Zerbrochen: Geliebte Kreatur der Nacht 2 (German Edition)
an.
Sie bemerkte es natürlich und mit einem Seitenblick auf mich, schnappte sie sich schnell ihre Handtasche und die Autoschlüssel. »Wir sollten schleunigst los«, meinte sie und wir verließen unser Penthouse im wunderschönen Pariser Stadtteil Montmartre.
Als sie in meinem bevorzugten ›Jagdgebiet‹ parkte und der Motor ausging, beugte ich mich zu ihr, küsste ihre Stirn und wollte gerade aussteigen, als sie mich am Arm festhielt.
»Nimm mich diesmal mit«, flüsterte sie.
Erschrocken über ihren Wunsch sah ich sie an. Ich dachte an damals, als ich sie verwahrlost in diesem Hinterhof gefunden hatte. Den Ausdruck der Angst und Panik in ihrem Gesicht, weil sie mit angesehen hatte, wie ich fünf Menschen brutal tötete, würde ich nie vergessen. Damals hatte ich mir geschworen, sie würde mich nie wieder so sehen. Ich hatte mich daran gehalten. Sie kannte nur den sanften, respektvollen und liebenswürdigen Julien, obwohl sie genau wusste, was ich war und zu was ich fähig sein konnte. Ich stellte auch eine Gefahr für ihr Leben dar, doch ich liebte Aimée bedingungslos. Ihr konnte ich meine Gefühle offen zeigen, denn ich wusste, dass sie diese erwiderte, aber meine dunkle, gefährliche Seite zeigte ich ihr nicht.
»Nein!«, gab ich schroff zur Antwort und öffnete die Wagentür.
»Bitte«, flehte sie. »Ich will dir dabei zusehen. Das wollte ich schon lange.«
»Nein!«, sagte ich wieder, diesmal mit mehr Nachdruck und stieg aus dem Wagen. Sie tat dasselbe und ich blickte sie entgeistert an, als sie die Türen mit einem Knopfdruck verriegelte.
»Aimée, ich bitte dich, warum willst du dir das antun?«
»Nur dieses eine Mal, Chérie«, bat sie mich inständig.
Wie konnte ich ihrem bittenden Augenaufschlag nur widerstehen? Fast wollte ich nachgegeben, doch ich atmete tief durch und ließ mich nicht erweichen.
»Nein Aimée«, entgegnete ich, drehte mich um und lief über die Straße. Sie wollte mir folgen, doch ich rief laut: »Steig in den Wagen und warte auf mich. Ich meine es ernst!« Der drohende Unterton in meiner Stimme entging ihr nicht. Sie blieb stehen und wagte keinen weiteren Schritt.
Ohne mich nach ihr umzublicken lief ich weiter, rannte los und schon war ich in der Dunkelheit verschwunden.
Nachdem ich meinen Bluthunger gestillt hatte, fühlte ich mich besser. Drei Opfer waren nötig gewesen, um mich endlich zu befriedigen. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich immer mehr brauchte, um gesättigt zu sein. Doch woran das lag, konnte ich nicht sagen.
Als ich an die Stelle zurück kam, wo ich Aimée und unseren Wagen vor einer Dreiviertelstunde verlassen hatte, war sie fort. Kein Auto, keine Aimée.
Ich stieß einen leisen Wutschrei aus und ballte die Hände zu Fäusten. Das hätte ich mir ja denken können, so trotzig wie sie sein konnte. Also holte ich mein Smartphone aus der Innentasche meines Sakkos und wählte ihre Nummer.
Aimée hob sofort ab. »Du hast doch hoffentlich nichts dagegen, dass ich schon mal voraus gefahren bin?«, fragte sie in zuckersüßem Ton. »Ich warte vor der Galerie auf dich.« Ohne meine Antwort abzuwarten, legte sie einfach auf.
Ich schüttelte lächelnd den Kopf und machte mich so schnell ich konnte auf den Weg zur Galerie, denn ich wollte wieder bei ihr sein.
Als ich bei der Galerie ankam, stand sie da, wippte ungeduldig mit dem Fuß und zog an einer Zigarette. Ihre Augen blitzten mich ärgerlich an, als ich näher kam. »Da bist du ja endlich, das hat aber gedauert«, meinte sie spöttisch.
Ich lächelte sie an, nahm ihr die Zigarette aus den Fingern, zog selbst daran und warf sie dann weg. Um sie zu besänftigen, beugte ich mich zu ihr hinunter und küsste sie. Dem konnte sie nie widerstehen, das wusste ich, doch heute drehte sie ihren Kopf weg.
»Nicht«, meinte sie knapp, »du schmeckst nach fremdem Blut.« Sie wandte sich von mir ab und ging auf die gläserne Eingangstür der Galerie zu.
Sie war anscheinend wirklich wütend auf mich. Sachte griff ich nach ihrem Arm und hielt sie zurück. »Aimée, bitte sei mir deswegen doch nicht böse. Du weißt genau, warum ich das nicht will.« Eindringlich sah ich ihr in die Augen.
Aimée seufzte und beruhigte sich scheinbar etwas. »Julien, ich liebe dich, und ich weiß, du liebst mich auch«, begann sie und legte bei ihren Worten eine Hand auf ihr Herz. »Ich fühle es hier, ganz tief in mir und kann mir ein Leben ohne dich einfach nicht mehr vorstellen. Ich möchte dich doch nur richtig
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