Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
So hatte er sie noch nie gesehen, voller Wut und Hass.
„Fass mich nicht an!“, fauchte Serena und da wurde Mikhael bewusst, dass er Mist gebaut hatte. Großen Mist. Serenas Hass traf ihn wie ein vergifteter Pfeil, der seine Widerhaken tief in Mikhaels Herz bohrte. Er hatte vermutlich das schönste, was ihm jemals im Leben passiert war, in einem Moment der Umnachtung und Trunkenheit zerstört. Mikhael hatte die einzige freundschaftliche Bindung seines Lebens vernichtet und eine mögliche Freundschaft im Keim erstickt. Das Band, das sich in dieser kurzen Zeit gebildet hat, der schönsten seines Lebens, hatte er mit seinen eigenen Händen in Stücke gerissen.
Mikhael packte Serena fester am Arm und zog sie aus dem Raum. Aira folgte ihnen. Sie liefen den dunklen Flur entlang. Serena befreite sich aus seiner Umklammerung, lief mit Aira voraus und bog in ihr Zimmer. Mikhael wollte ihnen gerade folgen, als er etwas spitzes im Rücken spürte.
„Du bist unvorsichtig geworden und verweichlicht“, zischte es hinter ihm. Mikhaels Augen weiteten sich. Angst, der Erkenntnis entsprungen, ergriff sein Herz und hielt es grimmig gefangen. Man hatte ihn gefunden. Und nicht irgendjemand, nein es musste ausgerechnet Ramires sein, der ihn aufgespürt hatte. Jeder andere wäre ihm lieber gewesen, vielleicht sogar Armirus persönlich.
„Ich weiß nicht was für einen Narren Armirus an dir gefressen hat, dass er uns jeden verdammten Stein in dieser Himmelsfähre hat umdrehen lassen, nur um dich zu finden.“ Das Messer durchbohrte die ersten Hautschichten. Mikhael zuckte zusammen.
„An deiner Stelle wäre ich sehr ruhig und würde mir eine Ausrede für deine Begleiterinnen ausdenken. Wir wollen doch nicht, dass ihnen etwas zustößt nur weil sie das Pech hatten dich kennenzulernen, oder?“ Mikhael machte das erst Beste, das ihm in den Sinn kam. Wenn er es geschickt anstellte, würde er den beiden eine Begegnung mit Ramires ersparen können.
Mikhael wusste, was auf ihn zu kam. Selten jemand überlebte eine Begegnung mit Ramires. Er war Armirus brutalster Mann, dem es Spaß machten zu quälen und anderen Leid zu zufügen. Mikhael sagte im Geiste zu Serena und Aira Lebewohl und war von Herzen dankbar, wenn auch nur für kurze Zeit Teil dieser Gruppe gewesen sein zu dürfen. Es war die beste Zeit seines Lebens gewesen und er konnte nicht einmal Danke sagen. Das letzte, was er ihnen mitgeben konnte, war ein sicherer Abzug aus der Stadt, über die Grenze, wo es vielleicht eine Welt ohne Schmerz und Leid gab. Für ihn war es zu spät. Wortlos ging er durch die Tür, griff nach seinem Beutel, warf ihn über die Schulter.
„Hier trennen sich unsere Wege. I ch hatte, was ich wollte.“ Traurig über solch letzte Worte schloss Mikhael die Türe hinter sich. Er lehnte sich einen Moment an sie und dachte an die gemeinsamen Abende beim Feuer, an die Nächte, an denen er Serenas Hand gehalten hatte, um sie zu beruhigen, an die Geschichten von Molly. Molly ... Mikhael streckte den Rücken durch.
„Ich gehe der wirklichen und einzigen Freiheit entgegen“, flüsterte er Molly im Geiste zu und ließ sich von Ramires führen. Sie verließen die Herberge und kaum hatten sie eine kleine dunkle Gasse erreicht, keine zweihundert Meter von der Herberge ent fernt, stieß Ramires ihn hinein. Er entriss Mikhael den Beutel und warf ihn in den Dreck. Ruhig drehte Mikhael ihm das Gesicht zu und wartete darauf, dass es begann. Es würde nicht schnell gehen. Ramires war bekannt dafür, dass er seine Opfer so lange wie möglich am Leben hielt, um sie bis zur letzten Sekunde zu quälen.
„Einen Mucks von dir und ich gehe zurück und vergnüge mich ein wenig mit deinen Freundinnen. Erst nehme ich mir die Schwarzhaarige vor und lass die Kleine dabei zuschauen, wie ich es ihr mit dem Messer besorge.“ Das war übel, Mikhael musste Ramires Aufmerksamkeit von den Mädchen ablenken.
„Hat Armirus seinen hörigen Köter geschickt, um mich zu bestrafen? Den letzten Hunden habe ich einzeln die Kehle durchgeschnitten. Deine Bettgefährtin war auch dabei. Sie hat gewinselt, bis der letzte Tropfen Blut aus ihr herausgequollen war.“ Jeder in der Bande wusste, dass Ramires Armirus Suchhund ausbildete. Wenn er zu so etwas wie Liebe fähig war, empfand er sie für diese Kreaturen. Sie verehrten ihn und gehorchten ihm, trotz der Schläge, Tritte und Peitschenhiebe, die seiner Meinung nach bei keiner Dressur fehlen durften.
Mikhael bekam, was er wollte. Der erste
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