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Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Titel: Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Schneider
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dem Bauchgefühl. Ich entscheide mich für den Weg, den mir mein Herz zeigt. Wenn es vor Aufregung klopft, weißt es mir die Richtung. Bindung heißt nicht immer Abhängigkeit. Es gibt eine Partnerschaft, in der man gleichberechtigt ist und einen Teil des Weges gemeinsam beschreitet, bis die Wege sich wieder trennen.
    Ich glaube daran, dass man zusammen sein kann, ohne das jemand sich und seine Meinung aufgeben muss. Partner, Freunde, die einen Abschnitt ihres Lebens begleiten, bleiben im Herzen verbunden, auch wenn sich ihre Wege trennen. Wenn jedes Wesen jeden anderen als gleichberechtigt, als seinen Partner, akzeptieren würde, wären alle im Herzen verbunden und ein Netz der Freundschaft wäre über die Welt geworfen. Ein Netz, das jeden und alles umfasst, einbindet, aber frei atmen lässt.“
    Noch nie hatte Molly sich jemandem so offenbart. Sie wusste ihre Vorstellung war unrealistisch. Ein Traum, eine Utopie, die immer an der Natur der Menschen scheitern würde. Molly war für ihre Gedanken schon oft ausgelacht worden. Im besten Fall hatte man sie als Träumerin abgetan, im schlimmsten Fall als Spinnern verschrien. Sie wartete auf das Gelächter, auf ein Schmunzeln. Nichts davon kam. Schüchtern schaute Molly zu Serena herüber.
    „Ein schöne Art die Welt zu sehen“, war alles, was Serena dazu sagte.
    „Ein Welt, wie sie nur ein unschuldiges Herz sehen kann“, dachte Mikhael. Er hatte sich Sorgen gemacht, als er aufgewachte war und weder Serena, Molly, noch Aira vorgefunden hatte. Unschuldig. War er je unschuldig gewesen oder bereits sündenbeladen zur Welt gekommen? Nachdenklich schaute er zu Boden und ging wieder zum Lagerplatz zurück.
    Nicht weit von Molly und Serena entfernt stand eine kleine Gestalt mit geballten Fäusten im Schatten eines Baumes. Aira kämpfte mit sich, sie wollte zu den beiden, wusste aber, dass sie stören würde. Dieser Moment gehörte nur den beiden. Sie wollte nicht ausgeschlossen werden und hatte Angst wieder allein zu sein. In all den verwirrenden Gefühlen drehte sich ein Wort in ihrem kleinen Kopf hin und her: Freiheit. Aira hatte diesem Begriff noch nie zuvor gehört. Aber er schmerzte. Mollys Worte zeichneten ein Bild, das wunderschön und zerbrechlich war. Das Gegenteil ihrer Welt. Aira hatte das Gefühl, das Bild würde in tausend Scherben zersplittern, wenn sie mit ihren plumpen schmutzigen Händen danach greifen würde.
    Ein kleines Wesen, das nichts kannte als Sklaverei. Aira war herumgereicht worden, ohne je Einfluss nehmen zu können, ohne je auch nur eine Entscheidung getroffen zu haben. Freiheit. Ein Begriff , für den Völker gekämpft hatten. Eine Idee für die schon so viele gestorben waren. Diesem kleinen Wesen fremd, klang das Wort seltsam in ihren winzigen, leicht zugespitzten Ohren. Unerreichbare fragile Freiheit.
    Der Tag verlief ruhig. Niemand sprach viel und jeder hing seinen Gedanken nach. Doch die Abende beim Feuer wurden immer lebhafter und unterhaltsamer, zogen sich immer weiter in die Länge. Sogar Serena beteiligte sich an den Gesprächen und Aira plapperte wie ein Wasserfall alles nach. Bevor er sich versah, ertappte sich Mikhael dabei, dass er sich so wohl fühlte, wie noch nie zuvor in seinem Leben. Schwermut ergriff sein Herz.
    Niemand sprach es aus, aber sie alle wussten es. Sobald sie die Grenzen des Vostokenreiches erreicht hatten, würde ihre kleine Gemeinschaft auseinanderfallen und sich in alle Winde zerstreuen. Je näher sie Lörm, der Grenzstadt, kamen, desto drückender wurde die Stimmung. Keiner hatte damit gerechnet, dass der Abschied ihnen so schwerfallen würde , und sie beschlossen vor der Trennung ihre Bekanntschaft zu begießen. Die Idee stammte natürlich von Molly und wurde vor allem von Mikhael freudig aufgenommen, der bei dem Gedanken an Met leuchtende Augen bekam. Aira freute sich und Serena hatte nichts dagegen.
    Sie zogen ein letztes Mal gemeinsam in der Stadt Lörm ein, suchten sich eine günstige Bleibe und ließen den Met in Strömen fließen. Man schwelgte in Erinnerungen und sprach über die Zukunft. Molly würde erst das Gebiet der Vostoken erforschen und dann die der anderen Völker. Mikhael wollte nördlich weiterziehen, auf der Suche nach „Arbeit“. Serena und Aira planten weiter in Richtung Nordwesten zur Gebirgskette zu gehen.
    Als Serena über dem Met fast am Tisch einschlief, begleitete Aira sie auf ihr Zimmer. Mikhael und Molly blieben in der Schenke, tranken und scherzten weiter. Je später der Abend

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