Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
Mädchen? Dann kam ihr die Erleuchtung.
„Wie wäre es mit Aira? Was hältst du von Aira?“ Serena schaute sie fragend an und wurde mit einem Lächeln belohnt. Serena mochte das Lächeln der kleinen Aira. Sie zeigte auf sich und sagte wieder „S-R-E-N-A“ so langsam und deutlich, dass sie wohl auch eine taube Person verstanden hätte . Dann zeigte sie auf das Mädchen und sagte genau so deutlich und langsam „A-I-R-A“. Zu ihrer Verwunderung hob Aira ihre Hand, zeigte auf Serena und sagt in normalen Tempo und ohne Probleme: „Serena.“ Dann zeigte sie auf sich und sagte mit einem Lächeln: „Aira.“
Sie hörten wie sich von draußen Schritte näherten und der Mann, den sie schon beim ersten Erwachen angetroffen hatte, kam herein. Er hielt zwei fette Hasen an einer Schlinge in der Hand und sagte fröhlich: „Ich hab hier was fürs Abendbrot!“ Als er Serena sah , wurden seine Augen groß und er ließ die Hasen auf den Boden fallen, fing sich jedoch schnell wieder und hob sie auf.
Seine Gedanken rasten. Er hatte sie unter dem zerzausten Haar und dem verschmierten Gesicht nicht erkannt. Vor ihm saß das Mädchen aus Krem. Das Mädchen, das ihn mit dem Messer überrascht hatte. Wenn sie ihn erkannt hatte, zeigte sie es zumindest nicht. Er musste sicher gehen, er brauchte keine Schwierigkeiten, nicht jetzt, nicht so kurz vor seiner Freiheit.
„Ich bereite uns ein herzhaftes Mahl, damit du wieder zu Kräften kommst. Du hast ja mindestens seit einem Tag und einer Nacht nichts gegessen. Du musst hungrig sein.“ Als würde Serenas Magen dem Mann zustimmen wollen, knurrte er laut wie ein hungriger Ghröfle.
Der junge Mann zog dem Hasen gekonnt in einem Stück das Fell ab, entnahm ihnen die Eingeweide und rieb das Fleisch mit Gewürzen aus einem Beutel ein. Als die fetten Hasen dann an Stöcken aufgespießt, über dem Feuer grillten, breitete sich ein angenehmer Geruch aus, der allen drei die Münder wässrig machte. Als sie dann beisammen saßen und die leckere Mahlzeit verspeisten, fragte der junge Mann frei heraus: „Wie heißen denn meine zwei hübschen Gäste?“ Sich am Fleische labend, antwortete Serena ohne mit dem Essen innezuhalten mit vollem Mund schmatzend: „Ich heiße Serena, das ist Aira.“
Ihr Gastgeber verschluckte sich an seinem letzten Bissen und lachte lauthals los: „HAHAHAAAAAHHAHAHA, wie göttlich, ich fasse es nicht, eine Airen, die Aira heißt! Noch besser wäre wohl Airena gewesen. Ihre Eltern müssen stolz sein auf ihren Einfallsreichtum und ihre Fantasie! Einfach klasse!! HOHHOHOHOH!!“ Mit der freien Hand klopfte er sich beim Lachen rhythmisch auf den Oberschenkel.
Serena bedachte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen und einem Blick, als sähe sie ein kleines kriechendes Insekt vor sich. Sie war stolz auf ihren Einfallsreichtum. Immer noch kauend, fragte sie ihn im Gegenzug nach seinem Namen. Er schaute sie mit einem seltsamen Blick an. War Erleichterung in seinen bernsteinfarbenen Augen zu sehen? Das musste sich Serena einbilden.
„Mikhael, ich heiße Mikhael. Nett euch kennenzulernen! Was machen zwei so hübsche Damen wie ihr allein in so einem großen dunklen Wald?“
Also war sie es wirklich. Doch sie schien ihn nicht zu erkennen. Was nicht weiter verwunderlich war. Er trug jetzt seine Haare kurz, hatte einen Dreitagebart, den er nur ab und an stutzte. Seine Muskeln waren ausgeprägter, ein paar Narben waren dazugekommen. Er trug Leder, das sich eng an seine Haut schmiegte und kaum etwas der Fantasie überließ. Nichts erinnerte an den jungen Kaufmannssohn aus gutem Hause. Nichts außer den bernsteinfarbenen Augen.
Fasziniert von dem Tanz in den Augen riss sich Serena los und betete das herunter, was Zorghk ihr eingetrichtert hatte: „Wir durchziehen die Landen und kartographieren noch wenig bekannte Gebiete.“
Bei der offensichtlichen und wohl schlechtesten Lüge, die er je gehört hatte, musste der junge Mann, der jetzt den Namen Mikhael spazieren trug, ein Schmunzeln verbergen.
„Das erklärt warum ihr in diesem Wald seid. Selten jemand traut sich so tief hinein. Die Leute erzählen sich die schlimmsten Geschichten über diese Gebiete. In welche Richtung führt euch eure Reise von hier aus?“ Mikhael musste sich sehr anstrengen den Spot aus seiner Stimme zu filtern.
„Wir wollen über das Mittelland, zum Hochland, danach in Richtung Gebirge“, sagte Serena etwas zu nahe an der Wahrheit.
Mikhael war gewohnt an Lügen und ans Lügen und respektierte es, wenn
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