Zerbrochen: Geliebte Kreatur der Nacht 2 (German Edition)
Blut von meinem Gesicht. Irgendwann legte ich ihn vorsichtig auf die Straße, kniete neben ihm und betrachtete ihn. Sein Gesicht hatte einen friedlichen und gelösten Ausdruck, keine Wut, keine Verzweiflung waren mehr zu erkennen. Seine Augen waren geschlossen, als ob er nur schlief. Ein trügerischer Frieden, das wusste ich, denn wenn er am nächsten Abend erwachte, würden mich seine wunderschönen, türkisblauen Augen voller Hass ansehen. Hass, weil ich ihm das angetan hatte. Das würde ich nicht ertragen können. Was ich vorhin zu ihm gesagt hatte, war die Wahrheit. Ich würde ihn immer lieben, schließlich war er mein Vater, hatte mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Nie würde ich ihn vergessen können. Sein Blut floss in mir, für immer und ewig – solange die Ewigkeit eben für mich dauerte.
Mit einem Ruck riss ich sein Hemd an der Knopfreihe auf und entblößte seine helle Brust. Meine Hand strich sachte über seine Haut und hielt über seinem Herzen inne. Kein Herzschlag. Jeder, der ihn so finden würde, musste annehmen, dass er tatsächlich tot war.
Mein Herz gehört nur dir!
Hörte ich seine Worte in meinem Kopf widerhallen.
Mit aller Kraft krallte ich dann meine Finger in seine Haut und mit einem schmerzerfüllten Schrei riss ich ihm das Herz aus dem Leib. Mein Atem ging stoßweise, in meinem Inneren brannte es, wie loderndes Feuer und ich verzog gequält den Mund. Sein Blut lief an meinem Arm hinab und entsetzt blickte ich auf sein Herz in meiner Hand. Wie in Zeitlupe drückte ich zu, immer fester, bis es endlich zu Staub zerfiel. Im selben Moment passierte es, Nicolas Körper wurde ebenfalls zu Staub und Asche, die der Regen langsam mit sich fort schwemmte.
Ich beugte meinen Kopf und weinte um ihn.
Mein Vater existierte nicht mehr. Ich hatte meinen Erschaffer getötet.
Als ich mich nach einer ganzen Weile endlich wieder unter Kontrolle hatte und der Schmerz in mir erträglicher war, stand ich langsam auf. Ich holte mein Smartphone hervor und schickte Aimée eine SMS, dass sie nach Hause kommen sollte. Somit war ihre Manipulation beendet und sie war wieder frei.
Danach machte ich mich auf den Weg zu Eloise.
8
Bei Eloise angekommen, öffnete mir ein Hausangestellter und bat mich, einen Moment zu warten, als ich eintrat.
Das Haus war ziemlich imposant und wirkte wie eine römische Villa. In der Eingangshalle gab es einen kleinen, steinernen Springbrunnen, an den richtigen Stellen waren Palmen und andere Grünpflanzen platziert. Der Boden bestand aus rotem Marmor, ebenso das Geländer der geschwungenen Treppe und die Balustrade der Galerie im oberen Stockwerk. Dort befanden sich an der Wand zwei deckenhohe Fenster, durch die man in den schwarzen Nachthimmel blicken konnte, dazwischen stand eine aus weißem Marmor gehauene, römische Frauenstatue.
Der Hausangestellte kam zurück und deutete mir mit einer Geste, ihm zu folgen. Er führte mich die Treppe hinauf und dann nach rechts, in einen der Flügel der Villa. Wir liefen einen langen Gang entlang, auch hier gab es die deckenhohen Fenster und dazwischen standen kleine Steinsäulen mit Büsten darauf. Gegenüber den Fenstern befand sich jeweils eine Mahagonitür. Am Ende des Ganges befand sich eine große Doppeltür, ebenfalls aus Mahagoni und wir liefen direkt darauf zu. Als wir ankamen, klopfte der Mann, öffnete und deutete mit der Hand, dass ich eintreten könne. Ich betrat den Raum und die Tür wurde leise wieder hinter mir geschlossen.
Offensichtlich befand ich mich jetzt in Eloises Privatbereich. Der Raum war in warmes Kerzenlicht getaucht, hier und da standen verzierte Kandelaber mit den brennenden Kerzen und ein gemütliches Feuer knisterte in einem großen Kamin, den zwei steinerne Löwen flankierten.
Am gegenüberliegenden Ende des Raumes befand sich eine weitere Doppeltür die geöffnet war und den Blick auf Eloises Schlafzimmer freigab. Auch dort gab es nur Kerzenlicht, ein großes Bett mit einem Baldachin war zu sehen und weißer Stoff hing als Sichtschutz daran herab.
Auf einmal hörte ich ihre Schritte, als sie durch eine angrenzende Tür in ihrem Schlafzimmer trat und lächelnd auf mich zukam. Ihr Anblick verschlug mir den Atem. Eloise war barfuß, ihre Locken hingen wie ein kastanienbrauner Wasserfall bis zu ihren Hüften und sie trug ein Negligé aus fast durchsichtigem, rotem Stoff, dass mehr von ihrem Körper zeigte, als es verhüllte.
Als sie mich ansah, verschwand ihr Lächeln schlagartig. »Meine Güte,
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