Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Titel: Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Schneider
Vom Netzwerk:
immer an Serena zu binden.
     
    ----
     
    In der zweiten Nacht hatte Mikhael die erste Wache übernommen. Er lauschte in der Hoffnung nichts Auffälliges zu hören in die Nacht hinaus und legte ab und zu Feuerholz nach. Mikhael dachte daran, wie gut es war, dass Serena ihn nicht erkannt hatte, wenn es auch an ihm nagte. Er war es nicht gewohnt vergessen zu werden und mochte es weniger, als ignoriert zu werden, vor allem von jungen hübschen Mädchen. Es wurmte ihn, dass er sich im Gegenzug nur zu gut erinnerte. An ihre kristallblauen Augen, die ihn kühl ansahen. An die Kälte ihrer Lippen, an die Weichheit ihrer Haut und an ihr offenes Haar im Laub. Vor allem aber erinnerte er sich daran, ihr Gewalt angetan zu haben. Hätte sie nicht aufgehört sich zu wehren, hätte er sie vermutlich ganz genommen. Der Gedanke gefiel ihm nicht. Er konnte vor Armirus Bande fliehen, aber vor sich selbst konnte er nicht davonlaufen.
    Um sich abzulenken, dachte er über die Operation nach, die er damals erfolgreich ausgeführt hatte. Welchen Namen hatte er der damals benutzt? Irgendetwas mit L. Larry? Nein, den hatte er in jungen Jahren schon verbraucht. Lars war es auch nicht. Dann kam es ihm wieder: Laurenz. Als Laurenz hatte er ihrer Freundin etwas vorgespielt und gar nicht so schlecht Beute gemacht.
    Damals hatte er sich mit dem Geld von Armirus Bande absetzen wollen. Der hatte jedoch den Braten gerochen und Männer postiert, die ihn mit der Beute abfingen. Danach hatte es fast ein Jahr gedauert, bis Armirus seine Wachsamkeit hatte sinken lassen und sich Mikhael erneut die Gelegenheit zu fliehen bot. Die Jagdhunde waren eines von Armirus Lieblingsspielzeugen. Mikhael hatte sie töten müssen. Natürlich wäre es Wahnsinn gewesen den Kampf mit ihnen direkt aufzunehmen. Sie hätten ihn in Stücke gerissen. Armirus hatte seine Kampfeinheit sehr gut trainieren lassen. Mikhael hatte sie vergiftet. Er kannte Armirus, seine Denk- und Vorgehensweise sehr gut. Er hatte über ein Jahrzehnt Zeit gehabt sie zu studieren und von Armirus zu lernen.
    Mikhael hatte seine Flucht sorgsam vorbereitet und das Gift schon lange mit sich herum getragen und im richtigen Moment ein paar Kaninchen mit dem Gift versehen. Daneben ein Hemd, das er mehrere Tage getragen hatte, und die Viecher waren weggestorben wie die Fliegen. Als er die toten Hunde untersucht hatte, waren ihm Kleidungsfetzen und Blutspuren bei einem der Hunde aufgefallen. Er hatte einfach gehen und sich in Sicherheit bringen wollen. Wer war auch schon dumm genug so tief in den Dunkelwald zu gehen? Hätten ihn nicht die Hunde erwischt, wäre dieser jemand einem anderen wilden Tier zum Opfer gefallen.
    Doch bevor er sich versah, hatte er schon fluchend begonnen die Spuren der Hunde zurückzuverfolgen. Mikhael klammerte sich seit Jahren an das bisschen Menschlichkeit und Mitgefühl, das nach übrig war. In all der Zeit, die er mit den verruchtesten Halsabschneider der Landen verbringen musste, war ihm nur wenig davon geblieben. Von diesen Gefühlen geleitet, hatte er die bewusstlose junge Frau gefunden.
    Ein gequältes Stöhnen riss ihn plötzlich aus seinen Gedanken. Es kam aus der Richtung von Serenas Schlafplatz. Mikhael erhob sich, schlich sich leise zu ihr und schaute auf sie herab. Eine sehr schöne junge Frau. Sie hatte etwas an sich, dass er noch nie bei einer Frau gesehen hatte und er kannte viele Frauen. Im Grunde waren sie alle gleich und wollten alle das gleiche: Reichtum, Liebe und die Stillung ihrer fleischlichen Gelüste. Aber sie ... Sie schien nichts zu wollen.
    Serena lag vor ihm, ihr schönes Gesicht in Schweiß gebadet.
    „Nein ... Ich wollte nicht ...“, flüsterte sie leise und begann sich hin und her zu wälzen. Sie träumte wohl schlecht. Mikhael kniete sich hin und nahm ihre gesunde Hand in seine. Ihre Finger schloss sich fest um seine und hielten an ihnen wie an einem Rettungsanker fest. Ihr Atem wurde etwas ruhiger, sie ließ seine Hand jedoch nicht los. Mikhael flüsterte leise: „Keine Angst, ich bin ja da.“ Er legte sich auf die nackte Erde und schaute Serena beim Schlafen zu.
    Mikhael hatte nicht bemerkt, dass noch jemand nicht schlief. Aira hörte seine Worte deutlich und verstand sowohl die Worte als auch ihre Bedeutung sehr gut. Ihre kleinen Hände ballten sich zu Fäusten und ein unbekanntes Gefühl kroch ihren Bauch hoch in den Hals. Sie spürte wie Eifersucht ihren Magen verknotete.
    Aira wollte Serena für sich. Sie wollte nicht, dass man sie ihr

Weitere Kostenlose Bücher