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Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Titel: Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Schneider
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desto betrunkener wurden die beiden und kamen sich näher. Die Hemmungen fielen und sie lebten in ihrer letzten gemeinsamen Nacht die Sympathie aus, die sie schon länger für einander empfanden. Sie nahmen sich ein getrenntes Zimmer und torkelten lachend und sich gegenseitig im Arm haltend die Treppen hoch.
    Vom vi elen Alkohol die Sinne benebelt und in ein trügerisches Gefühl der Sicherheit eingelullt, wurden sie unvorsichtig und bemerkten die finsteren Gestalten nicht, die sie seit einer Weile aus dem Schatten heraus beobachteten. Ein Mann, der die Kapuze seines Mantels tief ins Gesicht gezogen hatte, ballte seine Hände zu Fäusten und flüsterte leise aber mit unverhohlenen Wut: „Molly, du gehörst mir!“ Er leerte mit einem Zug den restlichen Inhalt seines Kruges und bestellte einen neuen.
    Klerus war seiner Braut gefolgt und würde sie wieder mit nach Morl nehmen, kostet es was es wolle. Sie war SEIN. Sollte sie sich doch austoben mit diesem Taugenichts. Am Morgen würde er sie und seine Pferde wieder nach Hause bringen. Er würde aus dem heutigen Abend seinen Nutzen ziehen. Wenn er ihre Liebe nicht haben konnte, würde er sie mit ihrem schlechten Gewissen festnageln und sie würde ihn mit der Zeit schätzen lernen, vielleicht sogar lieben. Sie war SEIN. Noch bevor der zweite Krug an seinen Tisch gelangte, brauste Klarus auf. Wem wollte er etwas vormachen? Bei dem Gedanken an das, was die beiden jetzt oben trieben, verglühte er innerlich. Ungebremste Eifersucht und Wut trieb ihn polternd die Treppe hinauf.
    Eine gebeugte einäugige Gestalt kicherte leise in sich hinein. Er würde sich erst nach diesem herrlichen Schauspiel um den Ausreißer kümmern. Um nichts auf der Welt wollte er verpassen, wie dieser Dreckskerl, der sich für so viel besseres hielt, auf die Fresse bekam. Und das würde er. Kichernd nippte Ramires von seinem Bier.
    Nachdem er ein paar Pärchen beim Liebesspiel tobend aufgeschreckt hatte, fand Klarus die richtige Tür. Mikhael und Molly lagen sich in den Armen und küssten sich innig, als er hereinstürmte. Mikhael war sofort wieder klar im Kopf, auch wenn sein Körper sich nur schwerfällig bewegte. Mit einem Sprung war er bei seinen Sachen und griff etwas ungeschickt nach seinem Messer, das er immer an seinem Gürtel trug.
    Der Eindringling schrie aufgebracht: „MOOOLLLLYYYY!!! Wie kannst du mir das nur antun?! Du kommst jetzt mit mir nach Morl und wirst mich heiraten, ob du willst oder nicht! Ich habe das Einverständnis deines Vaters. Ich brauche deines nicht mehr!“ Als er sich auf Molly zu bewegte, stellte sich Mikhael mit gezogenem Messer zwischen die beiden.
    Auch Klarus hatte eines in der Hand. Molly wusste wie gezielt er sein Messer einsetzen konnte. Er war der gefürchtetste Messerwerfer in Morl. Die Männer begangen sich zu umkreisen. Mikhael, der nichts als seinen Lendenschurz trug, war ungeschützt Klerus Attacken ausgesetzt. Klarus stürzte auf ihn und verfehlte ihn nur um Haaresbreite. Wäre Mikhael nüchtern gewesen, hätte Klarus keine Chance gehabt. Mikhaels Geist war zwar wach, aber sein Körper reagiert, vom Met benebelt, nur langsam.
    Mikhael hörte Molly schreien und sah wie sie sich, nur mit einer Decke umwickelt, zwischen die beiden warf. Dann färbte sich das weiße Tuch rot und sie fiel zu Boden. Klarus heulte auf, warf sich neben Molly auf die Knie, presste ihren Oberkörper an sich und wiegte sie in seinen Armen, während er ihren Namen flüsterte.
    Eine Traube Schaulustiger versperrten die Tür. Serena und Aira mussten sich durch die Menge kämpften, um zum Eingang zu gelangen. Als Serena Molly am Boden liegen sah, zog sie ihr Messer.
    „Nein, Serena nein“, sagte Molly nach Kraft ringend, „ich werde mit Klarus nach Morl zurückkehren.“ Keiner sollte wegen ihr verletzt werden. Molly musste sich eingestehen, dass sie egoistisch gewesen war. Und der Gedanke, wie sehr sie Klarus und ihren Vater mit ihrem Verhalten verletzt hatte, schmerzte mehr als die offene Wunde an ihrer Seite. Sie wollte ihre neu gewonnenen Freunde nicht auch noch leiden sehen.
    „Ihr habt sie gehört!“, schrie Klarus, „und jetzt raus mit euch! Euch allen!!“ Mikhael sammelte seine Kleider zusammen und wollte das Zimmer verlassen, doch Serena blieb wie angewurzelt im Zimmer stehen und starrte auf Molly hinunter und den roten Fleck, der sich langsam durch das weiße Lacken fraß. Mikhael packte Serena am Arm und wollte sie mit sich ziehen, da traf ihn ihr vernichtender Blick.

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