprachen, kein Existenzrecht hatten.
    Es mochte auch alles Zufall sein. Emma hatte Amelia vielleicht bei dem einzigen Mal, wo sie es tat, erwischt, und Robs flüchtige Diagnose hatte womöglich gar nichts zu bedeuten. Trotzdem … Wenn die Anzeichen da waren, war man da nicht verpflichtet, die Information weiterzugeben?
    Um Himmels willen … Das war die Krux dieses gesamten Prozesses.
    »Wenn es um Emma gehen würde«, sagte Rob leise, »würdest du es wissen wollen?«
    Ich blinzelte ihn an. »Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass Charlotte auf mich hören würde, wenn ich ihr sage, dass ihre Tochter ein Riesenproblem hat?«
    Rob legte den Kopf auf die Seite. »Vielleicht ist genau das der Grund, warum du es versuchen solltest.«
    Während ich durch Bankton fuhr, katalogisierte ich alles, was ich über Amelia O’Keefe wusste.
    Sie trug Schuhe in Größe

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